Alarmstufe Rot wegen Taifun-Warnung

Sport / 23.07.2021 • 20:27 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Bei den ersten Trainingsfahrten fanden Benjamin Bildstein und David Hussl (l.) perfekte Wind- und Wetterbedingungen in der Enoshima-Bucht vor. AP
Bei den ersten Trainingsfahrten fanden Benjamin Bildstein und David Hussl (l.) perfekte Wind- und Wetterbedingungen in der Enoshima-Bucht vor. AP

Österreichs Segler treffen Sicherheitsvorkehrungen wegen erwartetem Wirbelsturm.

Enoshima Den Seglern droht bei den Sommerspielen in Tokio empfindliche Mehrarbeit. Eine subtropische Tiefdruckzone über dem Pazifik dürfte sich zu einem Taifun zusammenbrauen und Kurs auf die japanische Hauptinsel nehmen, wie die örtliche Wetterexpertin Ai Hasebe auf Twitter mitteilte. Der erwartete Taifun könnte sich zu Beginn nächster Woche auf die Region Kanto um Tokio auswirken.

Noch lassen sich keine genauen Prognosen machen, ob er das Olympiarevier treffen wird. Sollten sich die Vorhersagen bestätigen, müssten alle Boote wieder abgebaut und in den Containern in Sicherheit gebracht werden. „Wenn der Wind mit 250 km/h daherkommt nützt es dir nichts mehr, die Boote nur festzubinden. Da wäre absolut fahrlässig“, betont 49er-Steuermann Benjamin Bildstein, der zusammen mit Vorschoter David Hussl auf eine Teilnahme an der Eröffnungsfeier verzichtete, um die Zeit für den finalen Feinschliff am Set-up zu nützen.

Nach der mühevollen Takelage nach der Ankunft die Boote wieder abbauen zu müssen, „wäre nicht nur für uns, sondern alle Beteiligten, eine Katastrophe“, erklärte Bildstein. „Laut Erzählungen von Einheimischen war es schön öfters so, dass nach einem Taifun der ganze Hafen in Enoshima unter Wasser steht. Es ist schon vorgekommen, dass die kleine Insel in der Sagami-Bucht wegen Hochwassergefahr komplett gesperrt war.

Aus dem schlimmsten Fall der Vergangenheit haben die Regatta-Veranstalter gelernt: „Die Container sind damals wie Legosteine Hunderte Meter entfernt herumgelegen, die Boote gebrochen. Normal stehen die Container auf dem Boden. Jetzt sind aber alle fix verankert“, beschreibt Hussl die Situation.

Das Wetter könne man nicht kontrollieren, so etwas sei im Seglerleben ganz normal. „Aber wenn ein Taifun im Anmarsch ist, ist das noch einmal etwas was anderes.“ Ein Taifun ist vor wenigen Tagen schon entfernt vorbeigezogen. Im besten Fall macht dies auch der nächste, aber Wellen werden kommen. „So kurz vor dem Start will man nichts mehr riskieren, selbst wenn es segelbar ist. Wenn sehr viel Wind ist, werden wir schauen, wie viel Risiko wir eingehen. Auf keinen Fall soll Material zerstört oder gar unsere Gesundheit gefährdet werden.“

Mit Wetterphänomenen sei man als Segler öfters konfrontiert. Bei den Spielen in Tokio gibt es dazu noch eine neue Regel, die erst vor wenigen Tagen öffentlich wurde. „Wenn es über eine gewisse Temperatur hat, plus gewisse Ozonwerte und Luftfeuchtigkeit, dürfen wir nicht aufs Wasser oder nur ein Rennen fahren. So richtig schlau über die Handhabe dieser Regelung sind wir aber noch nicht geworden“, bestätigt Bildstein.

„Es kommt, wie es kommt“

Vom Anmarsch gewisser Stürme wissen auch die weiteren OeSV-Segler. „Ob es ein Taifun ist und wie aufbrausend er sein wird, wird sich wohl erst in den nächsten Tagen vorhersagen lassen. An die schwimmenden Container vor ein paar Jahren und herumfliegende Teile kann ich mich noch gut erinnern und gerne darauf verzichten“, so Tanja Frank. „Da durfte keiner mehr das Haus oder Hotel verlassen. Vorerst heißt es aber ruhig und fokussiert bleiben und einfach abzuwarten, dass die Lage nicht eskaliert. Wir hoffen alle auf faire Bedingungen.“

Ähnlich beschreibt Thomas Zajac, der 2016 in Rio mit Frank im Nacra Bronze holte, die aktuelle Gefühlslage im OeSV-Lager. „Es kommt, wie es kommt. Wie sich die Situation entwickelt, liegt nicht in unseren Händen.“ VN-JD

„Wir werden sicher kein Risiko eingehen oder unsere Gesundheit gefährden.“