„Eine Torte ohne Schlagobers“

Cortina bereitet sich mit strengen Protokollen auf die Ski- WM vor.
Cortina d‘Ampezzo Sinkende Infektionszahlen, strengste Sicherheitsprotokolle und Distanzregeln. Cortina d‘Ampezzo fiebert der alpinen Ski-WM (8. bis 21. Februar) entgegen, die zwar ohne Zuschauer über die Bühne gehen, jedoch 2800 Athleten und Betreuer in die Gemeinde führen wird. Das ist immerhin mehr als die Hälfte der offiziellen Einwohner der „Perle der Dolomiten“. „Eine Ski-WM ohne Zuschauer ist wie eine Torte ohne Schlagobers“, findet indes die Ikone Kristian Ghedina.
Nach dem strengen Lockdown über die Weihnachtsfeiertage herrscht gähnende Leere in Cortina. Die Hotels und Ferienwohnungen sind geschlossen. Trotz wunderbarem Schnee sind die Skipisten gesperrt, mit ihrer Eröffnung ist nicht vor dem 15. Februar zu rechnen. Der Start der Wintersaison, der ursprünglich am 7. Jänner geplant war, wurde wegen der in Norditalien steigenden Infektionszahlen verschoben. Die Touristiker sind skeptisch. Die komplette Wintersaison droht auszufallen.
WM-Tross mit 2800 Personen
Kein Wunder, dass Cortina mit großen Hoffnungen der bevorstehenden WM entgegenblickt. „Wir erwarten 600 Athleten und 220 Journalisten. Mit den Betreuern werden insgesamt 2800 Personen in Cortina eintreffen. Leider müssen wir auf die Zuschauer verzichten, es ist jedoch schon ein großartiges Resultat, dass wir die Ski-Meisterschaft trotz Pandemie austragen können“, berichtete Andrea Apollonio, der für die Anti-Covid-Vorkehrungen zuständige Manager der Stiftung Cortina 2021.
Stolz verweist Apollonio auf die sinkenden Infektionszahlen in Cortina. Nach einem Höhepunkt an Ansteckungen im November schwächt sich die Epidemiekurve ab. Zuletzt wurden in der Provinz Belluno mit 200.000 Einwohnern 46 tägliche Neuansteckungen gezählt. Die Virus-Mutationen haben die nördlichen Provinzen Italiens bisher nicht betroffen. „Die Lage ist in der ganzen Provinz Belluno und im benachbarten Südtirol zufriedenstellend. Nachdem wir im November in Belluno und der Provinz Verona besonders hohe Ansteckungsraten melden mussten, hat sich die Lage jetzt zum Glück entschärft“, berichtete Apollonio.
Ohne Zuschauer soll die WM vor allem ein mediales Ereignis sein, das das Publikum vor den Bildschirmen fesselt. „Das ist das Beste, was wir unter diesen Umständen anbieten können“, meinte Apollonio. Der Chef von Italiens Olympischem Komitee (CONI), Giovanni Malago, hob die organisatorische Spitzenleistung für die Austragung in Zeiten der Pandemie hervor. „Im totalen Desaster dieser Pandemie ist Italien in der Lage, eine außerordentliche Ski-WM zu organisieren. Dahinter steckt eine enorme Arbeit, für die ich Cortina und den Organisatoren aus vollem Herzen danke.“
Etwas betrüblich sieht die Lage der in Cortina aufgewachsene frühere Star-Rennläufer Ghedina. „Wer in Cortina gewinnt, wird zwar eine Medaille nach Hause mitnehmen, doch eine WM ohne Zuschauer ist für alle seltsam“, kommentierte der ehemalige Abfahrts-Spezialist dieser Tage.