Fliegender Ballwechsel im Tennisverband

Martin Ohneberg übernimmt ÖTV-Präsidentenamt von Magnus Brunner.
Wien Seit 26. Oktober 2020 ist der österreichische Tennisverband in Vorarlberger Hand. Daran wird sich auch bis zur Generalversammlung 2023 nichts ändern. An vorderster Front kam es allerdings zu einer Rochade: Nach 458 Tagen im Amt gab Präsident und Neo-Finanzminister Magnus Brunner das Zepter an Martin Ohneberg. Der in Dornbirn und Wien lebende Ohneberg war in der Brunner-Amtsperiode bereits als Vizepräsident für die Bereiche Finanzen und Marketing zuständig und rückt nun an die höchste Position in dem mit mehr als 180.000 Mitgliedern zweitgrößten Sportfachverband Österreichs.
Fehlende Zeit und politisches Amt
„Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen. Ein großer Teil meines Herzens schlägt seit meiner Jugend für das Tennis. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern“, betonte der 50-jährige Brunner. „Leider zwingt mich das zeitliche Problem durch meine neue Funktion zu diesem Schritt. Der österreichische Tennissport hat aber einen Präsidenten verdient, der sich trotz der Ehrenamtlichkeit intensiv dieser Tätigkeit widmet. Daher musste ich mein Amt als Präsident zur Verfügung stellen.“
Als weiteren Grund für den Rücktritt nannte der gebürtige Höchster sein politisches Amt in der Bundesregierung. „Als Finanzminister bin ich u. a. für Staatsbeteiligungen zuständig. Um jegliche Unvereinbarkeiten auszuschließen, war es sinnvoll und naheliegend, meine Funktion im Verband zurückzulegen“, erklärte der am 6. Dezember 2021 angelobte Minister. „Ich kann nicht als Verbandspräsident um eine Förderung ansuchen und gleichzeitig in der Funktion als Minister darüber entscheiden, ob ein Antrag genehmigt wird oder nicht.“
Trotz des vorzeitigen Endes zieht Brunner eine positive Bilanz über die 15-monatige Tätigkeit beim ÖTV: „Wir sind 2020 gemeinsam als Team mit einem klaren Plan, gemeinsamen Visionen und Ziel angetreten, und haben es geschafft, die Kräfte im Verband zu bündeln. Trotz Corona ist es uns gelungen, einen Aufschwung für den heimischen Tennissport zu erreicht.“
Besonders stolz ist Brunner darauf, dass es gelungen ist, das Daviscup-Finalturnier im Herbst 2021 nach Österreich zu holen. „Auch wenn es für unser Team aus sportlicher Sicht nicht gut gelaufen ist, haben wir Weltklassetennis in Innsbruck zu sehen bekommen. Das Event war von der Wertigkeit vergleichbar mit der Fußball-EM 2008.“
Als weiteren positiven Eckpunkt nannte Brunner die wirtschaftliche Entwicklung in eine stabile finanzielle Lage: „Dank der guten Arbeit der Verbandsspitze und der Geschäftsstelle konnte das Sponsoringvolumen im Jahr 2021 um rund 100.000 Euro gesteigert werden.“
Eingeschlagenen Weg beibehalten
Ohneberg, der als Vizepräsident maßgeblich an der Ausarbeitung des aktuellen ÖTV-Konzepts bis 2024 beteiligt war, verfügt als Präsident der Industriellenvereinigung über ein ausgezeichnetes wirtschaftliches Netzwerk, das er nutzen will, um die an sich positive, stabile budgetäre Situation des ÖTV weiter zu verbessern. „Tennis ist ein attraktiver Sport. Ziel ist es, dass wir den 2020 eingeschlagenen Weg beibehalten, durch konsequente Arbeit im Sport- und Wirtschaftsbereich unsere Attraktivität weiter steigern können und so weitere, für die Weiterentwicklung wichtige Sponsorengelder, lukrieren.“
Wie sein Vorgänger und Jugendfreund kann der 50-jährige Ohneberg auf eine langjährige Erfahrung im Tennissport verweisen. Ohneberg war Teil der VTV-Equipe in der Staatsliga, finanzierte sich als staatlicher Tennistrainer Ende der 90er-Jahre sein BWL-Studium in Wien, und ist heute noch aktiv. Als ehemaliger Spieler freute sich Ohneberg besonders, dass man dieses Jahr neben den ATP-Challenger in Anif, Tulln und Mauthausen zusätzlich nun 19-ITF-Turniere der Kategorien +15 und +25 anbieten kann. „Solche internationalen Turniere sind für den Nachwuchs wichtig, damit sie den nächsten Entwicklungsschritt machen können.“
Die weitere Verbesserung der infrastrukturellen Bedingungen auf allen sportlichen Ebenen und die Stärkung der strategischen Zusammenarbeit mit den Landesverbänden sind weitere Eckpunkte, die Ohneberg zusammen mit den Vizepräsidenten Georg Blumauer (Sport), Elke Romauch (Recht), dem in den Vorstand neu kooptierten Jürgen Roth sowie Sportdirektor Jürgen Melzer und Geschäftsführer Thomas Schweda fortsetzen will.
Seine erste Dienstreise hat der Neo-Präsident bereits gebucht: Ohneberg wird dem Daviscup-Team Anfang März in Südkorea die Daumen drücken. „Ich bin zuversichtlich, dass wir die Qualifikation schaffen und uns wie 2021 für das Finalturnier qualifizieren.“
„Wir konnten die Kräfte bündeln und trotz Corona Verbesserungen auf allen Ebenen erzielen.“
