Attacke auf der „Märchenwiese“

Absagen der klassischen Slaloms von Wengen und Kitzbühel schmerzen Schwarz, Feller und Co.
Flachau Die Slalomfahrer im alpinen Ski-Weltcup der Herren sind kürzlich durch ein ziemliches Wechselbad der Gefühle gegangen. Nach der Absage der Lauberhornrennen in Wengen wegen der Corona-Situation winkte plötzlich ein Doppel auf dem Ganslernhang in Kitzbühel, nun warten stattdessen zwei Torläufe in Flachau. „Wir müssen froh sein, dass wir überhaupt Rennen fahren“, sagte Adelboden-Sieger Marco Schwarz. Mit der „Märchenwiese“ erst anfreunden muss sich Manuel Feller.
Spontaneität ist angesagt
Schwarz hat die Entwicklung um Renn-Orte und -ansetzungen in den Medien mitverfolgt und relativ entspannt gesehen, denn ändern könne man es eh nicht. Man müsse sich in dieser Saison auf Verschiebungen einstellen, meinte er. „Du musst spontan sein in dem Geschäft, es hat mich nicht aus der Ruhe gebracht.“ Natürlich sei es um Wengen und Kitzbühel, eines seiner Lieblingsrennen, schade. „Aber Flachau werden sicher auch zwei coole Heimrennen, wenn auch ohne Zuschauer. Und dass wir unseren Job machen können, ist nicht selbstverständlich“, weiß der 25-jährige Schwarz. Das flachere Gelände müsste ihm eigentlich liegen. „Es wird spannend werden, du musst gescheit pushen und Gas geben.“ Das letzte Mal taten das auf der Hermann-Maier-Weltcupstrecke die Ski-Herren im Dezember 2011, als Ivica Kostelic den Slalom gewann.
Die vielen Programmänderungen bereiten auch Manuel Feller wenig Probleme. „Aber dass Kitzbühel wegfällt, Wengen mit einem super Hang wegfällt. Und jetzt haben wir Flachau und zweimal Märchenwiese und dann in Chamonix auch noch einmal so Märchenwiese. Es ist eh so, wie es ist, aber natürlich hätten wir gern die zwei coolen Hänge mitgenommen, das gehört schon dazu zum Weltcup.“ Flachau sei ein Hang zum Pushen, es werde eng zugehen. Wissentlich habe er dort noch nie trainiert. „Aber ich weiß, es ist Hermanns Strecke, von dem her werden wir uns bemühen.“
Als es plötzlich geheißen habe, dass Kitzbühel gleich zwei Slaloms bekommt, habe er sich gedacht, zweimal Kitzbühel bedeute doppelte Chance. „Auch ganz cool, einmal werde ich es schon gescheit runterbringen, dass ich endlich meine Gams mitnehmen kann. Dann ist das Ganze ein bissl zusammengebrochen. Andererseits müssen wir in unserer Situation einfach froh sein, dass wir unseren Job machen dürfen und Rennen haben. Und dass es in Österreich so schnell geht, dass ein anderer Veranstalter einspringt.“ In Zeiten wie diesen müsse man das Positive sehen. Mit der Bezeichnung „Märchenwiese“ konnte Damencheftrainer Christian Mitter nichts anfangen. „Er soll schauen, dass er seine Zwetschgen beieinander hat. Wenn man Slalom-Weltcupsieger werden will, muss man überall gut fahren können.“
Dankbar, den Job machen zu dürfen
Denn in der aktuellen Situation mache er sich schon Gedanken, wieso zu Lockdown-Zeiten Engländer „das neue Zeug daherbringen“. Der Tiroler meinte damit die in Jochberg aufgetretene mutmaßliche Coronavirus-Mutation und die Diskussion um die britischen Staatsbürger, die dort eine Skilehrerausbildung absolvierten. „Was denkt sich da ein Wiener, der daheim in seiner Wohnung hocken muss?“ Er sei dankbar, seinen Job machen zu dürfen, so lange dies möglich sei. „Wir sind privilegiert. Sollte das Ganze nicht mehr gehen, weil es nicht mehr vertretbar ist, ist das zu akzeptieren.“
Michael Matt, Vierter in Adelboden, hat sich von den Abläufen auch „nicht beeinflussen“ lassen. „Wir müssen froh sein, dass wir die Rennen fahren dürfen. Ich war da noch nie, aber was man im Fernsehen sieht, ist das Gelände mittelsteil, dann flacher und es sind Wellen drinnen. Ich glaube, dass es ein lässiger Hang ist.“
Die Vorarlberger Fahne halten in Flachau Christian Hirschbühl und Johannes Strolz hoch.