Tests mit wenigen Rückschlüssen

Sport / 16.03.2022 • 18:22 Uhr / 5 Minuten Lesezeit

Formel 1 vor dem Saisonstart mit dem Lottoprinzip „Alles ist möglich“.

Sakhir Es ist wieder Zeit, eine stets gültige Formel-1-Regel zu strapazieren: „When the green flag drops, the bullshit stops.“ Will heißen: Wenn am Sonntag (16 MEZ) erstmals die roten Ampellichter ausgehen, ist die Zeit des Bluffens in Tests vorbei (Anm. d. Red.: früher gab es eben eine grüne Flagge anstelle der Ampel). Fakt ist: Es steht die „neue“ Formel 1 bevor. Neue Autos mit völlig veränderter Aerodynamik, „ground effect“ wie in den 1980ern, neue 18-Zöller, insgesamt schwerere Boliden. „Kein Fahrer mag diese Autos. Auf den Geraden hast du das Gefühl, sehr schnell zu sein. In langsamen Kurven sind sie schwierig zu manövrieren“, lautete das ziemlich unterkühlte Resümee von Fernando Alonso nach den letzten drei Testtagen auf dem Bahrain International Circuit, wo auch das erste der 22 Rennen – so alle wie geplant stattfinden, denn es ist noch immer Pandemie und Krieg – stattfinden wird.

Nicht das wahre Gesicht gezeigt

Selten waren Tests so wenig aufschlussreich wie dieses Mal – wegen unterschiedlicher Konstruktionskonzepte, verschiedener Reifen und Testprogramme. Gleich geblieben ist die alte Rivalität der WM-Favoriten, die dieselben wie bisher sind. Mercedes gegen Red Bull, das wird auch 2022 im Mittelpunkt stehen. Die ersten Diskussionen löste das radikale Seitenkästen-Design, samt sonderbarer Rückspiegel, der Wieder-Silberpfeile aus. Red Bulls Teamchef Christian Horner dementierte umgehend ihm zugeschriebene Äußerungen, die die Legalität des Konzepts anzweifelten. Bei Mercedes wurde spekuliert, Red Bull werde den RB18 für das erste Rennen noch massiv verändern – man habe also am letzten Testtag nicht das „wahre Gesicht“ gesehen. Obwohl Weltmeister Max Verstappen in den Schlussminuten mit superweichen Pneus eine klare Bestzeit auf die Piste knallte – mit Reifen, die zuvor einen Dreher überstanden hatten. Genauso wenig aufschlussreich war die Zeit von Lewis Hamilton – ebenfalls auf C5, also den superweichen – mit Platz 17 unter 18 Fahrern . . . Während man bei Red Bull Sergio Pérez noch stärker erwartet, bzw. „Checo“ noch schneller werden muss, vor allem im Quali), wird Mercedes-Aufsteiger George Russell auch viel beweisen müssen. Ob er Hamilton fordern kann oder an ihm zerbricht, darüber gehen die Meinungen weit auseinander.

Starker Eindruck

Einen starken Eindruck machte Ferrari – wie immer in Vorsaisontests. Doch die Ära der „Vorstandszeiten“ zur Beruhigung von Bossen und Sponsoren ist vorbei. Für McLaren musste Lando Norris ein Mammutprogramm solo abspulen, weil Daniel Ricciardo in Covid-Quarantäne musste. Ob er länger ausfällt oder für das Auftaktrennen fit wird, ist derzeit noch offen. Als Ersatz stünden Formel-E-Weltmeister Nyck de Vries (Leihe von Mercedes) oder Neuling Oscar Piastri (Entgegenkommen von Alpine) bereit.

Eine Meute wartet

Interessant wird die Performance im Mittelfeld und bei bisherigen Hinterbänklern. Da ist F1-Rückkehrer Alex Albon, von Red Bull an Williams verliehen. Im imaginären Duell mit Pérez muss er bei Williams nicht nur gegen Teamkollege Nicholas Latifi aufzeigen, um für eine Rückkehr in Betracht zu kommen. Gleichzeitig will auch Pierre Gasly von AlphaTauri zurück ins Einserteam der Bullen, der immerhin schon einen Sensationssieg in der Vita stehen hat. Bei Yuki Tsunoda ist es wohl die Make-it-or-break-it-Saison: Weniger Fehler und bessere bzw. konstantere Leistung oder Abgang. Auf seinen Platz spekuliert eine ganze Meute aus dem Red-Bull-Juniorprogramm.

Für Aston Martin und vor allem Sebastian Vettel wird die Saison richtungsweisend. Nur mit eigenwilligen Aussagen zu Klima- und sonstiger Politik wird der Wahl-Schweizer nicht noch viele Jahre in der Formel 1 bewältigen. Der einzige Neuling, Guanyu Zhou, hat im Alfa Romeo-Sauber mit Mercedes-Aussteiger Valtteri Bottas eine echte Messlatte. Genauso wie Mick Schumacher bei Haas, wo Kevin Magnussen nach dem Rausschmiss von Nikita Mazepin zurückgeholt wurde. Schumi jun. ist bekannt dafür, immer erst im zweiten Jahr in einer Serie wirklich überzeugt zu haben. Magnussen (119 Grands Prix) wird heuer ein anderer Maßstab als Mazepin.

„Auf den Geraden hast du das Gefühl, sehr schnell zu sein. In langsamen Kurven sind die Autos schwierig zu manövrieren.“

Formel 1

Rennkalender 2022

20. März Sakhir 16 Uhr

27. März Jeddah 19 Uhr

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22. Mai Barcelona  15 Uhr

29. Mai Monte Carlo  15 Uhr

12. Juni Baku 13 Uhr

19. Juni Montreal 20 Uhr

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10. Juli Spielberg 15 Uhr

24. Juli Le Castellet 15 Uhr

31. Juli Budapest 15 Uhr

28. August Spa 15 Uhr

 4. September Zandvoort 15 Uhr

11. September Monza 15 Uhr

25. September offen

 2. Oktober Singapur 14 Uhr

 9. Oktober Suzuka 7 Uhr

23. Oktober Austin 21 Uhr

30. Oktober Mexiko 21 Uhr

13. November Sao Paulo 19 Uhr

20. November Abu Dhabi 14 Uhr

* = alle Zeiten MEZ bzw. MESZ

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