Es geht nur um Macht – da macht Ortlieb nicht mit

Der Abfahrts-Olympiasieger klinkt sich in der Nachfolgefrage
von ÖSV-Präsident Schröcksnadel aus.
Lech Patrick Ortlieb steigt nicht in den Ring, wenn es um die Nachfolge von Peter Schröcksnadel (79) als Präsident des Österreichischen Skiverbandes geht. „Solange sich im Verband die großen Diskussionen nur um die Machtverhältnisse drehen, bin ich nicht dabei“, sagt der 53-jährige Abfahrts-Olympiasieger – und Weltmeister. „Wenn wir wieder über den Sport reden, es um sachliche Dinge geht, bin ich bereit, meine Zeit zu investierten. Momentan geht es im Skiverband nur darum, wer mächtiger ist – der Osten oder der Westen. Diese Machtkämpfe mache ich nicht mit.“
„Für uns hätte Patrick gut gepasst“
Für den Vorarlberger Verband war Ortlieb lange ein Kandidat für die ÖSV-Präsidentschaft, bestätigt VSV-Chef Walter Hlebayna (54). „Patrick hätte aus unserer Sicht sehr gut gepasst. Aber aktuell gibt es von ihm keine Signale, sich der Wahl zu stellen.“
Ortlieb stößt es auf, dass bei der Diskussion um die anstehende Schröcksnadel-Nachfolge der Sport komplett in den Hintergrund gerückt ist. „Mir geht es stets um die Sache, in welcher Form auch immer. Aber nicht um die Macht“, so der Ehrenpräsident des VSV.
Heute treffen sich die Landesverbandsvorstände, dabei werden die Kandidaten für den Präsidentenposten sondiert. Michael Walchhofer, er ehemalige Abfahrer und wie Ortlieb Hotelier, wurde zuletzt in die Favoritenrolle für das Schröcksnadel-Erbe gerückt. „Nichts gegen den Michael Walchhofer. Aber er hat noch nie einen Verband geführt“, merkt Ortlieb an. Einigen Länder-Organisationen ist die Salzburger Machtfülle nicht genehm, nachdem sich zuletzt schon die WM-Bewerbung Saalbach-Hinterglemm durchgesetzt hatte. Eine Hausmacht im eigenen Land soll es für Walchhofer, der mittlerweile auch ÖSV-Vizepräsident ist, nicht geben. Dort heißt der Präsident Bartl Gensbichler – und offenbar war man im Land schon einmal in eine Kampfabstimmung verwickelt. „Dazu darf es eigentlich nicht kommen“, sagt Ortlieb. „Entweder man macht sich das vorher aus und hat alle geschlossen hinter sich. Wenn ich vom ersten Tag an die Hälfte der Leute nicht hinter mir weiß, ist es verschwendete Zeit.“
Auch dem Tiroler Verband ist die Salzburger Präsenz mittlerweile nicht mehr passend. Mit Michael Huber, dem OK-Chef der Kitzbühler Hahnenkammrennen geht ein eigener Bewerber ins Rennen. „Er ist ein guter Kandidat“, findet Ortlieb. Gut möglich, das es im ÖSV bei der Präsidentenwahl zu einer Kampfabstimmung kommt. Ortlieb: „Ob sich Walchhofer diese Peinlichkeit antun will, weiß ich nicht.“ Zumal sich Salzburg bei einer Abstimmung wohl auf keine Stimmenmehrheit verlassen darf. „Es wurde kolportiert, das sechs andere Verbände auf Seiten von Walchhofer wären. Mit drei davon habe ich telefoniert – und da habe ich etwas anderes gehört.“ Die Stimmen von Vorarlberg, Tirol und Wien reichen knapp nicht für eine Mehrheit aus. „Der Skiverband Arlberg allein hat mehr Mitglieder als drei andere österreichische Verbände“, kommt manaber gemäß Ortlieb an der Allianz Tirol-Vorarlberg nicht herum.
Neue Erkenntnisse
Die Wahlsitzung heute wird vielleicht neue Erkenntnisse bringen, so Ortlieb. „Die sollen jetzt einmal tagen. Und wenn man sich auf keinen Kandidaten einigt, dann kommen sicher vier, fünf andere daher,“ schmunzelt der Lecher. Auf die Erfahrung von Ortlieb, der den Vorarlberger Verband über zehn Jahre lang neu aufgestellt hat, wird man im ÖSV nicht verzichten. Er wird wohl, egal welche Fraktion sich durchsetzt, im neuen Vorstand als Vizepräsident gehandelt.