Herpesvirus sorgt im Reitsport für Unruhe

Sport / 17.03.2021 • 08:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Herpesvirus sorgt im Reitsport für Unruhe
Ein Nachwuchspferd von Katharina Rhomberg ist vom Herpesvirus betroffen. Das Pferd zeigt keine Krankheitssymptome und befindet sich wie alle anderen Pferde in Isolation. PRIVAT

Dornbirn Im Schatten der weiterhin allgegenwärtigen Coronakrise erschüttert ein weiteres Virus die weltweite Pferdesportszene. Von Spanien aus verbreitet sich eine Herpesvariante, die nach Angaben des Weltverbandes FEI besonders aggressiv ist und bereits mehrere Pferde getötet hat. Um die Verbreitung der lebensgefährlichen Seuche EHV-1 einzudämmen, wurden alle Turniere in elf europäischen Ländern bis zum 11. April abgesagt. Betroffen davon auch das Ende März in Göteburg geplante Weltcupfinale. „Das einzig Positive, wenn man im Zusammenhang mit so einer schrecklichen Sache überhaupt davon reden kann ist der Umstand, dass das Virus auf Menschen keine Krankheiten überträgt“, erklärt Christian Rhomberg.

Vorarlbergs Paradespringreiter ist selbst seit seiner Teilnahme an einem Turnier in der Lombardei direkt vom Ausbruch der Seuche betroffen. „Eigentlich wollte ich auch zur Turnierserie in Valencia reisen, habe dann aber umdisponiert und bin zusammen mit meiner Schwester Katharina zum Turnier nach Gorla Minore gereist.“

Dort wurde beim routinemäßig vorgeschriebenen veterinärmedizinischen Check bei einem fremden Pferd der erste positive Fall bekannt. Um eine Ansteckung der eigenen Pferde auszuschließen, sind die Rhombergs extra länger vor Ort geblieben. „Wir haben sofort alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Alle elf Tiere waren fit, hatten keinerlei Symptome und auch beim täglich zweimaligen Fiebermessen gab es nicht den geringsten Verdacht.“

Herpesvirus sorgt im Reitsport für Unruhe
Christian Rhomberg war mit seiner Schwester bei einem Turnier in der Lombardei. Holcbecher

Zurück im Heimatstall in Dornbirn war die Ungewissheit und die Zeit des Bangens wegen einer möglichen Ansteckung aber noch nicht beendet. „Zum Glück hatten wir sofort nach der Rückkehr alle Pferde in einem eigenen Stalltrakt separiert und weiter getestet. Die Ergebnisse, die aufgrund der vielen PCR-Tests und Blutproben einige Tage dauerten, zeigten dann, dass von elf Pferden ein Nachwuchspferd von Katharina positiv auf EHV-1 war.“

Ohne Bluttest nichts gemerkt

Fatal und unerklärlich für Katharina Rhomberg ist der Umstand, dass es in der gesamten Zeit keine Anzeichen für die Erkrankung gab. „Wenn wir nach der Rückkehr nicht die zusätzlichen Tests gemacht hätten, wären wir gar nicht draufgekommen. Das positive Pferd ist fit, ohne Fieber und zeigt keine Symptome, die eine Erkrankung erklären würden.“

Wie aggressiv und heimtückisch das Virus sein kann, bestätigt Christian Rhomberg: „Wir kämpfen hier um unsere Pferde und hoffen, dass wir gut über diese Zeit kommen. Doch dies können nicht alle Pferdesportler behaupten. Ich habe in sozialen Medien Videos gesehen, die jedem Tierliebhaber das Herz zerreißen. Wenn man Pferde sieht, die nicht mehr stehen können und von einer Seilwinde gehalten werden, stockt einem das Blut in den Adern.“

„Es gibt Videos von infizierten
Pferden, die jedem Tierliebhaber
das Herz zerreißen
.“

Christian Thomberg

Um welch unberechenbare Gefahr es sich beim EHV-1-Virus handelt, beweisen die Geschehnisse im Stall des Deutschen Sven Schlüsselburg in Ilsfeld (bei Stuttgart). Dort sind zwei Pferde am Virus gestorben, sechs Fohlen kamen tot zur Welt und 21 von 60 Pferden wurden positiv getestet. „Bei so niederschmetternden Nachrichten kann man verstehen, wie dramatisch die Lage ist und viele Reiter um ihre Existenz fürchten“, so Rhomberg.

EM-Teilnahme als Saisonziel

Sowohl der 30-jährige Christian als auch seine um zwei Jahre jüngere Schwester hoffen, sich nach Ende der Isolation wieder voll dem Sport widmen zu können. Erklärtes Saisonziel der beiden Nationalkadersportler des CRV Dornbirn ist die Teilnahme an der Springreiter-Europameisterschaft, die vom 30. August bis 4. September auf der Anlage von Ludger Beerbaum im nordrhein-westfälischen Riesenbeck über die Bühne geht. „Katharina sollte auf jeden Fall dabei sein und ich habe mit einem Pferd realistische Chancen, die Nominierung zu schaffen.“

Glücklicher Zufall

Auf der europäischen Ebene will auch Jessica Vonach, Vorarlbergs dritte Aktive in einem OEPS-A-Kader, glänzen. Die 20-jährige Lustenauerin strebt eine Teilnahme an der EM für Junge Reiter (Jg. 2000 bis 2003) an. Durch ihr Studium für Internationale Politische Ökonomie (DIA) an der Uni Sankt Gallen weilte Vonach erstmals seit neun Jahren um die Jahreszeit nicht in Spanien und blieb in Vorarlberg bislang vom Herpesvirus verschont.

Herpesvirus sorgt im Reitsport für Unruhe
Nationalkaderreiterin Jessica Vonach hat eine EM-Teilnahme als Saisonziel. DILL

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