Der Größte aller Zeiten holt siebten Titel

Schlüsse aus Super Bowl 55 und der Pandemie-Saison in der National Football League (NFL).
Tampa Als das Konfetti auf Tom Bradys Haupt niederregnete, dürfte es wohl auch dem letzten Fan gedämmert haben, dass am Sonntagabend (Ortszeit) in Tampa Bay Sportgeschichte geschrieben worden ist. Nicht nur, weil Tampa-Bay- Buccaneers-Quarterback Brady seinen siebten Titel in der National Football League (NFL) feiern konnte, sondern auch wegen der Rekorde, die damit einhergingen.
Brady (43) ist der älteste Spielmacher, der je in einem Endspiel stand und dieses auch gewinnen konnte. Am Ende stand ein klarer 31:9 (21:6)-Erfolg der Buccaneers gegen Titelverteidiger Kansas City Chiefs. Bereits die Tatsache, dass (s)ein Team erstmals überhaupt zu Hause einen Super Bowl bestreiten durfte, war in den Tagen vor dem Spiel der Spiele Dauerthema in den Talk-Shows. Brady kommt nun auf sieben Super-Bowl-Siege. Mehr als beispielsweise Basketball-Legende Michael Jordan während seiner illustren NBA-Karriere verzeichnen konnte (6), mehr als jedes NFL-Team (!) überhaupt Trophäen in der Vitrine stehen hat (Pittsburgh und Bradys Ex-Team New England kommen beide auf jeweils sechs Super-Bowl-Siege).
Einzigartige Werte
Es sind Werte, die so nicht für möglich gehalten wurden und Altern im Sport in ein neues Licht rückt. Der gebürtige Kalifornier Brady hat nach seinem 37. Geburtstag – ein Zeitpunkt, an dem die meisten Profi-Karrieren im Sport bereits beendet sind – mehr Titel eingeheimst (4) als zuvor in seiner gesamten Laufbahn (3). Zudem ist es seine erste Vince-Lombardi-Trophy außerhalb New Englands. Jahrelang war es Thema bei Journalisten und Experten, ob die großen Erfolge in New England eher Brady oder doch dem System, das sein langjähriger Head Coach Bill Belichick implementiert hatte, zuzurechnen waren. Auch hier hat Brady sportlich eine Antwort geliefert.
Ich selbst hatte an dieser Stelle am Samstag noch auf einen knappen Sieg der Chiefs getippt, um dann von den Bucs völlig zu Recht eines Besseren belehrt zu werden. Ein exzellenter Gameplan in der Offensive, aber vor allem eine brillante Leistung in der Defensive waren Schlüssel für den Sieg. Mit Tyreek Hill und Travis Kelce waren zwei der gefährlichsten Passfänger der NFL fast komplett abgemeldet, Tampa-Defensive-Coordinator Todd Bowles verstand es, sein Personal konstant Druck auf Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes (25) ausüben zu lassen. Mahomes wird an dieser letztlich deutlichen Niederlage nicht zerbrechen, zu gut sind seine Anlagen, zu gut ist das Drumherum. Ihm werden noch einige Super-Bowl-Teilnahmen vergönnt sein, aber eine Denksportaufgabe für die sieben Monate währende Off-Season war die Abfuhr in Tampa Bay allemal.
In Zeiten, in der die NFL-Offensiv-Abteilungen fast beliebig dominieren, ist es schön zu sehen, dass eine wohl ausbalancierte und athletisch stark besetzte Defense nach wie vor einen Unterschied machen kann. Selbst wenn Tampas Verteidiger mit der ersatzgeschwächten Offensive-Line der Chiefs mitunter leichtes Spiel hatten.
Vorschriften und Regeln
Nachdem die Saison 2020 der National Football League nun auch offiziell zu einem Ende gekommen ist – der Super-Bowl-Sieg im Februar wird immer der Saison im Kalenderjahr zuvor zugerechnet – wird die NFL beginnen, Bilanz zu ziehen. Und wie es sich für die mächtigste Sportliga der Welt gehört, dürfte diese trotz globaler Pandemie tendenziell positiv ausfallen. Entgegen vieler Bedenken wurde die Saison ohne ein einziges verpasstes Spiel durchgeführt. Bereits im April wurde mit einem virtuellen Draft eine Blaupause für andere Ligen (etwa die NHL) kreiert. Strikte Vorschriften und Regeln boten dem unberechenbaren Virus weitestgehend Paroli und werden nun wohl auch von anderen Entitäten angewendet werden. Eine kleine Erfolgsgeschichte inmitten unsicherer Zeiten. Mir bleibt an der Stelle nur noch übrig, mich bei ihnen für ihr Interesse zu bedanken.


Familie! Kuss für Gattin Gisele Bündchen, rechts zwei der drei Kinder, Benjamin und Vivian.