So bilanziert Suikkanen die Saison der Bulldogs

Kai Suikkanen (61), Headcoach des EC Dornbirn, blickt auf eine intensive und erfolgreiche Saison zurück.
Dornbirn Nach dem sechsten Platz in der Endtabelle und der spannenden Play-off-Serie gegen RB Salzburg spricht auch Dornbirns finnischer Headcoach Kai Suikkanen von einem sportlich guten Jahr.
Sind Sie zufrieden mit der Saison oder überwiegt die Enttäuschung, dass bereits im Viertelfinale Endstation war?
Suikkanen Es trifft beides zu. Natürlich ist die Enttäuschung über das Ausscheiden noch groß. Aber wenn mir jemand im September, als wir doch einige Probleme hatten, gesagt hätte, wir beenden die Saison auf Platz sechs und stehen im Viertelfinale gegen Salzburg, hätte ich das natürlich sofort genommen. Klar haben wir uns im Laufe der Saison steigern können und wurden hungrig auf mehr Erfolg, auch im Viertelfinale. Aber man muss ehrlich sein: In einer Best-of-seven-Serie setzt sich am Ende die bessere Mannschaft durch. Das war eben Salzburg, und das respektieren wir. Zur Saison: Es wäre, wenn wir Salzburg geschlagen hätten, eine großartige Saison gewesen. So war es eine gute Saison.
Wie bitter war es, dass Ihr Team in den letzten beiden Play-off-Spielen kein Tor erzielen konnte?
Suikkanen Das tat schon weh. Aber wenn man sich alle sechs Spiele anschaut, hatten wir schon früher große Chancen auf den dritten Sieg. Vor allem im vierten Spiel (4:6), als wir zuhause schon zurücklagen, uns wieder herankämpften und leider ein Powerplaytor kassierten. Das war der große Unterschied, da will ich mich nicht auf die letzten beiden Matches einlassen. Aber klar: Es ist schwer, ein Eishockeymatch zu gewinnen, wenn du keine Tore machst.
Haben Sie daran gedacht, die Linie mit Luciani, Rapuzzi und Yogan während der Serie zu trennen, um Salzburg zu überraschen?
Suikanen Wir haben uns ständig Gedanken gemacht, in welchen Formationen wir bestehen können. Aber wir wussten auch, wenn wir Tore brauchen, hat diese Reihe immer geliefert. Weil eben jeder die Laufwege des anderen kannte. Ich habe auch Rapuzzi angesprochen, ob ein Linienwechsel für ihn Sinn machen würde. Er war aber der Meinung, dass man es so beibehalten sollte, egal ob die Salzburger ihre Checking-Linie gegen die drei bringen würde. Am Ende würde ich diese Entscheidung wieder treffen, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie wichtig auf dem Eis die Chemie zwischen den Spielern ist.
Letztes Jahr wurde man Letzter, heuer schaffte man Platz sechs. Was war der Grund für diese Leistungssteigerung?
Suikkanen Eines ist klar: Wir hatten diese Saison die besseren Spieler als in der letzten. Das ist sicher der größte Unterschied. Zudem war der Teamspirit einzigartig. Alle Spieler waren nicht nur Arbeitskollegen, sie waren wie Freunde, die auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Daher war es auch so einfach, die neuen Spieler schnell zu integrieren. Alles in allem war unser Spiel einfach besser. Zu meiner Idee, aus einer gefestigten Defensive heraus zu spielen, kam noch der Umstand dazu, dass wir auch mit dem Puck gutes Eishockey zeigen konnten. Und dies alles in einer wirklich schweren Saison, wenn man auf Corona und all seine Begleitumstände blickt.
Im Halbfinale stehen die großen vier Teams. Ist für Teams wie Dornbirn auch ein Semifinale realistisch?
Suikkanen Im Sport ist es einmal so, dass die „Big Teams“ eben ihre Vorteile haben, wenn man auf das große Ganze blickt. Aber dennoch ist es immer möglich auch als kleines Team zu überraschen. Um dies als Dornbirner EC zu bewerkstelligen, müssen wir den nächsten Schritt machen. Unser Ziel ist es, nächste Saison wieder einen Tick besser zu sein. Dafür gilt es hart zu arbeiten, geschenkt bekommt man im Eishockey nichts.
Wie anstrengend war die Saison und eine Play-off Serie für Sie als Coach?
Suikkanen Natürlich ist es nie leicht, wenn man im Ausland arbeitet und lange von der Familie getrennt ist. Aber wenn es in eine lange Saison geht, ist es für jeden Trainer auf der Welt hart.

Nach einer tollen Saison wecken Spieler Begehrlichkeiten bei anderen Klubs. Haben Sie Angst, dass viele die Bulldogs verlassen könnten?
Suikkanen Es ist ein gutes Zeichen, wenn der Sommer kommt. Denn damit kommen auch die Gerüchte (lacht). Darauf gebe ich nicht viel. Natürlich werden wir Spieler verlieren, wie jedes Jahr. Die werden wir wieder ersetzen. Unser Plan ist es, den Stamm der Spieler, vor allem die Österreicher, zu halten. Und natürlich wollen wir die Anzahl der Abgänge so gering wie möglich halten.
Nächstes Jahr gibt es mehr Teams in der Liga. Wie sehen sie diese Entscheidung?
Suikkanen Darüber habe ich mir nicht viele Gedanken gemacht. Natürlich wünscht man sich immer eine große und starke Liga. Ich finde es schade, dass nicht mehr österreichische Klubs dabei sind. Denn ich bin kein Fan von langen Reisen, aber die stehen mit den neuen ausländischen Klubs an. Trotzdem glaube ich, dass die nächste Saison sicher spannend wird.

In Laibach ist Raimo Summanen der Headcoach. Er ist in Finnland eine Eishockey-Größe. Ist das Duell mit ihm etwas Spezielles für sie?
Suikkanen Ich kenne Raimo sehr gut, wir haben im Nationalteam miteinander gespielt. Als Trainer verbindet uns die Zeit in Russland, als ich Trainer in Jaroslav war und er in Omsk. Natürlich freue ich mich auf die Spiele gegen ihn, weil er ein sehr guter Coach ist und den Sport liebt. Wenngleich er auf der Bank schon mal heftig aus sich rausgehen kann (lacht).
Finnland hat sich erstmals für die Fußball-EM qualifiziert. Interessiert Sie Fußball?
Suikkanen Sehr sogar. Ich habe mir zuletzt den Sieg von Finnland über Bosnien-Herzegowina angeschaut. Teemu Pukki hat uns mit seinen beiden Toren einen Punkt gerettet. Ich bin ein großer Fußballfan. Ich schaue mir von Berufs wegen Eishockey an, aber wenn ich zuhause bin, drehe ich gern Fußball am TV auf. In meinen Urlauben zuhause in Turku bin ich fast bei jedem Heimspiel von Inter Turku.
Was ist besser anzusehen: Fußball ohne Fans, oder Eishockey ohne Fans?
Suikkanen Ich will beide Sportarten nicht vergleichen. Aber es ist verrückt, wenn man sich vorstellt, dass der FC Barcelona in einem leeren Stadion spielt, in das normalerweise 100.000 Fans passen. Am Ende ist es für Fußball als auch Eishockey traurig, dass die Fans fehlen. Der Sport ist doch eine Art Zirkus, der für Zuschauer da ist. Wir brauchen die Fans, weil wir für sie spielen. VN-MKR/ABR