„Aufstieg steht über allem“
Austria Lustenau blickt auf tollen Rückrundenstart zurück und hoffnungsvoll in die Zukunft.
Lustenau Zwei Spiele zwei Siege, noch dazu gegen den Tabellenfünften und -zweiten – mehr geht nicht. Zehn Punkte Vorsprung weist der grün-weiße Tabellenführer auf den ersten weiteren Aufstiegskandidaten und gleichzeitig nächsten Gegner Floridsdorfer AC auf. Klar, dass in Fußball-Österreich schon viele von einem Durchmarsch der Austria Richtung Bundesliga sprechen. Doch Cheftrainer Markus Mader tritt trotz jüngster Erfolge auf die Euphoriebremse.
Herr Mader, müssen Sie sich manchmal selbst zwicken, um zu realisieren, wie schnell alles gegangen ist seit Ihrem Antritt in Lustenau?
Mader (lacht) Naja, so schnell ist es dann doch nicht gegangen für mich. Man muss schon bedenken, dass viele Stunden Arbeit, Trainings und Besprechungen zwischen meinem Antritt und jetzt liegen. Aber klar, wenn man sich in unserer Situation befindet, kann es schnell so aussehen.
Wenn Sie zurückblicken, wo haben Sie an sich die größte Veränderung erlebt?
Mader Ich habe definitiv gelernt, extrem geduldig zu sein. Als Profitrainer beschäftige ich mich zwölf Stunden am Tag nur mit Fußball. Da kann es vorkommen, dass mir einzelne Dinge, sei es was Spieler oder Trainings betrifft, nicht schnell genug vorangeht. Das hängt mir dann permanent im Kopf. Da musste ich lernen, nichts überstürzen zu wollen. Zum Vergleich: Früher, als Amateurtrainerhatte ich ja einen Volltagsjob, der mich immer wieder vom Fußball ablenkte, das tat gut. Jetzt schaut mein Tag eben anders aus.
Ihr Team hat sich hingegen nicht verändert, jagt weiter von Erfolg zu Erfolg.
Mader Gut, der Start ist geglückt, mehr als sechs Punkte gehen nicht. Aber die Siege waren angesichts unseres Programms in der Liga auch wichtig. Sagen wir so: Das war ein wichtiger kleiner Schritt, jetzt müssen noch zwölf weitere folgen.
Woran können Sie die Leistungssteigerung der Mannschaft zwischen dem Lafnitz- und dem Liefering-Spiel festmachen?
Mader Ich wusste um die Gründe für die durchwachsene Vorbereitung. Daher war mir klar, dass die Partie gegen Lafnitz Probleme bereiten konnte. Doch bereits in der Trainingswoche vor dem Saisonauftakt hat die Mannschaft schon gezeigt, was in ihr steckt. Dazu haben mir die erfahrenen Spieler versichert, dass Verlass auf die Mannschaft ist. Die Burschen haben das Ziel Meistertitel und darauf richtet sich deren Fokus. Sie gehen ihren Weg und so sind sie dann auch in Liefering aufgetreten.
War das Spiel bei den Jungbullen das beste unter Ihrer Führung?
Mader Eines vorweg: Die gelb-rote Karte für den Liefering-Spieler hat uns sicher in die Karten gespielt. Aber mit welcher Dominanz wir von der ersten Minute an aufgetreten sind, wie wenig Chancen wir zugelassen haben über die gesamten 90 Minuten, war bemerkenswert. Dazu haben wir gezeigt, wie man in Überzahl ein Match richtig zu Ende spielt. Da hat das Team das umgesetzt, was wir im Training erarbeitet haben – gute Raumaufteilung und viele Läufe in die Tiefe, um die gegnerische Abwehrkette aufzulösen. Angesichts der Kombinationen zu den Toren muss ich sagen: Ja, das beste Match unter meiner Führung.
„Die Austria marschiert unaufhaltsam zum Meistertitel“. Wie gehen Sie mit dieser Aussage um?
Mader Das sehe ich komplett anders. Es sind noch zwölf schwere Spiele zu absolvieren. Jeder, der im Fußball tätig ist, weiß, wie schnell sich Dinge in eine andere Richtung entwickeln können. Also ruhig bleiben und, so blöd es vielleicht klingt, von Spiel zu Spiel schauen. Was ich aber interessant finde: Bevor das Frühjahr gestartet hat, wurde oftmals darauf hingewiesen, dass die Austria schon so oft die Meisterschaft im Frühjahr verspielt hat. Jetzt nach zwei Siegen will man uns als sicherer Meister verkaufen. Anscheinend geht alles sehr schnell (schmunzelt).
Machen Sie sich überhaupt schon Gedanken über die Saison hinaus, was Mannschaft und Spieler betrifft?
Mader Nein, ich schaue nur auf das nächste Spiel. Stand jetzt ist 2. Liga. Und ich bin dafür verantwortlich, dass die Mannschaft jeden Spieltag so da ist, dass wir erfolgreich sind. Alles weitere, falls wir es in die Bundesliga schaffen sollten, ist Sache von Sportdirektor Alexander Schneider. Ich richte meine Energie nur auf die Mannschaft, die jetzt da ist. Das ist meine Verantwortung. Für die Spieler selbst ist das sicher ein anderes Thema. Denn es geht für einige um Verträge und die haben nun die große Chance, sich hier zu beweisen.
Wie spüren Sie die Stimmung aktuell im Klub und im Umfeld?
Mader Schon noch etwas anders als im Herbst. Weil sich vor allem die Berichterstattung in unsere Richtung verändert hat. In den Medien ist derzeit das Austria-Logo omnipräsent. Oder wenn ich mal privat unterwegs bin, werde ich oft darauf angesprochen, dass wir diesmal den Aufstieg schaffen. So geht es ja auch den Spielern. Ich habe sie schon darauf hingewiesen, dies am besten nicht zu nah an sich rankommen zu lassen. Das sollten wir ausblenden. Nicht, dass es einen nicht freut, aber dadurch dürfen wir nicht den Fokus verlieren. Wir als Trainerteam versuchen etwas Druck wegzunehmen, aber am Ende müssen die Burschen diese Situation selbst bewältigen. Auch ein Lernprozess. Aber unsere Teamleader schauen schon, dass alle am Boden bleiben. Wobei ich nicht das Gefühl habe, dass einer abhebt bei uns.
Wie weit spielt Corona noch eine Rolle?
Mader Immer noch eine große, siehe die Spielverschiebung der Partie gegen den FAC von Freitag auf Montag. In diesem Fall kommt es uns entgegen, weil einige Spieler angeschlagen sind. Aber am Montag sind sie einsatzfähig. Dazu hat uns Corona aber viel Disziplin gelehrt. Die Spieler halten sich von großen Menschenmengen fern, weil sie wissen, dass sie mit einer Infektion viel anstellen können.
Aber die Verlockungen privater Natur für erfolgreiche Kicker werden nun mit den weiteren Corona-Lockerungen nicht weniger.
Mader Wir haben sie schon noch einmal auf das Thema sensibilisiert. Ich verstehe die jungen Kerle natürlich, gerade wenn man erfolgreich ist, präsentiert man sich gerne mal in Clubs oder im Ausgang. Aber sie wissen: Noch zwölf erfolgreiche Spiele und dann können wir alle etwas ganz Großes feiern. Dieses Ziel, der Aufstieg ist größer als alles andere, steht über allem.
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