Warten auf Godot
Amateurfußball weiter in Warteschleife – ohne große Perspektive.
Wien, Bregenz Ähnlich wie in Samuel Becketts Theaterstück „Warten auf Godot“ verhält es sich bei den Amateurfußballern in Österreich: Ein langes und wohl aussichtloses Warten auf eine Verbesserung des Status quo.
Während der Spitzenfußball zwar ohne Zuschauer weitergeht, fehlt dem Amateurbereich in der Corona-Pandemie jegliche Perspektive. Seit Monaten ist der Spiel- und Trainingsbetrieb in den über 150 Männer-Ligen unter den beiden höchsten heimischen Spielklassen eingestellt. Es droht ein Szenario wie im Vorjahr, als sämtliche Meisterschaften abgebrochen werden mussten. Damals gab es weder Auf- und Absteiger, was so manchen ambitionierten Clubchef in Rage brachte. Seither hat sich der ÖFB mit einem Rechtsgutachten abgesichert – darin wurde unter anderem festgehalten, dass eine Saison bereits gewertet werden kann, wenn nur die Hinrunde absolviert wurde, also jeder gegen jeden zumindest einmal gespielt hat. Ein Szenario, dem man sich im Vorarlberger Fußballverband bereits ergeben hat. Wie die VN berichtete sollen nur mehr die ausstehenden Spiele des Herbstdurchganges ausgetragen werden, um so zu einer Wertung zu kommen. Doch selbst davon ist man derzeit weit entfernt.
Keine Zeit
Für einen Abschluss der ersten Saisonhälfte läuft die Zeit davon. Noch unrealistischer sind normale Mannschaftstrainings, die aber wohl einen Monat lang durchgeführt werden müssen, ehe der Spielbetrieb wieder gestartet werden kann. Erschwerend kommt hinzu, dass laut derzeitiger Regelung die Meisterschaften bis Ende Juni abgeschlossen sein müssen.
Deadline
Hier gibt es aber laut ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer einen gewissen Spielraum. „Wir möchten mit allen Anstrengungen versuchen, noch eine Wertung herbeizuführen und können die Meisterschaften möglicherweise länger spielen“, sagte der Jurist. „Aber irgendwann gibt es eine Deadline. Wenn wir zum Beispiel die jetzige Saison bis 31. August spielen, besteht die große Gefahr, dass wir damit die nächste Saison beschädigen.“ Klarheit dürfte im Rahmen einer Präsidiumssitzung Ende April geschaffen werden.
Kärntner Modell
Besonders großes Interesse an einer Fortsetzung haben Vereine mit Aufstiegs-Absichten. Ein Aufstieg ohne Beendigung der ersten Saisonhälfte könnte auch dann möglich sein, wenn der Tabellenführer rechnerisch in der Hinrunde nicht mehr einzuholen sei, ergänzte der ÖFB-Generalsekretär.
Im Gegensatz dazu steht eine Aussendung des Kärntner Landesverbands (KFV). Demnach werden die Meisterschaften im südlichsten Bundesland abgebrochen und auch ohne Hinrunden-Abschluss nach derzeitigem Stand gewertet, wenn bis 26. Mai kein Kontakttraining erlaubt ist. Grundlage dafür ist ein im vergangenen Sommer vom KFV gefasster Beschluss, wonach es für eine Wertung reicht, wenn zumindest 90 Prozent der Hinrunden-Spiele absolviert wurden – was in den Kärntner Ligen der Fall ist. In den anderen Landesverbänden sind solche richtungsweisenden Entscheidungen (noch) nicht getroffen worden.
„Wir könnten die Meisterschaften verlängern. Aber irgendwann gibt es eine Deadline.“