Das Nationalteam bleibt stark im Fokus

Vorarlbergs Fußball-Legionärinnen Sarah Klotz (23/FC Luzern) und Sabrina Horvat (24/1. FC Köln) sprechen über ihre Gefühle nach der Erfolgssaison und geben einen Ausblick.
Schwarzach Nach dem Gewinn des Schweizer Cups für Sarah Klotz mit dem FC Luzern und dem Meistertitel in der 2. Deutschen Bundesliga für Sabrina Horvat und dem 1. FC Köln geht für die beiden Vorarlberger Legionärinnen die Vorbereitung auf die neue Saison in die finale Phase. Für die VN nahmen sich die beiden Fußballerinnen Zeit, um gemeinsam über die Erinnerungen an die letzte Saison und die Erwartungen an die neue Spielzeit zu sprechen. Ein Thema für beide ist auch das Frauen-Nationalteam.
Tauchen wir zunächst etwas in Eure Erinnerungen ein. Welche Momente von der vergangenen Saison waren für Euch am prägendsten?
Horvat Ich glaube prägend ist für mich, in welcher Art und Weise wir diese 2. Bundesligasaison abgeschlossen haben. Bis auf ein Unentschieden haben wir alles souverän gewonnen. Und auch beim Unentschieden gegen Saarbrücken waren wir überlegen, haben aber durch eine Unkonzentriertheit in der letzten Sekunde den 3:3-Ausgleich kassiert. Wir haben über die gesamte Saison nichts anbrennen lassen.
Klotz Der Cupsieg ist sicher sehr markant und prägend. Das gesamte Erlebnis war sehr cool, aber auch Momente, wo wir den Pokal zusammen in die Höhe stemmen konnten, und die Freude, die wir miteinander teilen konnten, waren schon sehr speziell. Wir haben uns dafür belohnt, dass wir die gesamte Saison alles gegeben haben. Und schön war schon auch der spontane Empfang des Fanklubs in Luzern, wo wir mit Feuerwerk empfangen wurden und bis in die Nacht hinein gefeiert wurde. Das sind einfach unvergessliche Momente. Und wenn wir die gesamte Saison betrachten, war sicherlich auch unsere Leistung in der Rückrunde überzeugend.
Wie habt ihr Euch gegenseitig verfolgt?
Klotz Ich informiere mich natürlich laufend. Schaue, wie die Auf- und Abstiegsmöglichkeiten aussehen. Und ich bin auch sonst über die gesamte Saison laufend mit Sabrina in Kontakt. Bei ihr war ich so zuversichtlich, dass sie das packen, weil die Strukturen und die Qualitäten des Teams bundesligatauglich sind. Man hat auch schnell gemerkt, dass sie nie groß ins Zittern kamen und man früh bereits gespürt hat, dass sie das meistern werden.
Horvat Gerade weil wir auch schon gemeinsame Zeiten in der Schweiz erlebt haben und viele Freunde und Bekannte dort spielen, schaue ich schon sehr genau über die Grenze. Der Luzerner Cupsieg war sicherlich für viele die große Überraschung. Mit Servette ist bereits ein Anwärter auf den Sieg früh ausgeschieden, und dann war für die meisten klar, dass Zürich dieses Spiel gewinnen wird. Aber genau in solchen Spielen zeigt es sich, dass man mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung auch die großen Favoriten speziell in einem Pokalbewerb ärgern kann.
Ich kann mir vorstellen, dass man nach so einer erfolgreichen Saison den Fokus anderer Klubs auf sich zieht. Gab es konkrete Angebote für einen Wechsel im Sommer?
Klotz Konkrete Angebote gab es für mich nicht. Eher loser Kontakt mit Vereinen, gerade auch aus Vorarlberg. Aufgrund meiner beruflichen Situation ist es allerdings schwierig, damit im Ländle Fuß zu fassen, aber ich will definitiv nichts ausschließen für die Zukunft.
Horvat Klar macht man sich immer Gedanken. Ich habe in den letzten zwei Jahren in Köln ein unfassbar gutes Gefühl vermittelt bekommen. Und für mich ist das Wichtigste, dass man sich mit dem Verein identifizieren kann und die Ziele, die sich der Verein steckt, mitgehen möchte. Ich habe in der Zeit seit ich hier am Rhein bin, gerade auch in der Zeit mit Sascha Glass als Trainer, gemerkt, dass sich in der Frauenabteilung einiges tut, und diese Ziele werden konsequent verfolgt, auch in der Transferpolitik. Wenn man so etwas spürt, ist man sehr dankbar, dass man bei so einem tollen Verein spielen darf. Und wer mich kennt, weiß, dass es immer mein Traum war, in der Bundesliga zu spielen.
Sabrina, ich frage konkreter nach. Gab es konkrete Angebote für dich?
Horvat Nein, gab es nicht. Es war für mich keine Frage, dass ich wechsle, da ich in Köln ja auch noch einen Vertrag hatte. Und bereits bei der Unterschrift im vergangenen Sommer war mir klar, dass ich mit in die Bundesliga gehe und hier spielen möchte.
Blicken wir auf die bevorstehende Saison. Wie zufrieden seid Ihr mit der Vorbereitung?
Horvat Ich hatte eine kleinere Verletzung am Oberschenkel zu Beginn der Vorbereitung. Da unsere Physioabteilung diese Sachen bei mir schon kennt, wussten wir genau wie reagieren, und ich war nach einer Woche bereits wieder im Training und kann alles mitmachen. Die Vorbereitung verlief sehr gut. Gerade auch vom Charakter und dem Wesen der Neuzugänge bin ich sehr positiv überrascht. Im ersten Testspiel haben wir mit den sieben Neuzugängen bereits sehr gut zusammengefunden, was uns alle und auch den Trainer sicher überrascht hat. Deshalb läuft es aus meiner Sicht sehr gut.
