Olympische Ringe und andere Kreise
Viele Kreisläufe vollziehen sich abseits der großen Bühnen.
Letzten Sommer bat mich Manuel Fettner, einen Fragebogen für seine Diplomarbeit auszufüllen. Als ich das in Zusammenhang mit seinem Karriereende bringen wollte, meinte er, er habe schon noch Ziele.
Schließlich durfte ich dem SV-Innsbruck-Bergisel-Flieger vor Ort in China zur Medaille auf der Normalschanze gratulieren. Neben dem jugendlichen Oldie zufrieden schmunzelnd an der Bande lehnte Balthasar Schneider, Bregenzerwälder Ex-Skispringer und ÖSV-Servicetüftler. Manuel hatte Schneiders Idee und Prototyp eines modernen Sprungschuhs (während die Skisprungwelt auf die Schuhe von Amann und den Polen schielte) jahrelang unbeirrt getestet, optimiert und mit grandiosen Sprüngen olympisch versilbert!
Eine Jahrzehnt vor Hubert Strolz war auch ich bis 1980 auf dem Weg zum „ewigen Zweiten“. Als Hubsi bei den Spielen 1988 seinen psychologischen Knoten mit seiner Goldenen in der alpinen Kombination durchtrennen konnte, fühlte ich mich mit ihm innerlich sehr verbunden. Wie mögen wohl seit dem Adelboden-Sieg von Johannes und den sich überschlagenden Ereignissen im Hause Strolz die Gefühlswelten rotieren? So nahe können Erfolgslawinen und unbeachtetes Ausgeistern einer vielversprechenden Karriere beieinander liegen. Wo waren die Ausgangspunkte, was die entscheidenden Faktoren, wie konnte sich der Kreis der olympischen Vater-Sohn-Legende auf so wunderbare Weise schließen? Die erste sportliche Aktivität nach meinem China-Trip war eine Skatingrunde in Gnadenwald. Die Jüngsten der Absamer Nordic Family wieselten dort über die Loipen, die Stimmung war wie immer ansteckend fröhlich.
Hier war mir Lukas Greiderer vor Olympia über den Weg gelaufen, der Kreis schloss sich zehn Tage später neben der Loipe in Zhiangjiakou. Luki kam mir – bei minus 22° C – und als dampfend strahlender Bronzemedaillengewinner entgegen.
Seinem Sprungtrainer Bieler ist die westlichste Kehre der Absamer Loipe gewidmet. Im Durchlaufen denke ich auch an Andi Felder, seinerseits Trainer von Bieler, sportlich in lichten Höhen erfolgreich und der Basis immer sehr nahe. Jahrelang und nebenbei war er Vereinstrainer für die Kleinsten, u.a. auch der Kindertrainer des aktuell Weltcupführenden Johannes Lamparter.
ÖOC, ÖSV, Leistungszentren, Landesverbände oder die Skigymnasien, all die professionellen Strukturen blühen und ernten auf einem speziellen, mit viel Freiwilligkeit und Herz durchmischten sportkulturellen Humus. Gründerväter wie Wilfried Vettori in Absam oder Toni Geiger in Natters haben ihn vor Jahrzehnten geschaffen. Engagierte NachfolgerInnen halten das sensiblen „Werkl“ lebendig und fruchtbar. Die Zukunft gehört immer jenen, die Kraftlinien und Kreisläufe im unscheinbaren Hintergrund der strahlenden Medaillen und Helden identifizieren und fördern!
Kommentar