Katastrophale Altacher schlittern gegen St. Pölten in 0:4-Heimdebakel

Sport / 05.12.2020 • 20:00 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Altach war gegen St. Pölten immer einen Schritt zu spät dran, wie hier Abwehrspieler Berkay Dabanli (l.) gegen den Torschützen zum 0:2, Dor Hugy. <span class="copyright">GEPA</span>
Altach war gegen St. Pölten immer einen Schritt zu spät dran, wie hier Abwehrspieler Berkay Dabanli (l.) gegen den Torschützen zum 0:2, Dor Hugy. GEPA

Durch die siebte Saisonniederlage bekommt der SCRA, weil Admira Wacker RB Salzburg besiegt, die rote Laterne umgehängt. Zudem wartet die Mannschaft seit 367 Minuten auf ein Tor.

Altach Viel hatte man sich vorgenommen für das Heimspiel gegen den SKN St. Pölten. Auf den Leistungen im Auswärtsspiel beim LASK wollte man zum Beispiel aufbauen (“Dort sind wir als Einheit aufgetreten, haben gezeigt, was wir in der defensiven Ordnung bringen können”, so Pastoor noch am Freitag). Endlich wieder ein Torerfolg war das Ziel, liegt der letzte doch schon über einen Monat zurück. Und vor allem wäre der zweite Saisonsieg auf dem Wunschzettel des Trainers gestanden, denn “wir spielen nicht für einen Schönheitspreis”.

“Nach der roten Karte haben alle wieder nur auf sich geschaut, wir sind einfach nicht als Mannschaft aufgetreten.”

Alexander Pastoor – Trainer, SCR Altach

All das hat nicht sollen sein, die Rheindörfler blieben weiter ohne Torerfolg. Im Gegenzug trafen die Top-Torjäger der Gäste, Dor Hugy und Alexander Schmidt, sowie der Eingewechselte Nicolas Meister und Kofi Schulz. Sie besiegelten die 0:4-Heimniederlage der Pastoor-Elf.

Bereits in der 8. Spielminute setzten aber zunächst die Altacher ein erstes Ausrufezeichen; Nosa Edokpolor wusste es, Daniel Maderner zum perfekten Zeitpunkt loszuschicken, der sein Glück mit dem Zuspiel auf Daniel Nussbaumer versuchte. Dieser war aber gegen vier gegnerische Abwehrspieler ohne Chance.

Fussball, Tipico Bundesliga – 10. Runde

Cashpoint SCR Altach – SKN St. Pölten 0:4 (0:1)

Torfolge: 16. 0:1 Schmidt, 49. 0:2 Hugy, 66. 0:3 Meister, 80. 0:4 Schulz

Gelbe Karten: 51. Zwischenbrugger (Foulspiel), 81. Dabanli (beide Altach/Unsportlichkeit)

Gelb-Rote Karte: 36. Edokpolor (Altach/wiederholtes Foulspiel)

Cashpoint SCR Altach (3-4-1-2): Kobras; Anderson (10. Schreiner/56. Fischer), Dabanli, Bumberger; Thurnwald, Zwischenbrugger, Oum Gouet, Edokpolor; Stefel (56. Obasi); Maderner (72. Netzer), Daniel Nussbaumer (72. Tartarotti)

SKN St. Pölten (4-3-3): Riegler; Blauensteiner, Steinwender (69. Maranda), Muhamedbegovic (79. Drescher), Schulz; Halper, Pokorny (79. Asadi), Ljubicic; Davies (30. Meister), Schmidt (69. Grozurek), Hugy

Torerfolg durch gelungenes Umschaltspiel

Auf der anderen Seite machten es die Niederösterreicher besser, George Davies sicherte sich im Mittelfeld den Ball, der über Dor Hugy bei Alexander Schmidt landete. Die Altacher Abwehr war zu diesem Zeitpunkt schon außer Gefecht, sodass es für den 22-jährigen Schmidt ein Leichtes war, zum 0:1 einzuschieben (16.).

