Augen zu und durch die Pandemie

Nach der Regular Season ist vor den Play-offs – und diese starten heute in der National Football League (NFL).
Schwarzach Alle 256 Spiele der Regular Season wurden absolviert. Die planmäßige Durchführung der nächsten 13 und damit der Playoffs entscheidet über das Experiment namens NFL-Saison 2020/21.
Es gab im Sommer nicht viele Leute, die selbst der finanzkräftigsten Sportliga der Welt zugetraut hätten, während der Covid-19-Pandemie eine Spielzeit pünktlich zu beginnen und ohne Nachholspiele bzw. ganz generell weitestgehend unbeschadet zu überstehen. Anders als beispielsweise im Basketball (NBA) oder Eishockey (NHL) konnte eine durch das Corona-virus unterbrochene Saison nicht einfach in einer „Bubble“ zu Ende gespielt werden. Schon allein die logistischen Herausforderungen im American Football lassen ein solches Unterfangen schier unmöglich erscheinen. Denn ein Kader umfasst bis zu 55 Spieler; mit Trainern, Offiziellen und Betreuern gehören einem Team-Tross rasch 100 Personen und mehr an. Bei 32 Mannschaften bewegen sich pro voller Spielwoche weit über 3500 Leute quer über den nordamerikanischen Kontinent.
Und dennoch dient die bisherige Saison der NFL als Paradebeispiel für einen fast pannenfreien Ligabetrieb, während ein Virus noch immer weite Teile der Gesellschaft und Weltwirtschaft lahmlegt. Über zwei der vier Gründe dafür möchte ich diese Woche schreiben, kommende Woche lesen Sie die anderen beiden.
Testen, testen, testen
Wo Geld keine Rolle spielt (Anm. d. Red.: mehr als 15 Milliarden Dollar Umsatz im Geschäftsjahr 2019), können auch Rahmenbedingungen geschaffen werden, von denen andere Sportligen nur träumen. Von Anfang August 2020 bis zum 2. Jänner wurden 922.220 Covid-19-Testungen beim NFL-Personal durchgeführt. Auf Vorarlberg umgelegt würde das bedeuten, dass binnen fünf Monaten jede Person, die hier lebt, fast 2,5 Mal getestet worden wäre. Das kann und will sich auch nur eine Entität leisten, die durchaus realistisch damit rechnet, über die kolportierte zehnjährige Laufzeit der nächsten TV-Verträge über 100 Milliarden Dollar zu lukrieren. Nur innerhalb Nordamerikas, wohlgemerkt.
Vorbild im Überwachungsstaat
Eltern kennen das. Erwachsene haben den Kindern Vorbild zu sein. So ähnlich verhält es sich in der NFL mit Trainern und Spielern. Coaches sind verpflichtet, an der Seitenlinie Maske zu tragen. Bereits nach drei der 17 Spielwochen hatte die NFL Trainern, die es damit nicht immer ganz genau nahmen, Strafen von 1,75 Millionen Dollar aufgebrummt. Und wenn nach einem Sieg auf Social Media ein Video die Runde macht, das Mannschaft und Betreuer in der Kabine feiernd – ohne Mund-Nasen-Schutz – zeigt, dann setzt es auch mal eine Pönale von einer schlanken halben Million.
Super Wild Card Week
Gespielt wird dieses Wochenende übrigens erstmals im neuen Playoff-Format mit 14 statt bisher zwölf Qualifikanten. Die beiden besten Teams der Regular Season (Green Bay Packers und Kansas City Chiefs) haben ein Freilos für Runde eins, die Teams zwei bis sieben der Setzliste fechten pro Conference die jeweils anderen drei Halbfinalplätze aus. Live zu sehen auf Puls 4 bzw. Puls 24, Pro Sieben sowie DAZN.

AMERICAN FOOTBALL
Der Spielplan der National Football League (NFL) für das „Super Wild Card Weekend“
Samstag: Buffalo Bills – Indianapolis Colts, Seattle Seahawks – Los Angeles Rams, Washington Football Team – Tampa Bay Buccaneers
Sonntag: Tennessee Titans – Baltimore Ravens, New Orleans Saints – Chicago Bears, Pittsburg Steelers – Cleveland Browns
Martin Pfanner ist selbstständiger Journalist, TV-Kommentator und Produzent. Er arbeitet u.a. für PULS 24, den Schweizer Sportsender MySports und das Streaming-Portal DAZN. American Football und Eishockey sind seine großen Passionen.