Thiem und sein Husarenstück

Dominic Thiem drehte gegen den Lokalmatador Nick Kyrgios einen 0:2-Satzrückstand.
Melbourne Dominic Thiem hat sein Husarenstück vom Finale der US Open wiederholt. Der Vorjahres-Finalist erreichte nach einem denkwürdigen Match zum vierten Mal das Achtelfinale der Australian Open und drehte wieder einen 0:2-Satzrückstand zum Sieg. Der Niederösterreicher lag gegen den australischen „Provokateur“ Nick Kyrgios bereits schier aussichtslos zurück, ehe Thiem den Weltranglisten-47. noch mit 4:6,4:6,6:3,6:4,6:4 bezwang.
Thiem trifft nun am Sonntag im Kampf um das Viertelfinale auf den Bulgaren Grigor Dimitrow. Der Weltranglisten-Dritte fand vor fast 7000 Fans, die Kyrgios komplett hinter sich zog, lange keine spielerischen Mittel gegen den stark spielenden und mit allen Mätzchen arbeitenden Kyrgios. Doch der US-Open-Champion blieb in aufgeheizter Atmosphäre cool und schaffte es nach 3:21 Stunden zum vierten Mal in seiner Karriere, wie u.a. zuvor im Finale der US Open 2020 von New York, einen 0:2-Satzrückstand noch in einen Sieg zu drehen.
Unglaubliche Athmosphäre
„Ich bin noch immer schwer in dem Hype vom Match, weil es war einfach unglaublich schwierig“, sagte Thiem im Interview mit ServusTV. „Das erste Mal gegen ihn zu spielen in einem Match, in dem er voll ‚on fire‘ war, auf seinem bevorzugten Platz – eine richtig geile Atmosphäre, aber verständlicherweise waren alle für ihn. Es gibt sicher leichtere Dinge im Tennis als das“, gestand Thiem. Im Gegensatz zu den US Open 2017, als er gegen Juan Martin Del Potro (ARG) vor entfesselter „Davis-Cup“-Atmosphäre nach klarer Führung noch verloren hatte, blieb Thiem diesmal aber erstaunlich cool. Nicht ganz so zu Beginn. „Ich war in den ersten zwei Sätzen ein bisschen neben der Spur.“ Einen Schlüssel sah Thiem dann zu Anfang von Satz drei, als er zwei Breakbälle abwehren konnte. „Dann bin ich richtig reingekommen. Da habe ich schon auch ein bisserl ans US-Open-Finale gedacht natürlich, 0:2-Sätze – es geht immer zum Aufholen.“ Thiem wusste aber, je länger das Match dauert, desto besser für ihn.
Wieder ohne Zuschauer
Die nächste Partie gegen Dimitrow wird wieder vor leeren Tribünen stattfinden, nachdem in Melbourne ab Samstag ein fünftägiger Lockdown wegen Covid-19-Fällen in Kraft tritt. Thiem macht dies traurig. „Ich spiele lieber vor Leuten, die gegen mich sind, als vor gar keinen Leuten. Jetzt wird es wieder ein bisserl traurig und einsam am Platz. Es macht es nicht leichter, mit den ganzen Emotionen – am Sonntag gegen Grigor vor leeren Rängen einlaufen, das tut schon ein bisserl weh.“ Der 27-Jährige steht damit zum insgesamt 15. Mal bei einem Major in der Runde der letzten 16 und hat damit in einer Grand-Slam-Statistik nun auch vor Thomas Muster (14 x) sowie vor Jürgen Melzer (5 x) die Nase vorne. Gegen Dimitrow hat Thiem übrigens eine 2:3-Bilanz. Doch einfach wird es nicht. „Er ist in guter Form, er fühlt sich sehr wohl auf den schnellen Plätzen. Es ist wahrscheinlich das schnellste Grand-Slam-Turnier, das ich jemals gespielt habe. Es wird wieder richtig schwierig. Aber ich schaue halt, dass ich besser in die Partie reinkomme“, hoffte Thiem.
„Ich bin immer noch in dem Hype vom Match, weil es einfach unglaublich schwierig war.“