Kompaktheit fehlte
Einiges zu analysieren gibt es bei der Lustenauer Austria nach der 0:3-Heimniederlage gegen die Young Violets Austria Wien. Die Mannschaft, die in einer 4-2-3-1-Grundordnung angetreten war, verlor mit Fortdauer der Partie nicht nur das Spiel, sondern auch den Glauben an sich selbst. Grabher und Co. haben vor allem nach Seitenwechsel Geduld und Ideen im Spielaufbau vermissen lassen. Zudem war das Zweikampfverhalten bei den Gegentoren ungenügend. Und auch die Körpersprache einiger Spieler ist zu hinterfragen.
Einzelspieler entscheiden
Die Anfangsphase der Grün-Weißen war noch die Beste in den 90 Minuten. Der Gegner wurde hoch attackiert und dadurch zu langen Bällen gezwungen. In der Offensive wurde immer wieder das Flügelspiel gesucht. Letztendlich fehlte es in dieser guten Phase gegen ein kompaktes 4-1-4-1 der jungen Wiener Truppe an Durchschlagskraft in der eigenen Sturmreihe. Immer wieder rannte sich die Heimelf in den Abwehrreihen der Gäste fest und die Elf um Trainer Alexander Kiene war nach Ballverlust auf Konter anfällig. Einige solcher Gegenstöße nutzten die Wiener und waren mit ihrer Strategie weit erfolgreicher als ihr Gegner.
Nicht immer entscheidet also das Spielsystem über Sieg oder Niederlage, sondern vielmehr die Qualität der Einzelspieler und deren Fähigkeit, sich in das praktizierte Spielsystem zu integrieren. Hinzu kommt, dass sich eine Grundformation je nach Spielsituation sowieso verändert. Oberstes Ziel der Defensivarbeit ist es, egal mit welcher Grundordnung gespielt wird, geschlossen gegen den Ball zu arbeiten. Diese Grundprinzipien fehlten mir bei der Austria, vor allem im zentralen Mittelfeld. Hier agierten Brandon Baiye und Christoph Freitag als Doppelsechser sowie Pius Grabher als Zehner. Freitag hatte den defensiven Part, Baiye sollte Grabher in der Offensive unterstützen. Doch alle drei hatten gegen die Young Violets nicht ihren besten Tag, sowohl in der Defensive als auch in der Offensive. Hier hatte der Gegner für mich ein klares Übergewicht. Dazu agierte die Austria-Abwehr an diesem Tag zu passiv, rückte zu wenig schnell zum Mittelfeld auf. Auch die Staffelung bzw. Absicherung war nicht immer gut getimt.
Mein Fazit: Austria Lustenau sollte ihr Defensivverhalten in den nächsten Spielen genau unter die Lupe nehmen. Das hohe Anlaufen ist nur erfolgreich, wenn alle im Verbund agieren. Sonst entstehen Lücken und Räume, die von den Gegnern, im letzten Fall von den Young Violets, eiskalt bestraft werden können.
Dieter Alge (54) ist Fußballtrainer mit Erfahrung im Profi-, Amateur- und Nachwuchsbereich.