„Tun alles, um negativ zu bleiben“

Für ÖSV-Springer-Cheftrainer Andreas Widhölzl ist vor der Vierschanzentournee die Gesundheit das Wichtigste.
Oberstdorf Zweimal gebeutelt von positiven Coronavirus-Fällen, Quarantäne und einer vor allem deshalb bisher sehr durchwachsenen WM-Saison hat sich Österreichs Skisprung-Team am Tag vor Beginn der 69. Vierschanzentournee zur Erwartungshaltung geäußert. Die ÖSV-Springer sind allemal für Plätze ganz vorne gut, doch die Favoriten sind andere. Und im Vordergrund steht für viele eine anhaltende oder verbesserte Gesundheit. So war Cheftrainer Andreas Widhölzl vor seiner ersten Tournee in dieser Funktion vor allem einmal froh, dass er überhaupt auf das stärkste Team zurückgreifen kann. „Es war doch eine Krankheit und es ist nicht so selbstverständlich, dass alles so positiv ausgeht. Wir sind glücklich, dass alle wieder da sind und ich freue mich irrsinnig auf die Tournee. Ich traue jedem sehr viel zu“, sagte Widhölzl, der selbst nicht nur Corona-positiv war, sondern auch Symptome gezeigt hat.
Eine der Maßnahmen, um noch einen Tick sicherer zu sein, ist im ÖSV-Team nun das Einzelzimmer. „Wir haben im Vorfeld schon sehr vorsichtig agiert und sehr viel getestet, aber man muss sich bewusst sein, dass immer etwas passieren kann. Auch wenn man sehr genau ist“, warnt der „Swider“ genannte Ex-Weltklasse-Springer. Man halte sich an alle Bestimmungen. „Wir hocken auch beim Essen mit Maske da und tun das Mögliche, dass die Negativen auch negativ bleiben und wir die restliche Saison ohne Fälle überstehen.“
Inwiefern er selbst oder auch die positiven Fälle seiner Mannschaft, wenn sie Symptome hatten, auch noch unter Spätwirkungen leiden, erklärte er dann so: „Ich kann nur von mir reden. Mir geht es gut. Was ich schon merke, ist, dass mir schneller die Energie ausgeht, und meine 17 Bergtouren im Sommer haben es nicht gebracht, dass es mir besser geht. Ich bin eigentlich recht gut im Saft, aber wenn ich Stiegen raufgehe, merke ich, dass ich zwei oder drei Mal öfter stehen bleiben muss. Die Masken machen es natürlich auch nicht besser, man kriegt da wenig Luft.“
Kraft ist froh, wieder dabei zu sein
Bei den Krafttests seiner Sportler zeige sich, dass diese auf gutem Weg sind. „Aber man darf nicht vergessen, es ist eine Krankheit und auch wenn die Symptome nicht so stark sind, macht es was mit dem Körper“, so Widhölzl. Man müsse daher geduldig sein, den Sportlern Zeit geben, schrittweise besser zu werden. „Bei den Krafttests kommen sie jetzt schon in die 90-Prozent-Bereiche rein.“
Auch dem bisher wegen Corona und dann wegen Rückenproblemen punktelosen Weltcup-Titelverteidiger Stefan Kraft traut Widhölzl einiges zu. „Krafti, schätz ich, wird das auch machen und seinen „Nuller“ bereinigen. Ich nehme gern den (Halvor Egner) Granerud als Beispiel her, mit dem hat am Anfang der Saison keiner gerechnet.“ Auch seine Team habe ein „Wahnsinnspotenzial“. Der angesprochene Kraft freut sich, dabei sein zu können und dass er „hoffentlich die Tournee durchhalte“. Dass er in Deutschland als Geheimfavorit gehandelt wird, berührt ihn im Moment sehr wenig, „Ich glaube schon, dass ich sehr gut springen kann, es ist halt sehr ungewiss. Ich habe einen Wettkampf in meinen Füßen und der ist schon ein Monat her“, sagte der Salzburger.