Die Macht der TV-Verträge

Milliarden-Poker in der NFL ist eröffnet.
Schwarzach Was ist in unsicheren Zeiten wie den Aktuellen überhaupt noch sicher? Im Medienbereich gibt es auf diese Frage eine klare Antwort: Live-Sport. Genauer gesagt: die Verwertungsrechte an Liveübertragungen von Sport-Ereignissen. Egal auf welchem Kontinent, egal in welcher Sportart und fast egal in welcher Liga: TV-Sender und Streaming-Portale überbieten sich seit geraumer Zeit gegenseitig mit wahnwitzigen Summen um sicherzustellen, dass man eine der letzten Quoten-Bastionen sein Eigen nennen darf.
Liveübertragungen bannen selbst in Krisenzeiten, bringen nach wie vor viele Menschen dazu zur gleichen Zeit exakt dasselbe zu tun (nämlich zuzusehen) und haben ihren größten Reiz in der Unmittelbarkeit der Ereignisse (jene Personen, die schon mal ein aufgezeichnetes Spiel von dem das Ergebnis bekannt war in voller Länge angesehen haben, sollen sich jetzt bitte explizit nicht angesprochen fühlen). Im Regelfall ist Sport im TV noch immer am besten, wenn er live ist.
FOX, CBS, NBC und ESPN
Die NFL wäre nicht die NFL, wenn sie diese Faktenlagen nicht zum größtmöglichen Vorteil ausnutzen würde. Seit im Laufe der 80er und 90er-Jahre American Football in den USA Baseball endgültig den Rang als Sportart #1 abgelaufen hat sind die TV-Verträge für NFLRechte förmlich explodiert und bilden die Haupteinnahmequelle der Liga und damit der 32 Franchises. Aktuell bezahlen die vier großen Rechtehalter NBC, FOX, CBS und ESPN 5,2 Milliarden Dollar (umgerechnet 4,3 Milliarden Euro) pro Saison. Nur für die Rechte in den USA, wohlgemerkt. Für eine Liga, deren Spielbetrieb in sieben von zwölf Kalendermonaten ruht.
Die Streuung auf gleich vier Sender ist ebenfalls kein Zufall. Einerseits bekommt die NFL so fast maximale Marktdurchdringung, andererseits sind Sender mit NFL-Rechten gegenüber TV-Stationen ohne NFL-Rechte im Regelfall deutlich pflegeleichter und vor allem handzahmer wenn es mal wieder einen Skandal oder eine Kontroverse weichzuspülen gilt.
Im kommmenden Jahr 2022 laufen die aktuellen Kontrakte mit den genannten US-Broadcastern aus. Schon jetzt schicken sich die bestehenden Rechtehalter und solche die es werden wollen an ihre Ressourcen für die Verhandlungen möglichst zu maximieren. Für die althergebrachten, linearen TV-Sender ist die NFL ein Flaggschiff, um das herum andere prominente (Werbe-) Inhalte programmiert werden. Insofern ist es fast überlebenswichtig die populärste Sportliga der USA auch weiterhin übertragen zu dürfen.
Die großen Digital-Konzerne in den Vereinigten Staaten halten sich dagegen aktuell allesamt sehr bedeckt. Seit Jahren wird hinter vorgehaltener Hand gemutmaßt, dass Google (mit der hauseigenen Plattform Youtube) oder Amazon (mit dem Streaming-Portal Twitch) nicht nur mit einem Auge auf NFL-Rechte schielen. Es wäre eine Zäsur in der US-Geschichte, wenn ein Silicon-Valley-Gigant ein großes NFL-Rechtepaket zugesprochen bekäme.
Experimente in diese Richtung gab es bereits einige, wohl auch um zu testen, wie das Publikum potentiell auf so eine Veränderung reagieren würde. So oder so zählt für die NFL am Ende wie so oft nur die bare Münze. Erwartet wird, dass in der kommenden, zehnjährigen Rechteperiode, Einnahmen von über zehn Milliarden Dollar lukriert werden können. Ausschließlich für die Bewegtbildrechte. Pro Saison, versteht sich. Natürlich nur in den Vereinigten Staaten. Zum Vergleich: die UEFA Champions League im Fußall erlöst aktuell ca. 3,9 Milliarden Dollar pro Jahr- Mit Allem.