Startschuss für Karate-Superjahr

2020 war schwierig. Jetzt erfolgte für Österreichs Karatekas der Restart – im Olympiazentrum Vorarlberg in Dornbirn.
Dornbirn Coronatests vor dem Frühstück, Fiebermessen vor dem Betreten der Halle, ständiges Desinfizieren der Schutzausrüstung und eine vorab vom Ministerium genehmigte Liste an Teilnehmern. Das traditionelle Wintertrainingslager von Karate Austria im Dornbirner Olympiazentrum verlief nicht nur für die 39 Sportler – darunter 17 Vorarlberger Karatekas – ungewohnt, sondern war auch in organisatorischer Hinsicht eine Herausforderung. Und dennoch eine willkommene Abwechslung, folgt doch so langsam der Wettkampf-Restart.
Der Traum von Olympia
2021 finden mit der WM, der EM sowie den Olympischen Spielen gleich drei Großereignisse statt. Als einzige Österreicherin hat Bettina Plank (28) noch die Chance, sich direkt über die Punkteturniere für Tokio zu qualifizieren. Besonders die Wettkämpfe in Rabat (April) sowie die EM in Porec (Mai) werden für die Feldkircherin deshalb entscheidend – es gibt aber Mitte Juni auch noch die Möglichkeit einer Quali über das Turnier in Paris. Weil Karate für Olympia 2024 in Paris aus dem Programm gestrichen wurde, ist dies für viele die letzte Möglichkeit einer Olympia-Teilnahme. „Da werden die Alarmsysteme bei einigen Athleten sicher noch einmal zusätzlich geschärft“, so Nachwuchs-Bundestrainer Daniel Devigili.
„Irgendwen gibt es, der seine Hausübungen besser macht und der dann vorne steht.“
Daniel Devigili, Bundestrainer Nachwuchs
Ein letztes Mal
Das Olympia-Aus sei für Devigili jedenfalls überraschend gekommen, zumal Frankreich eine Karate-Hochburg sei. Insbesondere für die Sportler sei es natürlich schön, olympisch zu sein – das würde sich zudem auch im Fördersystem widerspiegeln. Wenngleich man hoffe, in Zukunft wieder dabei zu sein: Dass es aber auch ohne Olympia-Status geht, zeige ein Blick auf andere Sportarten: „Wenn man sich etwa die Darts-Werfer anschaut: Denen ist das doch egal, ob die olympisch sind. Die haben ihr Spektakel und ihre Medienpräsenz.“
Eine Sportart müsse eben immer auch selber etwas aus sich machen, sich vermarkten. Im Karate habe man eine große Community, Weltmeisterschaften mit über 80 Nationen und 2000 Teilnehmern. Und mit den European Games 2023 in Krakau auch reichlich Ansporn für die Sportler.
Karate-Austria-Präsident Georg Nußbacher (Mitte) mit Daniel Devigili, Manfred Eppenschwandtner, Martin Kremser und Juan Luis Benitez
Bereits Mitte Februar startet Bettina Plank in Lissabon in die Premier League, wo der internationale Restart erfolgt. Zuvor wartet am 31. Jänner ein Ländervergleichskampf in Salzburg gegen Deutschland. Dort werden aus Ländle-Sicht auch Adrian Nigsch – feierte gestern seinen 17. Geburtstag – und Hanna Devigili antreten. Für die Tochter des Bundestrainers liegt der Fokus ein letztes Mal auf der im Mai in Limassol startenden Youth-League. Im nächsten Jahr wird Hanna Devigili (17) altersbedingt nicht mehr teilnehmen dürfen. „So gesehen haben wir 2020 schon ein wichtiges Jahr verloren“, meint Vater und Trainer Daniel.
Das große Ziel für 2021 sei jedenfalls die Nachwuchs-EM, welche im August in Tampere stattfinden wird. Ein weiteres Highlight ihrer noch jungen Karriere wäre zudem Ende November ein Start bei der WM in Dubai, um erste Erfahrungen im Erwachsenensport zu sammeln. „Dann muss im Sommer bei den Quali-Turnieren aber alles gut laufen.“
Licht und Schatten
„Ich bin überzeugt, dass manche in ihrer Persönlichkeit massiv gestärkt aus dieser Phase herauskommen – aber ich weiß auch, dass internationale Top-Nachwuchssportler das Handtuch geworfen haben“, analysiert Devigili die Situation nach einem schweren Jahr für seine Sportart. Während er darüber spricht, wirkt der 49-Jährige durchaus nachdenklich. In Vorarlberg, so sagt er, habe man das Glück, mit den acht Athleten aus dem Sportgymnasium über das Jahr fast durchtrainiert zu haben. Nichtsdestotrotz, fehlende Wettkämpfe seien ein Problem. Auch der für 23. Jänner geplante Austrian Karate Championscup in Hard ist abgesagt. Gerade in harten Trainingsphasen sei die Motivation bei manchen deshalb schwierig. Aber: „Irgendwen auf der Welt gibt es, der seine Hausübungen besser macht als die anderen, und der wird beim nächsten Großereignis auch vorne stehen.“
Am schlimmsten treffe den Verband die Fluktuation in den Vereinen: „Wenn die ,verhungern‘, merken wir das natürlich.“ Was dem Karateverband nicht in die Karten spielt, sind neue Strategien und Interessen bei Jugendlichen. „Bei denen muss ich dann vielleicht nicht zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein oder gar das Haus verlassen.“ Devigili spricht deshalb von einem notwendigen Wiederaufbau einer brachliegenden Community – nicht nur bei seiner Sportart. „Ich hoffe aber, dass alle vom Distanzhalten ausgehungert sein werden. Dass, wenn sich die Schleusen öffnen, alle wieder das Leben zurückwollen, das wir gewohnt waren.“ FB