Zuvor musste bereits Anderson Dos Santos Gomes ausgewechselt werden (10.), was den niederländischen Cheftrainer kurzerhand zu einer Umstellung bewog: Der neu aufs Feld gekommene Emanuel Schreiner rutschte ins Mittelfeld, was eine neu formierte Abwehrreihe mit Berkay Dabanli auf der rechten Seite, David Bumberger in der Mitte und Nosa Edokpolor bedingte.

Zwar präsentierten die Altacher speziell in Hälfte eins immer wieder gut anzusehendes Aufbauspiel – vor allem die linke Flanke mit Daniel Nussbaumer. Außerdem sei man, laut Alexander Pastoor, “organisiert ins Spiel gestartet. Wir haben zwar zu wenig Fußball gespielt, aber die defensive Leistung war in den ersten zehn bis 15 Minuten in Ordnung.”

54 Minuten zu zehnt auf dem Platz

Kurz darauf stand ebenfalls ein Mann von der linken Flanke im Mittelpunkt – Edokpolor holte sich nach einem Foulspiel die zweite gelbe Karte innert 36 Minuten ab und musste somit – unter lautstarkem Protest von Seiten der Heimmannschaft – das Spielfeld verlassen. “Danach hat sich niemand mehr getraut, etwas zu bewegen. Alle haben nur auf sich geschaut”, nahm Pastoor seine Mannschaft in die Kritik. Und auch wenn es mit einem Mann weniger auf dem Platz sicher “schwieriger” sei, “hätte ich mir erwartet, dass wir einfach voll drauf gehen und spielen wie wir spielen können. Mit einer kompakten Defensive zum Beispiel, aber wir sind nicht als Mannschaft aufgetreten.”

Auch in der zweiten Spielhälfte sollte es für den SCRA – und vor allem für deren Abwehrreihe – nicht besser laufen, was sich auch im Ergebnis widerspiegelte. Bereits kurz nach Wiederanpfiff nämlich schafften es sechs Altacher nicht, Dor Hugy unter Kontrolle zu bringen, der den Nachschuss eines Freistoßes zum 0:2 im Tor unterbrachte – Vor allem der Ärger von Torhüter Martin Kobras war zu diesem Zeitpunkt scheinbar ins Unermessliche gestiegen (49.). Und auch Pastoor war ob dieser Situation schockiert: “Alle im Strafraum können da den Ball wegschießen und das passiert einfach nicht. Dazu kann ich nicht mehr viel sagen.”

Ähnlich ärgerlich dürfte das 0:3 gewesen sein, ein Kobras-Ausschuss landete direkt bei Kofi Schulz im gegnerischen Mittelfeld, der die Gunst des Augenblicks nutzte und auf Nicolas Meister – knappe 30 Meter vor dem Kasten der Rheindörfler stehend – abgab. Für ihn war es dann ein Leichtes, ohne große Abwehrbemühungen von Seiten der Heimmannschaft zum dritten Tor einzuschieben (66.).

“Persönliche Fehler” als Ursache für Niederlage

Von da an waren auf beiden Seiten nicht mehr viel nennenswerte Aktionen zu sehen, den Deckel auf das Spiel setzte nur noch Kofi Schulz, der mit seinem 0:4 in der 80. Minute den Endstand besiegelte. Damit – und aufgrund des Admira-Siegs über Tabellenführer Salzburg – rutschen die Altacher in der Tabelle ab und zieren für mindestens eine Woche das Tabellenende, bevor es für die Mannschaft von Alex Pastoor auswärts gegen die SV Ried geht. Und der SCR Altach muss sich die Frage nach schlechten Auftritten Woche für Woche – trotz gegenteiliger Bekundungen der Verantwortlichen – gefallen lassen.

Schlussendlich war das Spiel für den niederländischen Trainer eine “unglaubliche Enttäuschung”, auch weil “alle Spieler normalerweise Fußball spielen können. Aber anscheinend verlieren sie nach einem Anderson-Wechsel und der roten Karte die Lust am Spiel.” Außerdem seien die “persönlichen Fehler” ein großes Problem gewesen, man hatte, “nur noch auf sich geschaut haben”.

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