Traum von Tokio wird konkreter

Endspurt für Rollstuhltennisspieler Thomas Flax im Kampf um Startplatz bei den Paralympics 2021.
Dornbirn „Es kann nichts so schlecht sein, dass es nicht auch für etwas gut ist.“ Zumindest was die Verwirklichung seines großen sportlichen Traumes angeht, kann Rollstuhltennisspieler Thomas Flax der Coronapandemie und der damit verbundenen Verschiebung der Paralympics 2021 in Tokio einen Hauch von positiven Gedanken abgewinnen. „Durch die zahlreichen Turnierabsagen hat der Tennisweltverband ITF für die Vergabe der Quotenplätze das ITF-Ranking eingefroren“, erklärt der 37-jährige Dornbirner. „Ich kann mich bei den kommenden Turnieren bis zum 6. Juni, dem Stichtag für die Vergabe der Olympiastartplätze, nicht mehr verschlechtern, sondern nur noch verbessern.“
Platz 46 in der Weltrangliste
Bei den 16. Paralympics vom 25. August bis 6. September in der japanischen Hauptstadt sind die Top 40 der Einzel-Weltrangliste fix spielberechtigt, und pro Nation sind maximal vier Spieler zugelassen. Im Moment ist Flax auf Position 46 gereiht und die Nummer vier im ÖTV-Ranking hinter dem 24-jährigen Wiener Nico Langmann (Position 30, 692 Punkte), dem einen Platz dahinter gereihten Tiroler Martin Legner (690) und Joseph Riegler (Rang 35, 618 Punkte) aus Niederösterreich. Mit 495 Punkten hat Flax exakt 73 Zähler Rückstand auf die angestrebte Top-40-Position. „Wenn ich bei den insgesamt sechs geplanten Turnieren in den kommenden zwei Monaten ein oder zwei Topresultate, sprich Halbfinalteilnahmen, schaffe, sollte ich den Cut schaffen.“ Sofern sie nicht abgesagt werden, wird der Dornbirner in den kommenden zwei Monaten bei ITF-Future-Turnieren in der Türkei, Italien, Litauen, der Steiermark und Tschechien oder Kroatien versuchen, sein Punktekonto aufzubessern
Der Optimismus von Flax 25 Jahre nach Klaus Salzmann 1996 in Atlanta als zweiter Vorarlberger bei einem Rollstuhltennisturnier zu olympischen Ehren zu gelangen, wird durch einen weiteren Umstand gefestigt. Da es in Tokio 64 Startplätze gibt, bei der Vergabe aber auch die Zusammenstellung der 32 Doppelpaare berücksichtigt wird, wäre es möglich, dass der Topspieler des RC Enjo Vorarlberg aus diesem Grund den Cut schafft. „Wie genau die Vergabe erfolgt und wer letztendlich einen Quotenplatz erhält, hängt von mehreren Faktoren ab. Zum jetzigen Stand der Dinge kann niemand beantworten, ob er überhaupt an den Paralympics teilnimmt oder aus irgendeinem Grund am Ende verzichten muss. Wie man im letzten Jahr seit Ausbruch der Coronapandemie erleben musste, kann sich in den fünf Monaten noch die ganze Welt drehen.“
„Durch die Einfrierung des Rankings
Thomas Flax, Paralympicsanwärter Rollstuhltennis
kann ich keine Punkte verlieren,
mehr nur dazugewinnen.“
Dass Corona seine Vorfreude auf die Verwirklichung seines sportlichen Traumes in ein anderes Licht gerückt hat, will Flax nicht verheimlichen. „Es gab sicher auch Momente, in denen ich mir die Frage gestellt habe, ob es einen Sinn macht, weiterzumachen. Doch ich habe so viel Zeit und Energie in das Projekt gesteckt und wollte jetzt einfach nicht auf der Zielgeraden abstoppen. Ich muss gestehen, dass Corona und die damit verbundenen Auswirkungen den olympischen Traum in einen Schatten gehüllt haben. Ohne Zuschauer und ohne das Drumherum verliert Olympia schon etwas von seinem Flair und Charakter. Sollte ich aber die Chance bekommen und es aus gesundheitlichen Gründen möglich sein, würde ich aber auf jeden Fall nach Tokio reisen und daran teilnehmen.“
Als nicht unwesentlichen Aspekt für die Entscheidung nennt Flax auch die uneingeschränkte Rückendeckung seiner Unterstützer: „Trotz der Umstände sehe ich es als Privileg an, wenn man als Sportler nahezu uneingeschränkt sein Ziel verfolgen kann. Ein großer Dank gilt deshalb dem Olympiazentrum Vorarlberg und dem VTV-Campus, die in dieser schwierigen Zeit immer hinter mir gestanden sind und mich unterstützt haben.“
Präferenzen im Spielsystem
Da seine drei Nationalteamkollegen ihr Tokio-Ticket durch die Einfrierung des Rankings praktisch fix in der Tasche haben und unter normalen Umständen auch Flax den Cut schaffen sollte, gab es im Rahmen des Teamlehrgangs in Schielleiten erste Gespräche, wer mit wem in Tokio im Doppel spielen könnte. „Mit Nico und Joseph harmoniere ich sehr gut. Mit Martin ist es so, dass wir von der Spielweise ganz ähnliche Typen sind, dies aber im Doppel nicht unbedingt von Vorteil ist. Wer dann am Ende mit wem spielt, entscheidet natürlich der Trainer. Daran wird es nicht scheitern und ich denke, wir werden die beste Lösung schon finden.“
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