Marc Girardelli

Kommentar

Marc Girardelli

Ein Finale furioso

Sport / 16.03.2022 • 21:21 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

Als letzte Station im Ski-Winter präsentiert sich Courchevel perfekt. Die Abfahrt ist sehr anspruchsvoll und gleicht teilweise einem schnellen Super-G. Der Kampf um die kleine Kristallkugel bei den Männern war heiß, weil sich gleich drei Athleten Chancen ausrechnen durften. Als Erster startete Beat Feuz, der mit einer unscheinbaren und flüssigen Fahrt den Maßstab setzte. Alexander Aamodt Kilde versuchte es mit der Brechstange. Schon beim ersten Sprung flog der Norweger bis ins Flache und kam beinahe zu Sturz. Eine brutale Fahrt mit vielen kleinen Fehlern half nichts, er blieb hinter Feuz. Dann war Matthias Mayer oben sehr schnell unterwegs. Doch auch er wollte es erzwingen – und das scheint auf dieser Strecke nicht zu funktionieren. Man sah augenscheinlich, dass jeder kleinste Rutscher Tempo kostete. Er verlor deshalb unten sehr viel Zeit.

Marco Odermatt hatte hier nichts mehr zu verlieren, aber er bewies eindrücklich, wer diesen Winter der beste Skifahrer war. Bestzeit vor Feuz! Eine großartige Leistung für einen Techniker. Wer konnte ihm noch gefährlich werden? Vincent Kriechmayr hatte zwar in Wengen gewonnen, aber sonst war seine Saison durchwachsen. Doch vom Start weg war er er superschnell und fuhr souverän alle Passagen, ohne den geringsten Fehler. Ich hatte ihm das nicht zugetraut, aber Vinc ist immer für eine Überraschung gut.

Noch überraschender war die Leistung von Christine Scheyer. Ex equo landete sie vor einer überragenden Mikaela Shiffrin auf Platz zwei. Ich machte mir dann einmal die Mühe und schaute, wie viel die Frauen auf derselben Strecke auf die Männer verloren. Von der Zwischenzeit bei 45 Sekunden war das möglich.

Shiffrin verlor von dort an auf den folgenden 68 Sekunden genau 2,71 Sekunden auf Kriechmayr. Da müssen sich einige Männer schon sputen, um sie in Schach zu halten.

„Mikaela Shiffrin verlor auf Kriechmayr auf den letzten 68 Sekunden 2,71 Sekunden. Da müssen sich einige Männer sputen, um sie in Schach zu halten.“

Marc Girardelli

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Marc Girardelli zählt mit fünf Gesamt-Weltcupsiegen zu den erfolgreichsten alpinen Rennläufern im Skizirkus.

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