EURO möglicherweise nur in einem Land
Kritische Töne aus der Schweiz zur Fußball-EM in ganz Europa. Zugleich gibt es neue, alte Gedankenspiele.
Schwarzach Gruppenspiele in Bukarest und Amsterdam, das Achtelfinale in Budapest oder London – gerade während einer Pandemie mutet die Reiseroute von Österreichs Fußball-Teamchef Franco Foda und seiner Nationalmannschaft im Sommer wahnwitzig an. Die Zweifel an der ursprünglich geplanten Austragung der Fußball-EM in zwölf verschiedenen Ländern wachsen, die Suche nach Alternativen läuft – und da kommt auf einmal sogar Deutschland ins Spiel.
Nämlich dann, wenn man den Worten des Schweizer Fußballpräsidenten Glauben schenken darf. Dominque Blanc sprach zuletzt offen über Backup-Pläne, die die Europäische Fußball-Union (UEFA) für das Mega-Turnier (11. Juni bis 11. Juli) eventuell ins Auge fasst. „Die erste Variante wäre, die EURO in einem einzigen Land zu spielen, in Russland oder Deutschland zum Beispiel“, wird der SFV-Chef in Medien zitiert. Eine radikalere Lösung wäre, das Turnier sogar nur in einer einzelnen Großstadt wie London auszuspielen.
Könnte Deutschland also drei Jahre vor der Heim-EM eine unerwartete Generalprobe erhalten? Ein wohl nur logisches Gedankenspiel. Kaum ein anderes Land in Europa verfügt über eine derartige Vielzahl moderner Stadien, zudem laufen ohnehin die Vorbereitungen auf die EURO 2024. Und schon bei der Austragung des Finalturniers der Europa League im vergangenen August in Köln, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Duisburg war Deutschland kurzfristig eingesprungen – wenn auch in wesentlich kleinerer Form. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) kommentiert die Spekulationen nicht. Dabei hatte DFB-Präsident Fritz Keller schon Ende 2020 den Wunsch nach einer EURO „als friedliches Fußball-Fest in ganz Europa, das Brücken bauen soll zwischen den einzelnen Austragungsorten“, geäußert.
Auch die UEFA befasst sich öffentlich noch nicht mit grundlegenden Änderungsgedanken. Weiterhin werde mit den zwölf Ausrichterstädten an „vier Betriebsszenarien“ für die Zuschauerauslastung gearbeitet. Die Möglichkeit voller Stadien werde dabei ebenso erörtert wie eine Kapazität von 50 bis 100 Prozent bzw. 20 bis 30 Prozent oder Geisterspiele. Bis zum 5. März soll die endgültige Entscheidung feststehen.
UEFA-Präsident Aleksander Ceferin zeigte sich jüngst äußerst optimistisch. „Die Impfungen haben begonnen und ich denke, dass wir im Sommer in der Lage sein werden, volle Tribünen zu haben. Im Moment ist der Plan, in allen zwölf Ländern zu spielen“ Der 53-Jährige gab aber zu, an Backup-Optionen zu denken und erklärte: „Wir sind bereit das Turnier in elf, zehn oder neun Städten auszutragen – und sogar nur in einem Land, falls es nötig sein sollte.“ Österreich würde seine Gruppenspiele gegen Nordmazedonien und die Ukraine in Bukarest austragen und in Amsterdam gegen die Niederlande spielen. Blanc allerdings zweifelt stark daran, dass die ursprüngliche Version einer paneuropäischen EM in diesem Sommer „das Licht der Welt erblicken wird“.