Ein Scharfschütze in Trikot und Uniform

Sport / 04.09.2021 • 08:00 Uhr / 8 Minuten Lesezeit
Ein Scharfschütze in Trikot und Uniform
Am 5. September 2013 warf Ante Ešegović im Alter von 17 Jahren sein erstes von insgesamt 537 Ligatoren und drei Tage später erzielte er sein Premierentor im Europacup. GEPA

Ante Ešegović in Vorfreude auf das Comeback am Handballparkett und den Einstieg ins Berufsleben.

Bregenz Ante Ešegović galt als eines der größten Talente im österreichischen Männerhandball. Im September 2013 erzielte der groß gewachsene Linkshänder mit kroatischen Wurzeln mit 17 Jahren zunächst beim 27:24-Auswärtssieg bei West Wien sein erstes Tor in der Handball-Liga Austria und durfte sich drei Tage später beim 28:22 in Pristina (Kos) über seinen ersten Treffer im Europacup freuen. In den Saisonen 2014/15 und 2015/16 wurde er mit Bregenz jeweils Vizemeister, wurde als Newcomer des Jahres der Ligasaison 15/16 ausgezeichnet und feierte am 12. Juni 2016 im WM-Play-off-Spiel gegen Dänemark in Odense sein Debüt im ÖHB-Männerteam. Im September desselben Jahres durfte sich Ešegović mit dem Triumph im Supercup über seinen ersten und bislang einzigen Titelgewinn im Trikot von Bregenz Handball freuen.

Vier Verletzungen in drei Jahren

Doch die sportliche Laufbahn des mittlerweile 25-Jährigen war auch von zahlreichen Rückschlägen geprägt: 2017, 2018, 2019 und letztmals am 2. Oktober 2020 im Ligaheimspiel gegen die Fivers zog er sich eine schwere Knieverletzung zu, die eine lange Zwangspause folgen ließ und die Fortsetzung der verheißungsvollen Karriere in Frage stellte: „Beim ersten Mal denkt man, so etwas kann passieren, gehört einfach dazu und deshalb wirft man nicht die Flinte ins Korn. Solche Rückschläge mussten andere Sportler auch schon verkraften und ich komme stärker zurück.“

Ešegović macht kein Hehl daraus, dass er in der Zeit nach den weiteren Zwischenfällen, speziell nach dem letzten vor knapp einem Jahr, schon wesentlich mehr zu knabbern hatte, nicht nur einmal die Sinnhaftigkeit hinterfragt und sich gedanklich öfters mit einem Karriereende befasst hat. „Wenn man als 24-jähriger Profisportler die vierte folgenschwere Knieverletzung hat, stellt man sich nicht nur einmal die Frage, ob vielleicht gewisse Körperteile für die enormen Belastungen, die der Handballsport auf diesem Niveau erfordert, einfach nicht geschaffen sind.“

„Ich bin dem Verein extrem dankbar und werde
immer und mit großem Stolz das Trikot von Bregenz tragen.“

Ante Ešegović

Dem Verein dankbar

Am Ende war es aber die Liebe zum Handballsport, die Ešegović selbst in den schwierigsten Phasen nicht den Mut verlieren ließ. „Neben der Rückendeckung durch die Familie und Freude war auch immer die uneingeschränkte Rückendeckung und Unterstützung, die ich während der Rehabilitation von Seiten des Vereins erfahren habe, ein wichtiger Eckpfeiler und Rettungsanker, dass ich die Handballschuhe nicht an den Nagel gehängt habe. Ich bin Bregenz Handball extrem dankbar dafür und werde ganz sicher, so lange ich in Österreich spiele, kein anderes Trikot als jenes von Bregenz tragen“, betont Ešegović kämpferisch.

In den Monaten der letzten Zwangspause reiften bei Ešegović auch die Gedanken, seine berufliche Zukunft zu überdenken und in neue Bahnen zu lenken. „Nach der zweiten Verletzung 2018 habe ich mit einem Fernstudium begonnen, aber gemerkt, dass dies nicht das Richtige ist für mich.“

Seit 1. Juni Polizeischüler

Nach reiflichen Überlegungen hat sich Ešegović Ende des letzten Jahres entschlossen, die Ausbildung zum Polizeibeamten ins Auge zu fassen und ist seit 1. Juni dieses Jahres Schüler am Bildungszentrum der Sicherheitsexekutive in Feldkirch-Gisingen. „Nicht zuletzt wegen der vielen Verletzungen habe ich meine ursprünglichen Pläne, einmal als Handballprofi ins Ausland zu wechseln, endgültig ad acta gelegt und mich dazu entschieden, eine Ausbildung bei der Polizei zu machen. Nach den knapp drei Monaten kann ich sagen, dass dies die absolut richtige Entscheidung war. Die Konstellation, nun auf beruflicher Ebene täglich mit emotional herausfordernden Situationen konfrontiert zu sein und zu lernen, solche Situationen qualifiziert zu bewältigen, kommt mir hoffentlich auch im Handball zugute. Wenn in einer Partie die Stimmung in der Halle kocht und jede Entscheidung, ob man den finalen Wurf nimmt oder nicht oder sich der Herausforderung eines Siebenmeters stellt, ist es sicher von Vorteil, wenn man gelernt hat, mit solchen Stresssituationen umzugehen.“

