Quereinsteigerin kennt kein Tempolimit

Sport / 25.01.2022 • 21:53 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Magdalena Baur wechselte vom Hürdenlauf auf der Laufbahn zur Anschieberin des Bobschlittens im Eiskanal.GEPA
Magdalena Baur wechselte vom Hürdenlauf auf der Laufbahn zur Anschieberin des Bobschlittens im Eiskanal.GEPA

Leichtathletin Magdalena Baur erfüllt sich mit Olympianominierung im Bob ihren sportlichen Traum.

Lauterach Am 14. September 2019 absolvierte Magdalena Baur in Berchtesgaden auf der Kunsteisbahn Königssee ihre erste Bobfahrt. Zwei Jahre, vier Monate und zwölf Tage später hat die Lauteracherin ihren großen sportlichen Traum verwirklicht: Die Quereinsteigerin aus der Leichtathletik wurde als Ersatzathletin für die Olympischen Winterspiele in Peking nominiert. „Im Moment ist alles noch etwas surreal und ich habe die ganze Sache noch gar nicht richtig realisiert. So wie jede junge Sportlerin habe ich immer von einer Olympiateilnahme geträumt. Jetzt geht mein Traum in Erfüllung und ich bin einfach nur froh und glücklich. Unabhängig davon, ob ich Peking zum Einsatz kommen werde, bin ich stolz und glücklich, es so weit geschafft zu haben.“

Konkurrentin zog zurück

Den Aspekt, dass im Gegensatz zu anderen Sportarten im Bobsport bei olympischen Spielen eine Ersatz-Anschieberin fix nominiert werden muss, erachtet Baur als glücklichen Begleitumstand: „Bei den internen Gesprächen wurde immer klar kommuniziert, dass Jennifer Onasaya die klare Nummer eins als Bremserin von Pilotin Katrin Beierl ist, und ich zusammen mit Valerie Kleiser als Ersatzfrau in Frage komme. Valerie, die bereits 2018 in Pyeongchang dabei war und mit Christina Hengster Zehnte wurde, hat dann im Dezember zurückgezogen und so bin ich ins Olympiateam aufgerückt. Ursprünglich war geplant, dass Mitte Dezember ein interner Ausscheidungswettkampf zwischen Valerie und mir darüber entscheidet, wer nach Peking mitfährt.“

Trotz der mangelnden Wettkampferfahrung sieht sich Baur nicht als Notnagel. „Leider führt der Umstand, dass es in Österreich aktuell mit Katrin nur eine Lenkerin auf Weltniveau gibt, dazu, dass ich, sofern Jennifer fit ist, bei den Weltcuprennen nicht zum Einsatz komme. Dies war mir vom ersten Augenblick an klar. Trotzdem habe ich mich seit knapp zwei Jahren auf den Tag X vorbereitet, sämtliche Aktivitäten dem Ziel Olympia untergeordnet, und alles dafür getan, im Bedarfsfall einspringen zu können.“

Unabhänig davon, ob die Absolventin der HLW Rankweil, die anschließend in Innsbruck Sportwissenschaften studiert hat und vor drei Jahren ihren Bachelor erhielt und vergangenen November ihre Masterprüfung erfolgreich abgelegt hat, in Peking zum Einsatz kommen wird, hat sie sich schon Gedanken über ihre sportliche Zukunft gemacht. „Sofern es möglich ist, würde ich gerne weitermachen. Voraussetzung dafür ist aber, dass ich eine Pilotin habe, denn Lenker werde ich ganz sicher nicht. Die Aufgabe, am Start den Schlitten in Schwung zu bringen, mich dann im Eiskanal möglichst klein zu machen und nach der Zieldurchfahrt abzubremsen, genügt mir.“

Um das 170 Kilogramm schwere Sportgerät auf der 30 bis 40 Meter langen Startbahn in Schwung zu bringen, hat die langjährige Leichtathletin in den letzten Jahren viel Krafttraining gemacht. „Als ehemalige 400-m-Hürdenläuferin war es doch eine Umstellung, in wenigen Sekunden das maximale Leistungsvermögen abzurufen“, erklärt Baur, die zuletzt beim Schnelligkeitstest für die 60-m-Distanz 7,71 und den 30-m-Sprint in 4,23 Sekunden absolviert hat. Dazu kommt die beachtliche Leistung der 1,70 Meter großen und knapp 70 kg schweren Lauteracherin von 100 kg bei Tiefkniebeugen.

Kein Comeback als Leichtathletin

Trotz der zahlreichen Erfolge strebt Baur kein Comeback in der Leichtathletik an. „Einen Tanz auf zwei Hochzeiten wird es sicher nicht geben. Dazu fehlt mir einerseits die Zeit, zumal noch offen ist, wie mein Einstieg ins Berufsleben aussieht.“

Größte Erfolge als Leichtathletin vor dem fliegenden Wechsel von der Laufbahn in den Eiskanal waren insgesamt 21 Medaillen bei ÖLV-Titelkämpfen, darunter die Vizestaatsmeistertitel 2019 und 2017 über 400-m-Hürden und U-23-Gold in derselben Disziplin in den Jahren 2015 und 2016. „Die Zeit war schön und erfolgreich, doch jetzt hat der Bobsport erste Priorität.“

„Die Olympianominierung war mein Traum, ich bin überglücklich, ihn realisiert zu haben.“

Baur bei der Einkleidung des ÖOC-Aufgebotes in Wien.GEPA
Baur bei der Einkleidung des ÖOC-Aufgebotes in Wien.GEPA