„Wir leben den Sport vor“

Patrick Murnig und sein Team von „JumpandReach“ machen Stars und schauen auf den Nachwuchs.
Schwarzach Acht Mal Edelmetall bei der Nordischen Ski-WM stehen nach dieser Wintersaison im Medaillenspiegel von „JumpandReach“. Gründer Patrick Murnig hat in seiner „Familie“ Stefan Kraft, Chiara Hölzl oder Johannes Lamparter an die Spitze hochgezogen. „Beraten, begleiten und fördern“ steht im Konzept des 46-jährigen Harders, der seit 20 Jahren jungen Talenten in die Erfolgsspur verhilft, und bei seinen Athleten besonders auf Werte wie Vertrauen, Respekt und Freundschaft setzt.
Klein und flexibel
Murnig, ein Ex-Fußballer mit Teilzeiteinsätzen bei Wacker Innsbruck unter Trainer Dietmar Constantini, und mittlerweile in Tirol wohnhaft, betreut 28 österreichische Sportler aus acht Sparten. Snowboarderin Doris Günther führte er noch während der Studienzeit in Innsbruck 1998 in Nagano zu den Olympischen Spielen. 2002 begann er mit der Betreuung von jungen Sportlern, „klein und flexibel, wie auch heute noch. Das ist eine unsere Stärke.n“ Mit fünf Mitarbeitern werden u. a. der Vorarlberger Triathlet Paul Reitmayr, aber auch Profifußballer wie Clemens Walch oder Benjamin Pranter in ihren Karrieren begleitet.
Wen sich Murnig in seine „Familie“ holt, wird im Team entschieden. „Da reden sowohl meine Mitarbeiter, aber auch Sportler, die schon unter Vertrag sind, mit.“ Festgelegt sind Kritierien wie Charakter, persönlichkeit oder Bodenständigkeit. „Das muss ich spüren. Jeder, den ich hole, muss in das Team passen. Es wird alles auf die menschliche Ebene heruntergebrochen. Ich vermittle unseren Sportlern immer: Bei uns sind alle gleich. Das betrifft auch mich als Gründer und Entscheidungsträger.“ Die gesunde Wertehaltung bekam er von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz vermittelt. „Ich habe für ihn fünf Jahre lang während meines Studiums gearbeitet. Das ist wichtig für eine Unternehmenskultur, da habe ich mich wiedergefunden, das habe ich übernommen.“
Das Zwei-Säulen-Prinzip
„JumpandReach“ besteht aus zwei Säulen, erklärt Murnig. Die eine ist das strategische Sportmanagement, erlernt während des Studiums der Sportwissenschaft und der Betriebswirtschaftslehre. „Diese Kombination ist das Fundament, um Strukturen zu entwicklen, Strategien, Ziele und Unternehmenskultur. Bei uns heißt das ,JumpandReach‘- Spirit.“ Die zweite Säule ist das systemische Coaching mit einem Markenbildungsprozess. „Das hat sich über Jahre mit den Menschen, mit denen ich gearbeitet habe, entwickelt. Ich habe jetzt 100 Schubladen. Wenn sich ein Projekt auftut, gibt es fünf, sechs Schubladen, zwischen denen ich mixen kann.“
Mit Stefan Kraft und Michael Hayböck nahm Murnig ein Skisprungduo unter die Fittiche, das sich in die absolute Weltspitze hochhantelte. „Ich nehme immer zwei ins Team auf, damit sie sich gegenseitig unterstützen. Das war in einer schwierigen Phase“, erinnert sich Murnig zurück. „Die Jungen mussten viel investieren, haben aber gut zusammengehalten. Die beiden haben bewiesen, dass man mit Spirit und Werten Erfolg haben kann, keine Drecksau sein muss. Als sie bei der Vierschanzentournee Erster und Zweiter geworden sind, habe ich Rotz und Wasser geplärrt.“
Trick mit dem Vertrag
Der Senkrechtstarter im Team von „JumpandReach“ heißt Johannes Lamparter. Der erst 19-Jährige Kombinierer gewann bei der WM in Obestdorf zweimal Gold und einmal Bronze. „Bei ihm ging es Schritt für Schritt. Wir hatten keinen Sponsor, waren aber mit Red Bull in Kontakt. Ich sagte ihm, wir konzentrieren uns auf den Sport. Vor dem Auftakt in Seefeld habe ich mit ihm dann ausgemacht: Der Vertrag ist da, du unterschreibst, angeschaut wird er aber erst im März. Ich wollte, dass er sportlich keinen Stress bekommt.“ Vor zwei Tagen wurde das Geheimnis gelüftet: „Mit seinen Erfolgen ist es ein richtig guter Vertrag geworden“, schmunzelt Murnig.
Barrieren sieht er keine in seiner Beratungstätigkeit. „Bei uns kann sich jeder melden, der sich entwickeln will oder Optimierungsbedarf hat.“ Die Betätigungsfelder sind im Sportbereich – und mittlerweile auch darüber hinaus – breit gestreut. Ein Jugendkonzept, bestellt von Diana Langes, Wattens-Präsidentin, stammt aus seiner Feder. Der Nachwuchs liegt ihm besonders am Herzen: Mit „Kids(e)motion“ rief Murnig ein Projekt ins Leben, das von seinen Spitzensportlern persönlich betreut und gefördert wird. „Wir veranstalten selber, laden Kinder ein, sind Vorbild, wollen Teamgeist entwickeln, leben das vor. Im Sport etwas bewegen zu können, das fasziniert mich.“