Klotz Auch ich bin ehrlich gesagt etwas überrascht, wie gut es läuft. Wir haben einen neuen Trainer bekommen und auch einige wichtige Spielerinnen verloren. Wir spielen einen ganz anderen Fußball, da die Vorstellungen des Trainers ganz andere sind. Aber wir haben uns schon gut darauf eingestellt und jeder im Team steht voll hinter dieser Philosophie.
Knapp vor dem Saisonstart, wo seht Ihr Eure Klubs?
Klotz Klar hinterließen die Abgänge der beiden Offensivspielerinnen Svenja Fölmli und Irina Pando zunächst eine Lücke. Aber der Verein hat gut reagiert und für sehr guten Ersatz gesorgt, darunter auch die Torschützenkönigin der zweiten Liga. Sie bringen beide gute Voraussetzungen mit und werden sich schnell durchsetzen können. Unsere Stärke wird sicher das Kollektiv sein und es sind deutlich mehr Spielerinnen in den einzelnen Spielphasen integriert.
Horvat Wir haben sicherlich ein schweres Auftaktprogramm mit den Spielen gegen Wolfsburg, Bayern, Hoffenheim und Frankfurt. Ich denke, aktuell sind wir noch nicht ganz bei den 100 Prozent Leistung, aber wir haben nun auch noch zwei Wochen Zeit, daran zu arbeiten. Und es folgt mit dem Testspiel gegen Twente Enschede sicherlich der Härtetest der Vorbereitung. In den letzten zwei Wochen werden wir sicherlich auch nochmals den Fokus auf das Konditionelle legen, und dann bin ich sehr positiv gestimmt, dass wir für den Start sehr gut vorbereitet sind.
Ändert sich für Euch aufgrund der Erfolge der Druck?
Horvat Druck gehört immer irgendwie dazu. Aber ich muss auch sagen, dass ich zum ersten Mal erleichtert in die Bundesligasaison gehe, da ich einen super Eindruck vom Team und allem drumherum habe. Ich bin deshalb nicht nervös und habe auch keine Ängste, dass es einen Abstieg geben könnte. So selbstbewusst dürfen wir sein, dass wir sagen können, dass wir die Liga halten können, und ich bin so überzeugt, dass wir dieses Ziel erreichen werden.
Klotz Ich denke nicht, dass wir wirklich Druck verspüren. Klar machst du dir selbst auch immer etwas Druck, aber ich denke in unserem Fall hat der Cupsieg bewirkt, dass wir wissen, dass wir gegen jedes Team gewinnen können. Das müssen wir auch ausstrahlen und wird uns auch mehr Selbstvertrauen geben.
Was sind Eure Ziele?
Horvat Mein Ziel ist es definitiv, ein wichtiger Bestandteil dieser Mannschaft zu sein und viel Einsatzzeit zu bekommen. Wir haben einen sehr ausgeglichenen Kader und es wird einen Kampf um die Plätze in der Startelf geben, da auch jede Position doppelt oder dreifach besetzt ist. Aber das ist auch gut für die Entwicklung, denn nur so verbessert man sich und gibt alles.
Klotz Als Team wollen wir möglichst lange vorne mitspielen. Ich selbst will mich als Stammspielerin positionieren und eine Leaderposition einnehmen. Und natürlich wäre es für mich schön, wenn ich auch vom Nationalteam mal was hören würde oder ich mich einmal persönlich präsentieren darf.
Danke für die Überleitung, Sarah. Das wäre meine Abschlussfrage an Euch beide. Wie seht Ihr das Thema Nationalteam. Sabrina, Du hattest ja bereits einmal einen Kurzeinsatz. Hast Du seitdem wieder einmal etwas gehört?
Horvat Der Kontakt mit Irene Fuhrmann ist sehr gut. Ich hatte selten so viel Kontakt mit einem Teamchef oder einer Teamchefin. Nicht immer direkt an mich, aber auch an den Trainer, der mich darüber informiert. Das gibt mir ein gutes Gefühl, dass doch Interesse besteht und man sich über mich informiert. Ich weiß nicht, ob der Aufstieg ein Türöffner für die Rückkehr sein könnte, denn gerade in der Defensive herrscht eine Überhand von Spielerinnen, teilweise auch von Rückkehrerinnen aus der Verletzungspause. Aber dennoch ist die Teilnahme an einem Endrundenturnier ein persönliches Ziel von mir, an dem ich hart arbeiten werde.
Klotz Ich habe tatsächlich am Ende der letzten Saison, allerdings noch vor dem Cupsieg, auch mit Teamchefin Irene Fuhrmann telefoniert. Sie war mega lieb und offen am Telefon. Sie hat mir bestätigt, dass es nie zu spät ist, um einmal nominiert zu werden. Ihre Bedenken sind vorallem in meiner Körpergröße, weil sie gerade in der Defensive körperlich starke Spielerinnen für die Zweikämpfe brauchen. Aber gerade das sehe ich auch als eine meiner Stärken an. Ich fände es schön, wenn ich einmal eine Einladung erhalten würde, mich beim Nationalteam präsentieren zu dürfen. Auch von dort kann man wichtige Inputs für die eigene Leistung mitnehmen und in weiterer Folge umsetzen. FLO
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