Das Familienduell im Hause Canadi

Sport / 19.03.2021 • 23:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Das Familienduell im Hause Canadi
Mit guten Leistungen im Training will sich Marcel Canadi für mehr Einsatzminuten empfehlen. GEPA

Altach-Trainer Damir Canadi (50) steht vor einem besonderen Spiel, denn beim sonntägigen Gegner SV Ried steht sein Sohn Marcel Canadi (23) unter Vertrag.

Altach Erst heute wird es sich weisen, ob das Aufeinandertreffen zwischen dem Cashpoint SCR Altach und der SV Ried neben der tabellarisch und punktetechnisch wichtigen Komponente auch eine rein menschliche erfährt. „Wir erfahren es immer kurzfristig“, erzählt Marcel Canadi. Der Sohn von SCRA-Cheftrainer Damir ist bei den Innviertlern vertraglich bis 2022 gebunden, zuletzt zählte der 23-Jährige in der nunmehr neun Spiele dauernende Sieglosigkeit der Oberösterreicher nicht immer zum Stammpersonal. „Es ist natürlich nicht leicht, weil als Fußballer willst du immer spielen. Die momentane sportliche Situation macht es mir auch nicht leichter. Mir bleibt einfach die Möglichkeit, dem Trainer während der Woche zu zeigen, dass ich mir einen Platz verdiene“, sagt der Offensivspieler. Dass er vor dem Match in Altach auch medial in den Mittelpunkt gerückt ist, nimmt er äußerlich gelassen, absolut profihaft. Bei Nachfrage gewährt er einen Blick in seine Gefühlswelt vor einem „besonderen Spiel“. „Ganz sicher von den Emotionen her“, schmunzelt er, „auch wenn es bei Spielbeginn vorbei ist. Aber allein die Ausgangslage ist schon brisant: Papa muss gewinnen und wir wollen auch gewinnen.“ Eine Tatsache, die vor allem innerfamiliär doch für Gefühlsschwankungen sorgt, wie Marcel Canadi im VN-Gespräch verrät: „Vor allem für meine Schwester, die absoluter Altach-Fan ist.“

„Wenn ich mit meinem Sohn telefoniere, dann geht es grundsätzlich nicht um Fußball.“

Damir Canadi, Cheftrainer Cashpoint SCR Altach
Blickt einem möglichen Duell mit seinem Sohn gelassen entgegen: SCRA-Trainer Damir Canadi. <span class="copyright">STEURER</span>
Blickt einem möglichen Duell mit seinem Sohn gelassen entgegen: SCRA-Trainer Damir Canadi. STEURER


Ein Blick zurück sei erlaubt, denn der Sommer 2020 veränderte doch einiges im Hause Canadi. Während Trainer Damir Ende Juli als Coach nach Griechenland ging, unterschrieb Sohn Marcel nur zwölf Tage später für Bundesliga-Aufsteiger Ried. Danach blieb bis zur Rückkehr des nunmehrigen SCRA-Trainers aufgrund der Corona-Pandemie und strengen Reisebeschränkungen nur der virtuelle Raum für ein familiäres Zusammentreffen. Fünf Monate ohne Wiedersehen, eine lange Zeit, wie Marcel bestätigt: „Als Profi kannst du damit einigermaßen umgehen, als Familie aber war es schon schwer.“ Nachvollziehbar deshalb sein sportlicher Wunsch, am Sonntag in Altach dabei sein zu können.

Zwei ehemalige Mitspieler

Zumal er mit Daniel Maderner (25) und Mario Stefel (25) zwei ehemalige Teamkollegen aus gemeinsamer Zeit bei Amstetten wiedersehen könnte. „Wir haben immer noch guten Kontakt“, erzählt Marcel, gibt aber auch zu, dass das Telefon diese Woche stumm geblieben ist. Was das Spiel selbst betrifft, so glaubt er nicht, dass die Negativserie die Leistung beeinträchtigt. „Das ist mit Anpfiff vergessen.“

Mögliche Aufstellungen

CASHPOINT SCR ALTACH

AUFSTELLUNG (3-4-3) Kobras; Dabanli, Zwischenbrugger, Subotic; Thurnwald, Oum Gouet, Haudum, Edokpolor; Meilinger, Maderner, Daniel Nussbaumer

ERSATZ Casali; Wiss, Karic, Bukta, Obasi, Schreiner, Anderson

ES FEHLEN Netzer (im Aufbau), Carando (überzähliger Ausländer)

SV RIED

AUFSTELLUNG (3-4-3) Sahin-Radlinger; Boateng, Reifeltshammer, Meisl; Möschl, Ziegl, Offenbacher, Lercher; Bajic, Schmidt, Grüll

ERSATZ Gütlbauer; Kerhe, Lackner, Satin, Gschweidl, Canadi, Paintsil

FRAGLICH Stefan Nutz, Reiner (beide grippaler Infekt)

Der Verein steht über allem

Damir will dem Familienduell keinen großen Raum einräumen. „Ich freue mich als Vater, wenn es ihm gut geht. Schafft er die Qualifikation für den Kader, dann freut es mich für ihn.“ Dass er seinem Sohn Riesenpotenzial attestiert, steht außer Frage, zumal Marcel dies im bislang einzigen Aufeinandertreffen der beiden, noch als Austria-Lustenau-Spieler im Test gegen Atromitos (4:3, Juli 2019), eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat.
Vier Punkte, das war das Ziel der Altacher vor den Spielen gegen St. Pölten und Ried, deren drei sind bereits eingefahren. Dennoch will Damir Canadi an der Zielsetzung offiziell nichts verändern. Vielmehr soll jedes Spiel, jede Trainingseinheit Mannschaft und Trainer in ihrer Denkweise und in ihrer Art Fußball zu spielen noch mehr zusammenführen. Denn nicht nur einmal betont der 50-Jährige, dass es in der Zielsetzung nicht um einzelne Personen, sondern vielmehr um den Verein geht. „Unser Ziel ist es, in der Liga zu bleiben, alles andere zählt nicht“, betont er, wohlwissend, dass man vor drei Spieltagen noch das Tabellenende zierte.