Mit dem kleinen Golfball groß werden
Michael Rauscher schaffte den Aufstieg ins Nationalteam und hat hehre Ziele.
Rankweil Der Karriereplan ist ebenso klar definiert wie ambitioniert. Ein College in den USA mit dem Schwerpunkt Golf im übernächsten Jahr, die European Tour als Zwischenstation, der finale Zielort und der Traum ist dann die Königsklasse im Golfsport, die PGA-Tour. Michael Rauscher, Vorarlbergs großes Talent im Golfsport, seit kurzem mit Nationalmannschaftsstatus, entwickelt erkennbare Entschlossenheit, wenn es um seine sportliche Zukunft geht. „Mich bringt so schnell nichts aus der Ruhe“, gibt der 17-Jährige von sich preis, zumindest nicht auf einer Golfrunde.
„Jede Golfrunde ist eine Herausforderung – man weiß nie, was auf einen zukommt.“
Umstieg von groß auf klein
Die Qualitäten auf dem Golfplatz lassen sich leicht aus den Resultaten dieses Jahres herauslesen. Da steht eine Traumrunde von 58 Schlägen zu Saisonbeginn auf der Anlage beim GC Wachau in Maria Taferl. Acht Birdies und ein Eagle, zehn unter Platzstandard, danach war auch der sonst so gelassene Gymnasiast überrascht: „Eigentlich war es als gemütliche Turnier-Runde mit meinem Freund Maximilian Klaus geplant. An so ein Wahnsinnsergebnis habe ich nie gedacht. Rückblickend war es sehr cool und wird mir immer in Erinnerung bleiben.“ So ein Erfolg spornt natürlich an und ist wichtig, um in Phasen durchzutauchen, wenn es auch einmal nicht so toll läuft“, sagt der Rankweiler. Beim Golfen können Höhen und Tiefen sehr schnell aufeinander folgen.“ Rauscher war nach Christoph Pfau, der 2011 ebenfalls die 60er Marke unterbot, erst der zweite Österreicher, von dem eine 58er-Runde dokumentiert ist. Die Topform unterstrich das Mitglied des GC Montfort-Rankweil mit dem Sieg beim Auftakt und einem zweiten Platz – nach Stechen gegen seinen Freund Maximilian Klaus – in der U-18-Kategorie bei der Austrian Juniors Golf Tour. Eine Saison davor hatte er sich den österreichischen Matchplay-Meistertitel in der U-16-Klasse geholt. Im Alter von 14 Jahren fand er bei der Herrenmannschaft in Rankweil Aufnahme. Heuer gelang mit dem Team der Aufstieg in die 1. Division. „Wir haben in Rankweil eine super Mannschaft, die jährlichen Österreichischen Meisterschaften zählen auch zu meinen Turnier-Höhepunkten. Ein gemeinsames Ziel macht mich auch persönlich stärker und zudem macht es unglaublichen Spaß, ein solches gemeinsam zu erreichen“, kann er Teambewerben einiges abgewinnen.

Rauscher zeigte sich von klein auf fasziniert von Ballsportarten. „Ich startete mit Tennis und Fußball und bin dankbar dafür, dass ich die Möglichkeit hatte, daneben auch noch Golfen zu dürfen.“ Warum der kleine Golfball wichtiger als der große Fußball geworden ist, kann er nicht erklären. „Ich habe öfters an Wochenenden vormittags Golf und am Nachmittag mit meiner Mannschaft Fußballturniere gespielt.“ Einen Anlassfall, warum der Fußball ins Hintertreffen geriet, gab es allerdings: „In Rankweil wurde die Fußballmannschaft unseres Jahrgangs aufgelöst, ich hatte dadurch mehr Zeit zum Golfen. Im Jugendtraining des Golfklubs wurde ich gefördert und bald in den Vorarlberger Landeskader aufgenommen. Dadurch war es mir möglich, noch intensiver und gezielter zu trainieren.“ Mit dem Wechsel vom Sportgymnasium Dornbirn ins Golf-Leistungszentrum nach St. Pölten im vergangenen Jahr ordnete der junge Mann alles dem Sport unter. „Ich bringe Schule und Golf gut unter einen Hut und schätze mein Trainingsumfeld unter Gleichaltrigen sehr.“ Auf dem Stundenplan stehen jeweils am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag Golftraining, am Montag und Mittwoch wird im Kraftbereich gearbeitet. Dazu kommen Koordination, Ausdauer und technische Übungen. „In diesem Jahr habe ich rund 30 Turnierrunden gespielt.“ Trotz der Corona-Einschränkungen funktionierten die Turniereinsätze gut. Die Pläne für 2021 sind bereits geschmiedet. Seine Stärken definiert Rauscher im Spiel mit dem Wedge. „Ich sehe es immer wieder als Herausforderung, mich aus schwierigen Situationen zu befreien.“
Familienanschluss hat Rauscher in Niederösterreich beim erfahrenen PGA-Pro Charly Pregenzer gefunden, Onkel seines Trainingskollegen Max Klaus. „Wir verbringen die Wochenenden zwischen der Schule und den Golfturnieren sehr oft dort, da die Heimreise ins Ländle einfach zu weit wäre.“ Die jungen Golfer sind im Internat Zimmerkollegen, spielen viele Turniere zusammen, sind auf Augenhöhe und gleicher Wellenlänge unterwegs. Pregenzer wird beide auf das gleiche Ziel vorbereiten: In Amerika auf Profibasis Golf zu spielen.