Flachau ist ein gutes Pflaster

Katharina Liensberger hat nur gute Erinnerungen an den Weltcup-Nachtslalom.
Flachau Ohne Zuschauer, aber trotzdem mit Heimvorteil könnte Dienstagabend in Flachau die über sechsjährige Slalom-Durststrecke der ÖSV-Damen enden. Allen voran Katharina Liensberger ist beim Flutlicht-Klassiker in Salzburg zuzutrauen, Nicole Hosp als aktuellste ÖSV-Slalomsiegerin abzulösen. Die Vorarlbergerin kam in allen vier Saisonslaloms auf das Podest, war zuletzt am Semmering und in Zagreb Zweite. „Ich weiß, dass alles möglich ist“, hat Liensberger keine Berührungsängste.
54 Slaloms sind seit dem Triumph von Hosp im November 2014 in Aspen ohne Sieg einer ÖSV-Dame vergangen. Hauptsächlich wohl deshalb, weil damals mit Hosp, Marlies Raich (Schild), Kathrin Zettel und Michaela Kirchgasser eine höchst erfolgreiche Slalomgeneration abgetreten ist. „Es war eine Generation, die jung gekommen und lang erfolgreich geblieben ist. Kein Wunder, wenn danach ein Loch entsteht“, erklärt sich für Hosp die lange Sieglosigkeit.
Team entwickelte sich sehr gut
Umso mehr taugt der im Juni 2015 zurückgetretenen Riesentorlauf-Weltmeisterin von 2007, was in den vergangenen Jahren entstanden ist. Nämlich ein junges Team rund um Liensberger, Katharina Truppe und Co, „das sich sehr gut entwickelt hat. Sie pushen sich gegenseitig, haben halt nur ein bissl gebraucht, bis sie es geschafft haben, ihre Leistung vom Training ins Rennen rüberzubringen. Vor allem diesen Winter sind da aber Riesenschritte passiert.“
Deshalb, so Hosp, ist aus dem jahrelangen Slalom-Duell zwischen Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova nun ein Vier- oder gar Fünfkampf entstanden, weil Liensberger, Michelle Gisin, aber auch Wendy Holdener regelmäßig an der Spitze mitmischen. „Man sieht, dass Vlhova und Shiffrin voll unter Druck stehen und dann auch Fehler machen, weil sie jetzt viel mehr riskieren müssen“, sieht auch Hosp die Chance auf einen baldigen Sieg Liensbergers. „Sie ist nicht mehr weit weg. Sie ist vom Oberkörper her sehr gut ausgerichtet, greift bedingungslos an und lässt sich durch Fehler nicht drausbringen“, hält die Tirolerin große Stücke auf die 23-Jährige aus Göfis.
Liensberger selbst geht mit großer Freude und hohen Erwartungen in den fünften Saisonslalom heute (18.00/20.45 Uhr). In Flachau gab sie 2016 ihr Weltcupdebüt, holte vor zwei Jahren als Dritte ihren ersten Podestplatz. Nun soll es auch mit dem ersten Sieg klappen.
Der wellige und nach rechts hängende Slalomhang auf der „Hermann Maier Piste“ gefällt Liensberger, „weil er zum Ziehen vom Start bis ins Ziel einlädt und zum Gas-geben verleitet“. Sie komme mit immer mehr Erfahrung zu den Rennen. „Ich hatte viele gute Trainingstage, die ich für mich nutzen konnte. Ich komme daher mit größerer Selbstverständlichkeit her, habe mehr Erfahrung und Sicherheit gewonnen. Wo ich früher unsicher war, bin ich heute viel souveräner.“
Schwarz motiviert
Als Einzige aus dem oben genannten Quintett, das mit Ausnahme Zagreb (Holdener 6.) in allen bisherigen Slaloms die Top-Fünf gestellt hat, ist Liensberger in allen vier Slaloms auf das Podest gekommen. Wer das geschafft hat, kann ein Rennen auch gewinnen. Liensberger ist bewusst, dass spätestens mit dem Slalomsieg von Marco Schwarz in Adelboden nun auch bei den Damen eine hohe Erwartungshaltung entstanden ist.Für sie sei das aber okay. „Ist doch schön, wenn die Menschen das so sehen. Für mich sagt es, dass alles möglich ist, auch dass ich vom obersten Podest runterlächle.“
Liensberger war noch ein Teenager und gerade erst in den ÖSV gekommen, als sich Hosp in den USA zur bisher letzten ÖSV-Slalomsiegerin gekürt hat. Die Tirolerin ist heute jedenfalls eine Zerrissene. „Denn einerseits ist man das ja gerne. Aber als Ski-Fan muss ich sagen, es ist höchste Zeit für eine Ablöse.“ Zweite Vorarlbergerin im Starterfeld ist Magdalena Egger.
„Liensberger greift bedingungslos an und lässt sich auch durch Fehler nicht drausbringen.“