Deshalb verzichtet die Fußballer-Gewerkschaft auf Impfempfehlung

Vereinigung der Fußballer (VdF) warnt vor etwaigen negativen Auswirkungen bei Impfungen im Profifußball.
Schwarzach Während das Thema Impfungen in der breiten Bevölkerung Österreichs bereits angekommen ist, stellt man sich nun auch notgedrungen im Spitzensport bzw. Profifußball diesem Thema. Denn während Otto Normalverbraucher mit Restriktionen im Arbeitsleben durch den erneuten Lockdown zu leben hat, gehen Kicker aus der tipico Bundesliga und der 2. Liga wie gewohnt ihrem Beruf nach. Seit gestern hat die höchste Liga wieder ihren Vollbetrieb aufgenommen, wird in den nächsten Monaten bis Ende der Saison am 30. Mai nicht weniger als 120 Matches plus Qualifikationsspiele zur Europa League durchführen. Die 2. Liga startet am 12. Februar in die Frühjahrssaison. Und es ist davon auszugehen, dass alle Spieler ohne Zuschauer gespielt werden. Dazu mussten und müssen sich die rund 600 Spitzenfußballer den vorgeschriebenen Testungen unterziehen.
„Es braucht jetzt erst mal klare Regelungen von der Bundesliga zum Thema Impfen.“
Gernot Zirngast, VdF-Präsident
Impfung ab Ostern?
Das Thema Testungen dürfte sich mit einer Impfung aber wohl erledigen. Auch der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Bundesliga. Christian Ebenbauer. sieht laut eines APA-Berichts vom 21. Jänner durch Impfungen für die Profikicker einen wichtigen Schritt zur Rückkehr in die Normalität. Aus Ebenbauers persönlicher Sicht ist diese „notwendig und sinnvoll“. Die Liga ist mit den Klubs bezüglich dieser Thematik im Austausch, klarerweise gibt es verschiedene Meinungen. Ebenbauer wäre es ein Anliegen, dass die Spitzensportler im ganzen Land gleichzeitig drankommen. Ob das umsetzbar ist, wird sich zeigen. Privilegien für Profis fordert er nicht. „Dass die vulnerablen und systemrelevanten Gruppen als Erste durchgeimpft werden müssen, ist jedem klar und sinnvoll. Spitzensportler, die im Normalfall gesunde Menschen sind, sollen nicht anderen Bevölkerungsgruppen, für die der Impfstoff wichtiger ist, Impfdosen wegnehmen“, stellte der Liga-Chef klar. Er hofft auf eine Impfmöglichkeit für die Kicker ab Ostern.
Fußballer entscheiden selbst
Aussagen des 46-Jährigen, die die Vereinigung der Fußballer aufhorchen lassen. Denn laut VDF-Präsident Gernot Zirngast vergisst Ebenbauer bei diesem heiklen Thema jene, die es hauptsächlich betrifft. „Nämlich die Spieler selbst. Und da stellt sich jetzt die große Frage: Wie stehen die Kicker dem Thema Impfungen gegenüber? Mir gefällt es nicht, wenn Herr Ebenbauer den Anschein macht, über die Kicker hinweg entscheiden zu wollen“, so Zirngast. Intern beschäftigt sich die Gewerkschaft bereits seit einiger Zeit mit dieser Causa, vor allem mit etwaigen negativen Auswirkungen auf Spieler, die sich aus persönlichen Gründen nicht impfen lassen möchten. „Deswegen haben wir als Gewerkschaft der Profifußballer beschlossen, keine Impfempfehlung an die Kicker abzugeben. Diese Entscheidung obliegt jedem Einzelnen. Aber das Wichtigste: Es dürfen den Ungeimpften keine Nachteile im laufenden Vertragsverhältnis widerfahren.“
Stellungnahme des VDf-Präsidiums
„Die Spieler im Präsidium der VdF begrüßen einheitlich die Corona-Impfung, sind aber strikt gegen verpflichtende Maßnahmen und etwaige negative Auswirkungen auf Spieler, die sich nicht impfen lassen möchten. Eine entsprechende Aufklärung über die Folgen für geimpfte und nichtgeimpfte Spieler im Alltag und im Spiel- und Trainingsbetrieb wäre wünschenswert und würde die Impfbereitschaft der Spieler im Falle positiver Prognosen sicher erhöhen. Grundsätzlich wird begrüßt, wenn man die Impfung so schnell wie möglich erhalten kann, aber eine Dringlichkeit wie in anderen Berufen sieht man nicht gegeben.“
Spielervertreter im Präsidium:
Jörg Siebenhandl Sturm Graz
Christopher Dibon Rapid Wien
Alexander Joppich Wacker Innsbruck
Thomas Reifeltshammer SV Ried
Martin Grasegger SKU Amstetten
Daniel Schütz SKN St Pölten
Klare Regelungen gefordert
Weiters will die VdF darauf hinweisen, „dass man vonseiten der Bundesliga, wenn man schon über gewünschte Impfungen zu Ostern spricht, klare Regelungen für geimpfte und nicht-geimpfte Spieler aufstellen sollte, und welche Folgen diese haben bzw. haben können. Sei es gesundheitlich als auch arbeitstechnisch“, so der VdF-Boss. Die nicht unberechtigte Frage, die sich mittlerweile laut VN-Informationen viele Profis stellen, ist: „Was passiert mit mir, wenn ich mich nicht impfen lassen will? Darf ich dann nicht mehr mittrainieren, falle ich aus dem Team, hat es Auswirkungen auf den Vertrag?“ Für Zirngast dürfen diese Gedanken keinesfalls ein Rolle spielen, „zumal in meinen Augen die Nicht-Geimpften weiter an den Testungen teilnehmen müssen. Was sich bis dato ja bewährt hat“.
Die Spielervertreter im VdF-Präsidium, die den besten Draht in die Kabinen der Fußballklubs haben, stellen sich in einer den VN exklusiv vorliegenden Stellungnahme nicht gegen die Aussagen von Ebenbauer, weisen aber auf die Dringlichkeit einer vollständigen Aufklärung zu diesem Thema hin. Bezüglich eines Termins für Impfungen der Profis zeigt man sich ebenfalls geduldig.