Vom Winde verweht

Riesentorlauf der Damen am Semmering nach dem ersten Durchgang abgebrochen.
Semmering Vom Wind verblasen worden ist Teil eins des Jubiläums-Skiweltcups am Semmering. Der Riesentorlauf der Damen musste am Montag bei einer Halbzeitführung der Slowakin Petra Vlhova wegen heftiger Windböen kurz vor dem Start des zweiten Durchgangs aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden. Der Sturm war so stark, dass im Zielraum selbst Holz- und Eisenteile durch die Luft flogen. Das Rennen kann am Semmering nicht mehr nachgetragen werden.
Dabei hielt sich der Wind zunächst sowohl im sehr flachen Startteil als auch im Zielraum in Grenzen. „Titelverteidigerin“ Vlhova setzte sich mit einem Vorsprung von 0,22 Sekunden auf die Italienerin Marta Bassino an die Spitze. Dritte war die Schweizerin Michelle Gisin mit 0,35 Sekunden Rückstand auf Vlhova. Abgeschlagen waren hingegen die besten Österreicherinnen. Katharina Liensberger reihte sich als ÖSV-Beste mit 1,97 Sekunden Rückstand auf Platz 14 ein. DieVorarlbergerin war eine von fünf der insgesamt zehn ÖSV-Damen, die auch an der Entscheidung teilgenommen hätten. Nach dem jüngsten Aufwärtstrend in Courchevel war Lauf eins auf der sensiblen Semmering-Piste eher ein empfindlicher Rückschlag gewesen. Wann die Damen die Chance auf ein Nachholen des Rennens bekommen, war vorerst unklar. Am Semmering ist weder eine Fortsetzung am Dienstagvormittag noch aus Logistik- und TV-Gründen eine Neuaustragung am Mittwoch möglich. Einerseits hielt der starke Wind am Montag bis in die Abendstunden an, zudem wurden 10 bis 15 Zentimeter Neuschnee erwartet.
Noch kein Ersatztermin
Am Semmering konzentrierte man sich deshalb ganz auf die Aufräumarbeiten, um den Nachtslalom zu sichern. Der erste Durchgang beginnt heute um 15.15 Uhr. „Der Wind war über 100 km/h stark, wird aber in der Nacht schwächer“, sagte FIS-Renndirektor Peter Gerdol. „Wir werden den ganzen Vormittag brauchen, um den Zielraum wieder aufzubauen.“ Der Riesentorlauf werde später in der Saison nachgeholt werden.
Der Wind hatte am Montag nach dem ersten Durchgang immer mehr zugenommen, weshalb sich die Organisatoren zunächst entschlossen, den Start hinunter zu verlegen und damit Lauf zwei deutlich zu verkürzen. Letztlich war auch das vergebliche Liebesmüh, denn der Sturm wurde immer heftiger und böiger, weshalb auch die Gondelbahn immer wieder gestoppt werden musste. Auf der Piste bogen sturmartige Böen nicht nur die Tore bis zum Boden, sie rissen bald im Zielraum Werbemittel und das Zielbanner nieder, sogar Eisenkonstruktionen fielen um und wurden kaputt. Von einem benachbarten Haus wurden Holzeiteile abgerissen und durch die Luft gewirbelt. Man fühlte sich an chaotische Szenen erinnert, wie sie 2012 und 2015 auch bei den Rennen in Bad Kleinkirchheim zu erleben gewesen waren.
Glücklicherweise keine Zuschauer
So wurde aber der Semmeringer Zielraum in kürzester Zeit vom Sturm verwüstet und deshalb vom zahlreichen Sicherheitspersonal rasch evakuiert. „Es ist mehr als verständlich, dass abgesagt wurde“, sagte ÖSV-Läuferin Franziska Gritsch, nachdem sie heil entkommen war. „Wenn die Tore nicht mehr gerade stehen, ist kein faires Rennen möglich“, meinte die Tirolerin. „Aber heute geht sowieso die Sicherheit für alle vor, sowas gehört zum Business.“ Auch für Atomic-Rennchef Christian Höflehner gab es keine Option. „Es gab heute gar keine andere Möglichkeit mehr. Es sind Teile unkontrolliert herumgeflogen. Da reden wir gar nicht mehr von einem fairen Rennen.“
Vermutlich war es letztlich sogar ein Riesenglück, dass diesmal wegen Corona keine Zuschauer am Semmering sind. Einen mit 10.000 Zuschauern gefüllten Zielraum zu räumen wäre wohl ungleich schwieriger, vor allem deutlich langwieriger gewesen.
„Ich bin hier vor vier Jahren erstmals in die Punkte gekommen, also gute Erinnerungen.“
