Winterpause nützen

Mit einer Niederlage in die Winterpause. Das hinterlässt neben einer unsicheren Gefühlslage viel Arbeit bei den Klubverantwortlichen und im Trainerstab. Dabei wird eine richtige Analyse sehr wichtig sein, um die richtigen Erkenntnisse für die Rückrunde zu treffen. Das Spiel in Hartberg hat einmal mehr gezeigt, dass Altach phasenweise guten Fussball spielen kann, aber es in den entscheidenden Momenten an Durchschlagskraft bzw. Qualität fehlt. In meiner Analyse möchte ich zwei Schwerpunkte, die mir in Bezug auf Altach am Herzen liegen, herausfiltern.
Zusammensetzung der Mannschaft? Hier wurde zu wenig Qualität verpflichtet. Vor allem die Offensive konnte nach den Abgängen von Christian Gebauer und Sidney Sam nicht ansatzweise ausgeglichen werden. Ein Blick auf die Statistik zeigt die mangelnde Effektivität von Chinedu Obasi (34 Jahre/11 Einsätze/0 Tore/0 Vorlagen), Mario Stefel (24/10/2/1) oder Daniel Maderner (25/12/1/0) vor dem gegnerischen Tor. Im Mittelfeld und in der Abwehr wurde für mich zu oft rotiert. 27 Gegentore zeugen von wenig Kompaktheit und mangelhafter Abstimmung. Einzig Torhüter Martin Kobras hat für mich jene Verantwortung übernommen, die ich mir von einem Spieler in dieser Situation erwarte. Der 34-Jähre verhinderte mehrmals mit seiner starken Leistung eine höhere Niederlage.
Spielanlage und Systeme? Zu Saisonbeginn setzte der Trainer auf eine 4-4-2 Grundordnung. Von seinen Schützlingen verlangt der Niederländer Flexibilität auf dem Platz. Sie sollen am Platz entscheiden, wann und wo der Gegner angelaufen wird. Wichtig ist ihm dabei eine gute Restverteidigung. Doch die ersten Runden zeigten, dass diese Vorgaben von den Spielern nicht umgesetzt werden konnten. So entschied sich Pastoor nach drei Niederlagen und einem Remis das System zu ändern. Fortan wurde in einem 3-5-2 (Offensiv) bzw. in einem 5-3-2 (Defensiv) agiert. Eine Taktik, die vor allem für die Außenspieler eine hohe Laufbereitschaft bedeutet. Nach einem 4:2 gegen die Admira schien der Plan aufzugehen. Doch dann folgten vier Niederlagen und ein 0:0 zu Hause gegen Austria Wien. Pastoor ruderte auf eine Viererkette zurück. Das 4:1 in Ried gab ihm recht. Doch Hartberg zeigte erneut, wie fragil die scheinbar wiedergewonnene Kompaktheit ist.
Mein Fazit: Spannend bleibt für mich, welche Spielanlage der Cheftrainer in Zukunft umsetzen will. Aktuell würde ich empfehlen, weniger Ballbesitz ist mehr. Viele Mannschaften sind heute erfolgreich, selbst wenn der Ball vor allem in den Reihen des Gegners zirkuliert. Mehr Kompaktheit im defensiven Verbund würde dem Team zudem die nötige Stabilität verleihen. Auch die Vereinsführung ist aus meiner Sicht gefordert, denn: Die Offensive braucht mehr Qualität, um die nötigen Tore für den Klassenerhalt zu erzielen.
Dieter Alge (54) ist Fußballtrainer mit Erfahrung im Profi-, Amateur- und Nachwuchsbereich.