Rückkehr zu den Wurzeln

Mountainbiker Daniel Geismayr wechselt zu Trek Pirelli und beendet seine Straßenradkarriere.
DORNBIRN Das Wechselspiel auf unterschiedlichem Terrain und in verschiedenen Rennformaten von Daniel Geismayr ist beendet. Nach vier Saisonen der Doppelbelastung im Mountainbike- und Straßenrennsport beim Team Vorarlberg Santic hat Vorarlbergs Parade-Mountainbiker fortan wieder seinen Fokus einzig auf den Mountainbikesport gelenkt. Notwendig wurde die Rückkehr zu den Wurzeln auch durch den Umstand, dass sich das südlich von Ravensburg in Meckenbeuren beheimatete Team Centurion Vaude, bei dem Geismayr zehn Saisonen unter Vertrag stand, mit Jahresende aus dem Rennsport zurückzieht. „Bereits im Frühjahr nach Ausbruch der Coronapandemie hat der Teamchef von Centurion mitgeteilt, dass am Ende des Jahres Schluss sein wird“, so der 31-Jährige.
Weiter zweigleisig unterwegs
Die Suche nach einem neuen Arbeitgeber erwies sich dann als sehr schwierig. „Bedingt durch die Umstände mussten alle Teams rigorose Einschränkungen vornehmen. Nach monatelangen Verhandlungen bin ich nun aber froh darüber, mit dem in Thiene (Provinz Vicenza) ansässigen Team Trek Pirelli einen neuen Dienstgeber gefunden zu haben.“
Das Team Trek Pirelli ist eine der Topadressen im Mountainbikesport. Neben zahlreichen italienischen Spitzenfahrern wird zukünftig auch U-23-Weltmeister Vlad Dascalu aus Rumänien ein Teamkollege von Geismayr sein. „Trek Pirelli konzentriert sich primär auf die olympische Cross-Country-Disziplin. Parallel dazu wollen sie aber auch auf der Marathondistanz vorne mitmischen. Ich bin froh und glücklich darüber, dass ich in einem Topteam untergekommen bin und freue mich auch die kommenden Aufgaben“, betont der Dritte in der UCI-Marathon-Weltrangliste aus Dornbirn.
Durch die Spezialisierung auf die Mountainbikesparte wird Geismayr zukünftig keine Straßenrennen mehr bestreiten. „Hauptgrund dafür ist sicherlich, dass die Zweigleisigkeit unbestritten für Vorteile im Trainingsalltag sorgt. Gleichzeitig kommt es aber auch zu Interessenskonflikten bezüglich Sponsoren und Ausrüstern. Da Trek Pirelli es nicht erlaubt hat, werde ich keine Lizenz für Straßenrennen lösen und habe deshalb auch meine seit 2017 laufende Verpflichtung beim Team Vorarlberg beendet.“
Trainingslager in Spanien
Geismayrs Erfolgsbilanz im Straßenrennsport kann sich durchaus sehen lassen. Sowohl 2018 als auch 2019 zählte der Quereinsteiger als Gesamt-16. bzw. -19. jeweils zu den drei bestklassierten rot-weiß-roten Fahrern bei der Österreich-Rundfahrt. Zudem stellte er bei Berg- und Sprintetappen bzw. im Kampf gegen die Uhr im Zeitfahren seine Qualitäten als Allrounder eindrucksvoll unter Beweis. „Ich blicke mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. Ich habe mich auf dem Straßenrad extrem wohl gefühlt und wollte einfach ausprobieren, ob es möglich ist, in beiden Sparten erfolgreich zu sein. Dies ist mir nach eigener Einschätzung auch ganz gut gelungen. Doch jetzt wurden die Karten neu gemischt und erfordern die Neuorientierung. Ich bin stolz darauf, was ich als Straßenfahrer erreicht habe, und freue mich auf die neue Aufgabe“, so Geismayr.
Bereits ab 13. Jänner wird Geismayr mit seinem neuen Team ein Trainingslager in Calpe absolvieren. „Ich habe zwar bei den Vertragsverhandlungen schon einige Fahrer und den Betreuerstab von Trek Pirelli näher kennengelernt. Doch wenn man über einen längeren Zeitraum miteinander trainiert und lebt, ist es schon etwas anderes, als wenn man sich nur kurz einmal mit einem Teamkollegen unterhält.“
Das Hauptaugenmerk in der Rennsaison 2021 liegt weiter auf der Marathondistanz. Parallel dazu wird Geismayr aber auch Einsätze in der olympischen Cross-Country-Disziplin absolvieren. „Geplant ist, dass ich auf jeden Fall zweigleisig unterwegs sein werde.“ Durch die Verschiebung der Olympischen Sommerspiele in Tokio will Geismayr sein ursprünglichen Pläne weiterverfolgen: „Ein Olympiastart ist ein Ziel, das jeden Sportler antreibt. Nachdem ich im letzten Jahr an einigen Cross-Country-Rennen teilgenommen habe und dabei mit der nationalen Spitze mithalten konnte, werde ich daran nichts ändern. Sollte es 2021 nicht klappen, werde ich den Gedanken aber weiterverfolgen. Mit 31 Jahren fühle ich mich noch nicht zu alt, und Olympia 2024 wäre auf jeden Fall eine weitere Option für mich.“
Neue Rennserie im Marathon
Unabhängig von den Erfolgen wird Geismayr heuer erstmals an der im April in Andalusien startenden und insgesamt sechs Rennen umfassenden UCI-MTB-Marathon-Series teilnehmen. Als weitere Höhepunkte hat der Dornbirner die Marathon-EM Ende Juni in Spanien und die WM Anfang Oktober auf Elba ins Auge gefasst. JD