Saison ohne Verletzung als Wunsch

Seinem mitterweile vierten Comeback blickt Ešegović fokussiert und mit Respekt entgegen. „An vorderster Stelle steht sicher der Wunsch, wieder einmal eine komplette Saison zu bestreiten. Von den bisherigen acht Spielperioden habe ich gerade einmal drei ohne Unterbrechung durchgespielt. Ich will ohne gröbere Verletzung bleiben und wenn am Ende noch ein Titelgewinn gelingt, wäre ich natürlich total happy.“

Dass der Linkshänder in einer verletzungsfreien Saison zu Höchstleistungen fähig ist, hat Ešegović in den Saisonen 14/15, 15/16 und 16/17 unter Beweis gestellt. In diesen drei Perioden blieb er lediglich in fünf der 95 Ligaspiele ohne Torerfolg und erzielte mit 370 Treffern knapp 70 Prozent seiner 537 Ligatore. Zudem stellte er seine Qualitäten vom Siebenmeterpunkt mit einer fast makellosen Ausbeute in beeindruckender Manier unter Beweis.

Dem Heimspiel am Samstag (20.15 Uhr) gegen West Wien blickt Ešegović optimistisch entgegen: „Nicht nur bei mir ist die Vorfreude riesengroß. Obwohl nicht alles glatt lief in der Vorbereitung, ist die Aufbruchstimmung im gesamten Verein ganz deutlich spürbar. Wir wollen wieder zu einer fixen Größe im Kampf um den Meistertitel werden. Gleich gegen West Wien wollen wir den ersten Schritt in diese Richtung machen.“

Bregenz Handball

Kader für die Saison 2021/22

Nr. Name Pos. Geb.-Dat. cm kg im Verein

1 Goran Aleksić Tor 12. 9. 1982 203 102 2010

16 Ralf-Patrick Häusle Tor 30. 12. 1994 190 84 eigene Jugend

46 Jan Kroiss Tor 9. 5. 2004 194 85 eigene Jugend

5 Christoph Kornexl FR 22 5. 1999 179 732020

6 Lukas Frühstück (Kapitän) RM 26. 6. 1991 184 84 eigene Jugend

10 Marko Coric (CRO) K 23. 5. 1996 199 1152018

11 Matthias Brombeis (GER) RL 30. 8. 2001 190 91 eigene Jugend

13 Marko Tanasković RR 6. 6. 1985 200 972020

15 Marian Klopcic FR 14. 1. 1992 184 84 2008

20 Ante Ešegović RR 12. 4. 1996 194 98 eigene Jugend

24 Mikhail Vinogradov (RUS) RL 4. 4. 1997 194 942021

26 Florian Mohr K 30. 1. 1998 207 1162016

29 Alexander Wassel FL 30. 12. 1992 175 80 eigene Jugend

30 Claudio Svecak RM 21. 12. 2001 177 83 eigene Jugend

32 Matic Kotar (SLO) RM 4. 5. 1997 190 892021

57 Dian Ramic RL 28. 9. 2000 197 95 eigene Jugend

75 Marijan Rojnica FR 30. 5. 2000 176 742020

99 Luka Vukicevic (MNE) RR 2. 4. 2002 185 852020

Cheftrainer: Markus Burger 22. 6. 1964

Personelle Veränderungen

Zugänge: Matic Kotar (SC Ferlach), Mikhail Vinogradov (CSKA Moskau/RUS), Marian Klopcic (reaktiviert)

Abgänge: Nico Schnabl (Alpla HC Hard), Josip Jurić-Grgić (Budakalasz KFC, HUN), Povilas Babarskas (TV Großwallstadt, GER), Tamer Cirit

Funktionäre und Betreuerstab

Cheftrainer: Markus Burger (seit April 2019); Co-Trainer: Stefan Klement (seit 2021); Tormanntrainer: Nikola Marinovic (seit 2019); Sportliche Leitung: Gregor Günther (seit 2017) und Björn Tyrner (seit 2018); Athletik- und Krafttraining: Johannes Sturn (seit 2021); Physiotherapie: Kreispunkt Physiotherapie Bregenz (seit 2019); Massage: Claudia Hutter (seit 2019); Vereinsärzte: Dr. Johannes Hartl (seit 2005) und Dr. Raphael Groicher (seit 2019); Organisation: Philipp Lunardon (seit 2019); Presse: Andreas Marte (seit 2019)

Größte Erfolge

Handball-Liga Austria neun Mal Meister (2001, 2002 und von 2004 bis 2010); vier Mal Vizemeister (2000, 2011, 2015 und 2016); zwei Mal Dritter (2003 und 2013)

ÖHB-Cup vier Mal Sieger (2000, 2002, 2003 und 2006)

Supercup Sieger 2017

Europacup (19 Saisonen) 105 Spiele – 44 Siege (34/h, 10/a; 5 Remis (4/1); 56 Niederlagen (10/37)

Fakten zum Verein

Gegründet: 1946 (aus dem Verein SW Bregenz)

Obmann/Vorstandssprecher: Gregor Günther (seit 2021)

Vorstände: Bernd Schuler (seit 2015), Philipp Radel (seit 2015), Michael Lipburger, Alexander Fritz, Rupert Manhart (alle seit 2021)

Geschäftsführung: Björn Tyrner (seit 2018)

Geschäftsstelle: Philipp Lunardon (Administration, Büroleitung, seit 2019), Beata Barna (Administration), Florian Mohr (Marketing, Social Media, seit 2020), David Hausmann (Jugendleiter, seit 2021), Manfred Waldner (Organisation)

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