Katerstimmung statt Euphorie

Mission WM-Endrunde wird für Österreichs Handballer zum Charaktertest.
Gizeh Geplant war eigentlich, dass Österreichs Handballer ihren ersten spielfreien Tag bei der WM-Endrunde in Ägypten mit zwei Punkten auf dem Konto bei angenehmen 24 Grad im Schatten der Pyramdien von Gizeh genießen können. Doch nach der 25:28-Niederlage im Auftaktspiel gegen die Schweiz manövrierte man sich in der Mission Einzug in die Hauptrunde in eine kaum lösbare Position. In den ausstehenden Vorrundenpartien am Samstag (18 Uhr) gegen Rekordweltmeister Frankreich (sechs Titel, elf WM-Medaillen) sowie am Montag (20.30 Uhr) gegen 2017- und 2019-Vizeweltmeister Norwegen braucht es nicht nur ein kleines Wunder, um den Gang in den ungeliebten President‘s Cup um die Ränge 25 bis 32 nicht antreten zu müssen. ÖHB-Teamchef Ales Pajovic: „Gegen solche Kaliber einen Punkt oder gar einen Sieg zu erwarten, wäre nicht realistisch“, betonte der 42-Jährige ganz nüchtern. „Trotz der schier unlösbaren Aufgabe und verständlichen Enttäuschung ist wichtig, dass wir eine Einheit bleiben, Charakter zeigen und bis zum Ende der Endrunde alles geben“, forderte der Slowene. „Viele sind zum ersten Mal dabei, die bekommen jetzt die Chance, gegen die besten Spieler der Welt zu spielen und können Erfahrung sammeln.“
Der vermurkste Auftakt gegen die Schweiz schmerze, gestand Routinier Robert Weber unverblümt. „Wir sind mit hohen Erwartungen in die Schweiz-Partie gegangen und wollten gegen eine Mannschaft, die quasi vom Flieger auf das Spielfeld gekommen ist, den für die Hauptrunde notwendigen Sieg holen“, betonte der 35-Jährige nach einer kurzen Nacht. Kurz deshalb, weil Österreichs Rekordtorschütze erst weit nach Mitternacht einschlafen konnte. „Vielleicht wird es jetzt aber auch ein wenig einfacher. In den Partien gegen die Franzosen und Norweger sind wir klare Außenseiter, haben nichts zu verlieren und können entspannt und ohne Druck an die Sache rangehen. Um noch in die Hauptrunde aufzusteigen, ist eine Sensation notwendig. Abgerechnet wird am Schluss und bis es so weit ist, müssen wir an die minimale Chance glauben.“
Ähnlich wie Weber beschrieb Abwehrspezialist und Kreisläufer Lukas Herburger die Situation: „Nicht zuletzt wegen der Vorgeschichte hatten die Schweizer nichts, und wir alles zu verlieren. Doch wir müssen uns selber an der Nase nehmen. Nicht sie waren zu stark, wir haben zu viele Fehler gemacht, um die Gunst der Stunde zu nutzen. Jetzt gilt es Farbe zu bekennen und nach vorne zu schauen. Wir haben noch sechs WM-Spiele und da gilt es, Österreich von der besten Seiten zu vertreten.“
Kämpferisch äußerten sich auch die Harder Zimmerkollegen Boris Zivkovic und Dominik Schmid: „Was war, können wir nicht mehr rückgängig machen. Wir dürfen die Köpfe nicht hängen lassen und müssen alles geben, damit wir die Sache mit Anstand und Würde zu Ende bringen“, so Schmid abschließend. VN-JD