Deshalb wäre Altachs Torhüter fast Skispringer geworden

Sport / 19.01.2022 • 08:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Deshalb wäre Altachs Torhüter fast Skispringer geworden
Tino Casali konnte sich im Herbst nicht über zu wenig Beschäftigung beklagen. apa

Goalie Tino Casali (26) über Kindheitsträume und sein Vorbild Thomas Morgenstern, die neue Konkurrenz und den wichtigen Restart in der Winterpause.

Altach Er war einer der wenigen Altacher Lichtblicke in einem verhunzten Herbst: Tino Casali. Der 26-Jährige nutzte seine Chance als Nummer 1. Nun hat er mit Christoph Riegler neue Konkurrenz bekommen. Wie er dieses Duell sieht, wie sich der Letzte aus der Krise ziehen will und warum an ihm ein Skispringer verlorenging.

Wie befreiend war es, dass Sie 2021 erstmal in Ihrer Karriere richtig Nummer eins waren?
Das hat mir extrem getaugt. Klar, es ist etwas anderes, wenn du das Vertrauen hast und weißt, du spielst im Normalfall jede Woche. Natürlich kannst du das Ganze dann befreiter angehen.

Sie sind vorher bei Austria, Mattersburg und Altach acht Jahre in der zweiten Reihe gestanden. Kriegt man da nicht den Ruf als ewige Nummer zwei?
Ich war überzeugt, dass ich früher oder später Nummer eins sein werde. Es liegt schon an einem selber, aber natürlich brauchst du auch Förderer, die sich für dich einsetzen und sagen: Den hauen wir jetzt rein. Endlich habe ich jetzt Woche für Woche zeigen können, was ich schon immer umsetzen wollte.

Lässt sich schon herauslesen, welche Strategie der neue Trainer Ludovic Magnin verfolgt?
Nachdem bei der Vorbereitung das Hauptaugenmerk auf dem körperlichen Aspekt liegt, ist das noch schwer zu sagen. Es soll schon in eine aktivere Richtung gehen.

Mit Canadi ist der Trainer, der auf Sie gesetzt hat, jetzt weg. Dazu wurde mit Christoph Riegler noch ein guter Tormann geholt. Starten Sie durch den starken Herbst mit einem Bonus oder beginnt ein neuer Kampf um die Nummer eins?
Konkurrenz hast du immer. Sonst wäre es nicht die Bundesliga. Einmal heißt der Konkurrent halt Kuster, dann Kobras, einmal heißt er Odehnal, jetzt heißt er Riegler. Da ändert sich für mich wenig, weil ich selber eh ehrgeizig genug bin, dass ich mich weiterentwickeln will.

Sehen Sie ein Duell auf Augenhöhe mit Riegler?
Ich denke, ich habe gezeigt, dass ich konstant auf gutem Niveau spielen kann. Jetzt, nach 30 Bundesligaspielen, weiß man, was man von mir als Tormann bekommt. Ich kann sicherlich helfen, den Klassenerhalt zu schaffen.

Wie beurteilen Sie den nicht so schönen Abgang von Martin Kobras?
Ich hatte mit Kobi immer ein gutes Verhältnis, auch weil wir in zwei unterschiedlichen Karrierephasen waren. Wir schätzen uns extrem. Unter uns war das nie ein Thema. Auch als im Sommer die Entscheidung zu meinen Gunsten gefallen ist, hat es von seiner Seite gar nichts gegeben. Alles war super angenehm, es gab nichts Negatives.

Ich weiß nicht, ob Ihnen alle diese Leistungen zugetraut hätten. Wurden Sie von vielen unterschätzt?
Ich weiß nicht, ob unterschätzt. Aber das ist eh normal, wenn man jetzt nicht auf der großen Bildfläche auftaucht jede Woche – natürlich denken sich dann einige: Was ist mit ihm? Von ihm hat man mal was gehört, aber irgendwie kommt da nix mehr? Da wird man vielleicht auch einmal abgeschrieben.

Die letzten sechs Spiele im Herbst wurden allesamt verloren. War man dann froh über die Winterpause, dass man einen Relaunch machen und sich neu aufstellen kann?
Es tut uns auf alle Fälle gut, dass wir jetzt fünf Wochen Zeit haben und viele Trainings, dass wir taktisch was machen und körperlich zulegen können. Während der Saison bleibt einfach keine Zeit, an vielen Sachen zu arbeiten. Wenn du da in einem Abwärtstrend bist, ist es einfach schwer.

Sie stammen ja aus Spittal, gar nicht weit weg von dort, wo Thomas Morgenstern her ist.
Ja, Thomas Morgenstern war ein ganz großes Kindheitsidol von mir. Ich wäre fast Skispringer geworden. Viel hat nicht gefehlt. Ich habe als Kind in Villach angefangen, bin bis zur 30-m-Schanze gekommen, bei einem Schnuppertraining war ich zwei Tage dabei. Damals konnte man allerdings nur als Kombinierer anfangen. Doch Langlaufen wollte ich nicht. Da hatte sich das Thema erledigt. Ich bin beim Fußball geblieben. chk