„Es kommt auf die Details an“
Trotz Niederlagenserie weicht man in Lustenau nicht vom eingeschlagenen Weg ab.
Lustenau Die Fans von Austria Lustenau erleben aktuell wahrlich düstere Zeiten. Einerseits dürfen die treuen Anhänger aufgrund der Corona-Pandemie nicht live im Planet Pure Stadion sein, um ihre Mannschaft anzufeuern. Andererseits muss man vor den Fernsehschirmen zusehen, wie die Austria ergebnistechnisch so schlecht wie in den letzten 20 Jahren nicht in die Frühjahrssaison gestartet ist. In vier Spielen setzte es für die Mannschaft von Trainer Alexander Kiene vier Niederlagen. Ein Umstand, der auch den deutschen Fußballlehrer vor die wohl größte Herausforderung seiner bisherigen Trainerlaufbahn stellt.
Herr Kiene, haben Sie die Gründe für den Negativlauf im Jahr 2021 schon gefunden?
Kiene Die liegen ganz klar auf der Hand: Leistungsschwankungen im Spiel und auch bei einzelnen Spielern haben uns diese Situation eingebrockt. Wobei man dabei auch jedes der vier Matches einzeln betrachten muss. Und da bin ich der Meinung, dass nicht alles so schlecht war wie es die Ergebnisse ausdrücken. Aber Fakt ist, die beiden Gegentreffer und die gelb-rote Karte im Spiel gegen Lafnitz bei einer 2:0-Führung waren sicherlich ein Knackpunkt für die derzeitige Situation. Das hatte seine Auswirkungen.
Wie viel davon ist der Jugend in Ihrer Mannschaft geschuldet?
Kiene Das betrifft jeden in unserer Mannschaft, egal ob alt oder jung. Aber klar sollen die vielen jungen Talente in unserer Mannschaft aus dieser Situation lernen und sich dadurch weiterentwickeln. Es gilt nun, die letzten Wochen zu verarbeiten, anzunehmen und sich wieder rausarbeiten. Nur dann werden sich die Jungs auch verbessern und etwaige Fehler in der Zukunft vermeiden.
In der Vergangenheit reichten drei Niederlagen in vier Matches, dass Mladen Posavec (2015) und Hans Kleer (2009) gefeuert wurden. Haben Sie nach nun vier Niederlagen in Folge Angst um Ihren Job?
Kiene Nein, absolut nicht. Denn wir befinden uns alle in einem Entwicklungsprozess, in dem es auch Rückschläge gibt. Ich lasse mich da aber nicht aus der Ruhe bringen. Wir im Klub und ich als Trainer bin von unseren eingeschlagenen Weg und dem Team überzeugt. Aber es ist auch klar, dass wir Leistung und Entwicklung in Ergebnisse dokumentieren müssen. Das ist bis jetzt nicht gelungen. Aber ich bin als Trainer dafür da, den Spielern zu helfen, dass wir ruhig und konsequent weiterarbeiten.
War man vor dem Frühjahrsstart bei der Austria zu positiv gestimmt?
KIene Der Endspurt im Herbst 2020 hat natürlich Hoffnungen im Klub und bei den Fans geschürt. Auch zurecht, denn die Mannschaft hat sich ja richtig gut entwickelt. Dazu haben wir auch eine gute Vorbereitungsphase hingelegt. Doch man darf nicht vergessen, dass wir immerhin gegen die drei Bestplatzierten der Liga (Liefering, Lafnitz, BW Linz) gestartet sind. Und da haben eben Kleinigkeiten den Ausschlag gegeben, dass das Pendel gegen uns ausschlägt.
Wie gehen Sie persönlich mit dieser Niederlagenserie um?
Kiene Ganz einfach: Ich stelle mich der Situation. In meinen 13 Jahren als Trainer ist es eigentlich immer bergauf gegangen, aber natürlich hatte ich auch mal schlechtere Ergebnisse am Stück. Auch schon mit der Austria. Man darf nicht vergessen, wir sind ja in die Saison mit einem Punkt aus drei Matches gestartet und Ende des letzten Jahres haben wir in der Tabelle wieder oben aufgeschlossen.
Wo gilt es anzupacken, um aus diesem negativen Fahrwasser rauszukommen?
Kiene Den Spielern wurde beinhart aufgezeigt, welche Auswirkungen auch nur die kleinsten Fehler haben. Deshalb geht es darum, vor allem im defensiven Bereich Fehler zu minimieren und in der Offensive noch effektiver zu agieren. Dazu gilt es, auch in den Zweikämpfen noch mehr dagegenzuhalten. Es kommt in einem Fußballspiel eben auf die Kleinigkeiten und Details an.
Wie verarbeitet das Team diese Serie?
Kiene Natürlich beschäftigt es alle. Aber in den Trainings herrscht weiter gute Stimmung und eine hohe Intensität. Man spürt, dass jeder Kicker aus dieser Spirale raus will. Das ist die Basis. Nur so können vor allem unsere jungen Spieler an dieser Situation wachsen. Die Sache ist, dass das vorhandene Potenzial in der Mannschaft nun auch in Qualität umgewandelt werden soll. Das ist mein Job, auch wenn es Rückschläge gibt. Von diesem Weg lasse ich mich auch nicht abbringen.
Was braucht es aktuell am meisten?
Kiene Ich bin ja nach Lustenau geholt worden, um aus vielen jungen Talenten ein gestandenes Team zu formen, dass mittel bis -langfristig um den Aufstieg in die Bundesliga mitspielen soll. Dazu haben sich der Verein und der Kooperationspartner aus Clermont klar entschieden. Das benötigt vor allem bei jungen Kickern Zeit. Und bei Rückschlägen eben auch Geduld.