„Achtung, die Gsiberger kommen!“

Sport / 16.01.2022 • 23:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
„Achtung, die Gsiberger kommen!“
Ariane Rädler fuhr beim Super-G in Zauchensee engagiert und technisch perfekt aufs Podest. GEPA

Premierenpodest für Ariane Rädler im Super-G in Zauchensee.

Zauchensee Fünf Jahre nach dem Sensationssieg durch Christine Scheyer hat wieder eine Vorarlbergerin in Zauchensee für Aufsehen gesorgt. Vier Kreuzbandrisse hat Ariane Rädler hinter sich, gestern carvte die 26-jährige Super-technikerin aus Möggers als Dritte im Super-G erstmals auf ein Weltcuppodest. „Davon habe ich immer geträumt. Ich habe schon so viel einstecken und kämpfen müssen“, gestand Rädler unter Tränen. „Es ist schon so viel passiert, dass ich da echt emotional werde.“

Tipps von Schmidhofer

Rädler war wegen ihrer vielen Verletzungen so beschäftigt, dass sie nicht einmal Hobbys hatte. „Die letzten vier, fünf Jahre ging es nur um Reha und Training“, erklärte Rädler, die nun endlich auch Zeit für Tennis und Golf hat. Davor stand die Motivation für das Weitermachen im Mittelpunkt. „Bei den ersten drei Kreuzbändern war klar, dass ich noch nicht zeigen habe können, was ich kann. Nach dem vierten war‘s dann aber schon happig, weil ich nicht mehr gewusst habe, ob ich mich jemals wieder traue.“
Das sei eine echt schwierige Zeit gewesen. „Aber ich liebe Skifahren von klein auf. Es war immer schon in mir drin und ich habe auch immer gewusst, dass ich es drauf habe.“ Viele hätten das auch gesehen und deshalb auch geraten, nicht aufzugeben, erzählte Rädler im Zielraum der technisch anspruchsvollen Kälberloch-Piste, in dem sie lange hatte zittern müssen.
„Schmidi hat gleich gesagt, dass die Warterei jetzt nicht leicht wird“, bedankte sich die mit früher Nummer zwei gefahrene Rädler für die Unterstützung von Teamkollegin Nicole Schmidhofer, die zuvor als Vorläuferin wertvolle Tipps an den Start gefunkt hatte. „Das hat extrem geholfen, dass ich meine freche Linie fahren konnte.“
Nach den Plätzen fünf in St. Moritz und drei in Zauchensee ist klar, dass Rädler sportlich das Olympia-Ticket nach Peking gelöst hat. „Klar hoffe ich, dabei zu sein. Es ist aber eine brutale Zitterpartie wegen Corona“, warnte Rädler, die Anna Veith als Vorbild hatte („Eine starke Technikerin, auch relativ leicht für eine Speedfahrerin“) und deren Vorname an die Serie der europäischen Trägerraketen erinnert. „Viele bringen mich damit in Verbindung. Und vielleicht passt es jetzt eh, weil ich Abfahrt und Super-G fahre“, so Rädler schmunzelnd. „Meiner Mama hat der Name aber immer schon gefallen.“

Eine strahlende Ariane Rädler war früh von ihrer guten Leistung im Super-G überzeugt. Sie war mit der Startnummer zwei ins Rennen gegangen. <span class="copyright">GEPA</span>
Eine strahlende Ariane Rädler war früh von ihrer guten Leistung im Super-G überzeugt. Sie war mit der Startnummer zwei ins Rennen gegangen. GEPA

Das soziale Umfeld geht ab

Die Coronabegleiterscheinungen bereiten ihr aktuell Sorgen. „Das belastet mich und uns alle doch sehr. Es ist eine schwierige Zeit und wir müssen alle extrem aufpassen“, hofft Rädler, dass ihr die Pandemie keinen Strich durch die (Olympia-)Rechnung macht. „Man tut alles, damit wir Skirennen fahren können. Und bin sehr froh, dass wir machen können, was wir gerne tun. Viele sind ja daheim eingesperrt“, ist sie einerseits dankbar. „Aber mir fehlt das ganze normale und soziale Umfeld, die Freundinnen.“
Sie fühle sich derzeit aber extrem wohl auf Skiern. „Wahnsinn, dass ich so viele gute Fahrerinnen hinter mir gelassen habe. Von einem Podestplatz habe ich immer geträumt. Ich habe ja schon so viel einstecken und kämpfen müssen“, sagte Rädler, die nun in Cortina und dann auch in Garmisch-Partenkirchen nachlegen könnte. „Sie ist technisch eine der Besten und eine, die über Jahre vorne mitfahren kann“, traut ihr Österreichs Speedcoach Florian Scheiber das auch zu.
Sie habe auf dem roten Sofa an ihren Landsmann Johannes Strolz gedacht, sagte Rädler schmunzelnd. Man kenne sich im Ländle eben von klein auf. „Wir Vorarlberger waren immer schon Ehrgeizler und Kämpfer und haben ein gutes Miteinander. Also Achtung, die Gsiberger kommen!“