Breitensport pfeift aus dem letzten Loch

Vereinssport darf weiter nicht ausgeübt werden, Rufe nach einer Öffnung werden immer lauter.
Wien, Bregenz Nach der jüngsten Pressekonferenz des Gesundheitsministeriums reagierte vor allem Sport-Austria-Präsident Hans Niessl enorm verärgert über die Verlängerung des Lockdowns im Amateur-, Breiten- und Nachwuchssport. „Leider aber berücksichtigt Gesundheitsminister Rudolf Anschober den Sport bis jetzt nicht als Gesundheitsfaktor“, erklärte Sport-Austria-Präsident Hans Niessl in Richtung der Entscheidungsträger nach offenbar zuvor guten Gesprächen mit dessen Parteifreund und Sportminister Werner Kogler.
Argumente des Sports „für verantwortungsvolle Öffnungsschritte“ würden bei der Umsetzung bisher ignoriert werden, bekräftigte Niessl. Aus Sicht von Sport Austria sei es unverständlich, „dass jene Maßnahmen, die für die Schulen Gültigkeit haben, nicht auch im Sport zur Anwendung kommen: Kinder mit einem gültigen negativen Corona-Test dürfen in die Schule gehen, aber nicht im Sportverein unter entsprechenden sportartenspezifischen Auflagen und einem gültigen negativen Test Sport betreiben. Das passt nicht zusammen“, meinte Niessl. Sport Austria plädiert für Selbsttests auch im Vereinssports. „Selbsttests vor Trainingseinheiten wären die Lösung für eine schrittweise Öffnung und würden der Regierung auch einen wichtigen, zusätzlichen flächendeckenden Überblick über das Infektionsgeschehen liefern“, argumentierte Niessl. Die Struktur des organisierten Sports in Österreich mit 15.000 Vereinen nicht zu nutzen, wäre ein Fehler des Gesundheitsministeriums, so Burgenlands ehemaliger Landeshauptmann.
Konzepte, Ideen und Willen
Der Sport-Dachverband ASKÖ hat sich der Kritik von Sport Austria angeschlossen. Kinder weiter vom Vereinssport fernzuhalten, obwohl es Konzepte, Ideen und den Willen zum Mitmachen von allen gebe, ruiniere den gesamten Nachwuchssport im Nicht-Profi-Bereich und grenze an Fahrlässigkeit und gesundheitspolitischen Amoklauf, heißt es in einer ASKÖ-Aussendung. Hermann Krist erweiterte die Kritik dahin gehend, als dass die Entscheidung alle Altersgruppen betreffe. „Auch unsere erwachsenen und älteren MitbürgerInnen wollen Vereinssport betreiben“, so der Präsident des größten der drei heimischen Sport-Dachverbände.
Rufe nach Öffnungen
Laut der Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich lasse die Bundesregierung die Argumente des organisierten Sports weiterhin unbeachtet und dem Amateur-, Breiten- und Leistungssport damit keine Perspektive für Vereins(mannschafts)-trainings. Man sehe im Sport seit Beginn keine Clusterbildungen und habe Sportminister Kogler schon seit September die Möglichkeiten der Schnelltestungen in den Vereinen vorgeschlagen, heißt es weiter. Daher sei nicht zu verstehen, dass negativ getestete Personen im Breiten- und Amateursport keine Chance bekommen sollen, sich zu Trainings zu treffen. Gefordert sei deshalb ein sofortiges Spitzengespräch mit dem Sportminister sowie dem Gesundheitsminister. Und letztlich eine umgehende Öffnung der Sportanlagen (unter Regeln), Zugang zu Kindergärten und Schulen, die Einbeziehung der Vereine in die generelle Teststrategie sowie klar geregelte Teilnahmemöglichkeiten für Fans und Zuseher. Krist: „Der Breiten-, Gesundheits- und Amateursport liegt am Boden und der Schaden wird immer größer. Da helfen die wenigen Ausnahmen nichts.“
Mitstreiter
Auch die Vereinigung der Fußballer spricht sich klar für eine Trainingserlaubnis für den Nachwuchs und den Amateuerfußball aus, schlägt damit in dieselbe Kerbe wie Sport Austria und ASKÖ. „Es ist nicht nachvollziehbar, warum z.B. die Schüler, die regelmäßig in den Schulen getestet werden, mit ihrem negativen Testergebnis am Nachmittag nicht zum Training bei ihrem Verein gehen dürfen. Und dasselbe gilt für erwachsene Sportler aus den Ligen unterhalb der 2. Liga, die sich regelmäßigen Tests unterziehen. Natürlich immer in Kombination mit den erforderlichen zusätzlichen Auflagen“, erklärt Oliver Prudlo, stellvertrender Vorsitzender der VdF.
„Der Breiten-, Gesundheits- und Amateuersport in Österreich liegt am Boden.“
