Das Schlitzohr zwischen den Pfosten

Routinier Golub Doknic als Erfolgsfaktor im Nationalteam auf dem Weg zur EM-Endrunde 2022.
Hard Es gibt Sportler, die in einem entscheidenden Wettkampf der Druck geradezu beflügelt und zur Höchstleistung pusht. Handball-Goalie Golub Doknic ist sicher ein perfektes Beispiel dafür. Der seit drei Wochen 39-Jährige erwies sich in der Schlussphase des EM-Qualifikationsduells des österreichischen Handball-Männerteams gegen Bosnien-Herzegowina als Erfolgsfaktor, sorgte mit seinen Paraden für den notwendigen Rückhalt und trug beim 27:23-Heimerfolg maßgeblich zur Qualifikation für die EM-Endrunde im Jänner 2022 in Ungarn und der Slowakei bei.

Der gebürtige Montenegriner, der seit 18. November des letzten Jahres österreichischer Staatsbürger ist, wollte seine Leistung gar nicht in den Vordergrund stellen und lobte die mannschaftliche Geschlossenheit: „Wenn ich im Tor stehe, will ich immer gewinnen und gleichzeitig mit meiner Leistung dazu beitragen. Ich denke, dass mir dies bei den wichtigen Siegen in Estland und gegen Bosnien gelungen ist und ich zum Gesamterfolg der Mannschaft beitragen konnte.“

Ein Glücksgriff für Österreich
Dass der seit 2011 beim Alpla HC Hard unter Vertrag stehende Doknic gerade in Schlüsselspielen zum Erfolgsfaktor werden kann, bestätigte auch ÖHB-Teamchef Ales Pajovic: „Er ist genau der Typ von Spieler, der in solchen Finalduellen, in denen es um alles geht, den oft klitzekleinen, aber in der Sache signifikanten Unterschied ausmacht. Er versteht es wie kaum ein anderer, mit einer gelungenen Abwehraktion eine gesamte Halle aufzuwecken und gleichzeitig sich selbst zu motivieren und die gesamte Mannschaft mitzureißen. Es war ein Glücksfall für Österreich und das Nationalteam, dass er die Einbürgerung erhalten hat und zur Verfügung gestanden ist.“

Was der 42-jährige Pajovic an seinem knapp drei Jahre jüngeren Schlussmann besonders lobte, ist sein unermüdlicher Drang nach Perfektion. „Nicht zuletzt durch seine jahrelange Erfahrung kann man ihn als richtiges Schlitzohr bezeichnen. Er versucht in jedem Training, nicht nur sich selbst, sondern auch seine Mitspieler zu verbessern. Er sucht nach jeder Aktion den Kontakt zu seinen Abwehrspielern, um das Zusammenspiel abzustimmen. Er erkennt schnell die Vorlieben der gegnerischen Spieler und versucht stets, seine Vorderleute darauf hinzuweisen. Er ist in der Defensive der verlängerte Arm von mir auf dem Spielfeld und der Dirigent der Abwehrreihe.“
Nicht nur für Pajovic, auch für Kotrainer Erwin Gierlinger ist der Routinier aus Hard eine wertvolle Bereicherung für das Nationalteam: „Ich kenne Golub seit seinem Wechsel zum Alpla HC Hard vor zehn Jahren. Er bringt alle Attribute mit, die einen Torhüter auf diesem Niveau ausmachen. Er war die perfekte Ergänzung zu Florian Kaiper. Wie professionell er arbeitet, hat man bei den Videoanalysen gesehen. Er hat eine immense Erfahrung und gibt diese an die Mitspieler weiter. Davon hat nicht nur Flo Kaiper, sondern die gesamte Abwehr profitiert.“
2008 mit Montenegro bei der EM-Endrunde
Gedanken darüber, ob der Routinier im kommenden Jänner bei der EM-Endrunde in Ungarn und der Slowakei dabei sein wird, hat sich Doknic keine gemacht. „Diese Entscheidung trifft der Teamchef und nicht ich. An mir soll es aber jedenfalls nicht scheitern. Sofern ist gesund bin, wäre ich natürlich gerne dabei. Doch bis es so weit ist, werde ich mich voll und ganz auf meine Aufgaben im Verein konzentrieren“, betont Doknic, der zwischen 2007 und 2011 insgesamt 38 Länderspiele für Montenegro bestritten hat und bei der EM-Endrunde 2008 in Norwegen mit seinem Geburtsland Rang zwölf belegte.
Zwölften Titel im Visier
Bereits auf der Heimreise vom Nationalteam bereitete sich Doknic zusammen mit Dominik Schmid auf die anstehenden Aufgaben im Trikot des Alpla HC Hard vor. Gemeinsam mit den Roten Teufeln vom Bodensee will der Goalie seine imposante Erfolgsstatistik von elf Titeln aufbessern. Vor seinen vier Meister- und zwei Cupsiegen mit Hard holte Doknic mit dem RK Kolubara in Serbien zwei Mal das Double (Meister und Cupsieger). Den ersten Titel gab es 2006 mit dem Gewinn des mazedonischen Cups mit Vardar Skopje. „Ich bin zwar schon 39 Jahre, aber mein Hunger nach Siegen und Titeln ist immer noch so groß wie zu Beginn meiner Karriere.“
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