Da pfeifen die Komantschen

Die Fahrt durch den Bludenzer Eiskanal hat es in sich und weckt die Vorfreude auf die kommende Wintersaison.
Bludenz Aufgeregtes Treiben herrscht im und entlang des neuen Bludenzer Eiskanals. Nach Bauarbeitern und Eineisern sind nun (endlich) die Sportler am Zug. Die Vorfreude ist bei allen Beteiligten spürbar. Mit dem Testbetrieb wird die neue Sportstätte erstmals befahren und auf ihre Tauglichkeit geprüft.
Schritt für Schritt nach oben
Die Rodler machen den Anfang. Schritt für Schritt tasten sie sich bis zum Herrenstart nach oben, gilt es doch die Tücken der neuen Bahn herauszufinden. „Da musst du früher einlenken. Dort etwas länger draufbleiben“, werden die ersten Fahrlinien im Ziel analysiert. Alle sind sie nach Bludenz gekommen, allen voran die drei heimischen Aushängeschilder Thomas Steu sowie Jonas und Yannick Müller. Auch die beiden Gleirscher-Brüder David und Nico sind da. Wolfgang Kindl rast gleich in seinem ersten Lauf zum Bahnrekord und auch Nina Prock versucht sich auf dem Bludenzer Eis.
Mit vollem Karacho nach unten
Kopf voraus geht es für die Skeletonfahrer nach unten. Nichts für schwache Nerven. Schließlich donnert auch der von Benjamin Maier gelenkte Zweierbob nach zwei vergeblichen Versuchen mit Karacho durch die Zielkurve. Anschließend sind auch die speziellen Fun-Sport-Geräte dran. Mir ist es vorbehalten, bei einer der ersten Fahrten dabei zu sein, wobei ich mich nach den ersten Eindrücken frage, ob ich mir das wirklich geben muss. Ich muss.
Am Start angekommen, geht alles ganz fix: Helm auf, hinein in den Schlitten, ein kurzes Stoßgebet gen Himmel geschickt, 3, 2, 1, los! Vom Bobstart aus geht’s hinunter in die 700 Meter lange Eisbahn. Bereits nach wenigen Metern touchieren wir die erste Bande, dennoch merkt man, wie der Schlitten immer mehr Fahrt aufnimmt. Und schon geht’s hinein in die erste Kurve. Der Anpressdruck ist noch überschaubar und dennoch lässt sich schon jetzt erahnen, dass da noch etwas auf uns zukommt. Die erste Rechtskurve fühlt sich da schon anders an. Auf einmal wird es laut im Helm und für einmal meine ich, sie pfeifen zu hören, die von Skisport-Experte Armin Assinger viel zitierten Komantschen. Zumindest kurz, denn selbst im gut gepolsterten Fun-Sport-Gerät ist die Fahrt durch den Eiskanal ein kurzes, wenn auch aufregendes Vergnügen. Links, rechts, links – lange Zeit zu überlegen oder gar zu lenken hat man nicht. Muss man im „Wutschko“, wie der Funbob liebevoll genannt wird, zum Glück für die vier bis fünf Insassen auch nicht. Das rote Geschoss auf weißen Kufen findet sich im eisigen Kanal ganz alleine zurecht und ist, wie von einem meiner Mitfahrer fachmännisch festgestellt „zum Glück auch lang genug, dass er sich in der Bahn nicht drehen kann“. Hin zur Zielkurve führt die lange Schlussgerade, die sich nach den engen Kurven im oberen Teil schier unendlich anfühlt. Dann drückte es uns noch einmal ordentlich in den Sitz bis wir hinauf zum Ziel wieder an Fahrt verlieren und schließlich zum Stillstand kommen. Und schon ist er geweckt, der Speedjunkie in mir, der die kommende Wintersaison nicht erwarten kann.
Schneller als erwartet
Bis dahin gibt es für die Bahnverantwortlichen aber noch einiges zu tun. „Die Homologisierung einer Bahn ist immer ein riesiger Aufwand. Zwei bis drei Kleinigkeiten sind uns schon aufgefallen, die es zu verbessern gibt“, merkt Manfred Heinzelmaier, einer der Väter der Bahn, an. „Wir sind selber überrascht, wie anspruchsvoll und schnell die Bahn tatsächlich ist“, steht ihm die Freude über den Auftakt dennoch ins Gesicht geschrieben. „Darum sind wir sehr froh, dass wir die Bahn noch diesen Winter testen können“, fügt Eiskanal-Geschäftsführerin Nina Wilhelmer hinzu. „Es ist eine super Sportstätte geworden. Die Bahn ist klein und kompakt. Ich finde das ideal“, streut auch der Vorsitzende der Bahnbau-Kommission des Internationalen Rennrodel-Verbandes (FIL), Markus Aschauer, den Verantwortlichen Eisrosen.
„Es ist eine kleine und kompakte Bahn – wirklich eine super Sportstätte.“

