WM-Silber im Herzschlagfinale

Alessandro Hämmerle bei der Snowboardcross-WM in Schweden auf dem Weg zu Gold knapp abgefangen.
Idre Fjäll Es war angerichtet, so sehr dominierte Alessandro Hämmerle die Konkurrenz bei der Snowboardcross-WM. Am Ende durfte er über WM-Silber jubeln. Dass nur ein Hauch einer Snowboard-Spitze zur Goldmedaille gefehlt hat, war nach der Dopingkontrolle vergessen. Zumal es die erste Medaille des 27-Jährigen bei einer SBX-Großveranstaltung war. Und am Telefon mit Mama Caterina gab es dann auch tröstende Worte: „Windschatten ist Windschatten“, ließ sie ihren Sohn wissen.
Es war ein emotionales Rennen, in dem nicht nur in der Pension Rudolf, die von Hanno und Caterina Hämmerle in Gaschurn geführt wird, mitgezittert wurde. Österreichs Snowboardfamilie drückte die Daumen für den Triumphator der letzten Jahre. Und der Montafoner Modellathlet enttäuschte seine Fans nicht. Nach der Trainingsbestzeit, dominierte er auch die Finalläufe. Kein Gegner vermochte dem Turbostarter das Wasser reichen, sicher fuhr er im Achtel-, Viertel- und Halbfinale als Sieger über die Ziellinie. Dass mit Jakob Dusek (4.) ein zweiter ÖSV-Snowboarder das Große Finale erreichte, steigerte noch einmal die Erwartungshaltung. Die Gegner der beiden Österreicher? Lucas Eugibar (ESP) und der Kanadier Eliot Grondin (3.).
Privat befreundet
Auch der Finallauf begann nach dem Geschmack des derzeit wohl komplettesten Snowboarders im SBX-Bereich. „Izzi“ diktierte von Beginn weg das Geschehen. Auf der gut 600 Meter langen Zielgeraden hielt der Vorarlberger den rechts von ihm fahrenden Grondin in Schach, doch das nützte der auf der linken Seite attackierende Eguibar, um Meter für Meter auf Hämmerle gutzumachen. „Ich habe ihn nicht mehr gehört“, erzählte Hämmerle am Abend nach Dopingprobe, Siegerehrung und dem Essen. So hatte der Spanier hauchdünn das bessere Ende für sich. „Wenn schon kein Österreicher, dann mit Lucas auf dem Treppchen“, konnte der Montafoner nach kurzer Enttäuschung („Wirklich, ich habe in dem Moment an Markus denken müssen“) auch schon wieder lachen. Zumal ihn mit Eguibar auch privat eine Freundschaft verbindet. „Einmal im Jahr machen wir immer was zusammen. Wir waren schon zusammen surfen.“ Über Weihnachten hatte sich der Spanier im Montafon eine Wohnung gemietet, als Vorbereitung auf den später abgesagten Weltcup Montafon. Und auch da traf man sich. In den Jahren zuvor war auch die Familie Eguibar öfters zu Gast in Gaschurn.
Die Sprache jedenfalls hat Hämmerle nicht verloren: „Ich bin voll happy, dass ich mit Silber meine erste Medaille bei einem Großereignis gewonnen habe. Schade, dass es nicht ganz zu Gold gereicht hat. Ich habe im großen Finale fast bis zum Ende geführt, aber dann ist mir die lange Zielgerade mit dem Windschattenfahren leider zum Verhängnis geworden. Es war am Ende ein knappes Fotofinish, nichtsdestotrotz bin ich sehr zufrieden mit meiner Leistung und der Silbermedaille.“ Beim heutigen Teambewerb wird „Izzi“ nicht starten, da wird er das Duo Pia Zerkhold/Jakob Dusek an der Strecke anfeuern. Der Grund? Seine Boards werden schon heute auf die Rückreise nach Österreich geschickt, um dann auch rechtzeitig für den Weltcup auf der Reiteralm(18. Februar) parat zu sein. Hämmerle selbst wird ebenfalls direkt von Schweden in die Steiermark reisen, um das große Saisonziel – Weltcup-Titelverteidigung – weiter zu verfolgen.
„Die erste Medaille. Ich bin echt erleichtert. Es fühlt sich einfach megacool an.“



Zur Person
Alessandro Hämmerle
Zusammen mit seinen zwei Brüdern in der Schweiz aufgewachsen und mit acht Jahren dann mit der Familie nach Vorarlberg, ins Montafon, übersiedelt.
Geboren 30. Juli 1993 in Frauenfeld/Schweiz
Familienstand ledig
Beruf HLSZ-Sportsoldat
Verein SV Gaschurn
Ausbildung Matura im Sportgymnasium Stams
Familie Vater Hanno, Mutter Caterina, zwei Brüder (Michael/30 und Luca/24)
Erfolge 2019/20 Weltcup-Gesamtsieger SBX; 2018/19 Weltcup-Gesamtsieger SBX; 2016/17 Weltcup-Gesamtdritter SBX, 10 SBX-Weltcupsiege, Sotschi 2013, Montafon 2015 und 2019, Solitude 2017, Bansko 2017, La Molina 2018, Moskau 2018, Baqueira Beret 2019, Veysonnaz 2020, Valmalenco 2021; 2013/14: Platz 17 bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014, Platz 7 bei den Olympischen Winterspielen in Südkorea 2018; WM-Ergebnisse: 6. 2013 in Stoneham, 5. 2015 in Kreischberg, 11. (Einzel) bzw. 4. (Team) in der Sierra Nevada 2017, 16. 2019 in Solitude, 2. 2021 in Idre Fjäll; Junioren-Weltmeister 2012 in der Sierra Nevada 2012, Junioren-Vizeweltmeister in Erzurum 2013; Europacup-Gesamtsieger 2010/11