Die letzte WM-Chance

Sport / 22.03.2022 • 19:49 Uhr / 5 Minuten Lesezeit

Marko Arnautovic (32) hat seine Teamkollegen auf einen Sieg in Wales eingeschworen.

Wien Es wäre die Krönung einer großen Karriere. Marko Arnautovic weiß um die Chance, spät in seinem Fußballer-Leben noch ein erstes Mal zu einer WM zu fahren. Es könte seine erste und letzte sein. „Ich werde im April 33, die WM ist alle vier Jahre. Jetzt ist die Zeit, dorthin zu gehen“, sagte Österreichs Nationalstürmer, zwei Tage vor dem Play-off-Halbfinale in Wales. „Ich will da unbedingt dabei sein.“ Genau das habe er auch seinen Mitspielern vermittelt.

Ob und wie lange er über eine mögliche WM hinaus noch für das Nationalteam spielen werde, wolte Arnautovic nicht beantworten. „Ich muss natürlich auf den Körper schauen, wie das alles mitspielt“, meinte der 96-fache Internationale, der in den vergangenen Jahren immer wieder von Verletzungen gestoppt wurde. Für Bologna hält er nach 27 Pflichtspielen bei zehn Toren. Vor allem schätzt er, nach seinem China-Abenteuer wieder mit seiner Familie zusammen zu sein.

Motivation

Die Motivation sei vor dem Wales-Spiel möglicherweise noch ein paar Prozent höher. „Es kann meine letzte Weltmeisterschaft sein“, weiß Arnautovic. Seine ÖFB-Kollegen würden die K.o.-Partie in dieselbe Kategorie wie das EM-Achtelfinale im Sommer gegen Italien (1:2 n. V.) einordnen. „Ich denke, dass wir da ein wirklich gutes Spiel absolviert haben“, lautet die Warnung von Arnautovic. „Da war natürlich Euphorie, aber das ist noch einen Schritt drüber. Das ist die Weltmeisterschaft Leute, das ist das Maximum.“

Bis zum Turnier in Katar hätte Arnautovic wohl den ÖFB-Rekordinternationalen Andreas Herzog (103 Länderspiele) abgelöst. Gute Karten auf diesen Status haben auch seine jüngeren Kollegen Aleksandar Dragovic (98) und David Alaba (91). In der ewigen ÖFB-Schützenliste fehlen Arnautovic mit 32 Toren noch zwei Treffer auf den zweitplatzierten Hans Krankl (34). Der Rekord von Toni Polster steht bei 44.

Für Arnautovic geht es vorerst nur um seinen großen Traum – jenen von der WM. „Für mich ist jedes Spiel wichtig, aber das jetzt hat natürlich einen anderen Wert“, erklärt. „Man weiß: Wenn wir das Spiel gewinnen, haben wir einen Schritt nach vorne gemacht. Dorthin, wo wir hinwollen.“ Die Entscheidung im Kampf um ein WM-Ticket würde bei einem Sieg wohl im Juni in Wien gegen Schottland oder die Ukraine fallen.

Einfach nur gewinnen

Das Team, so Arnautovic, sei für die Aufgabe bereit. „Sehr viele Spieler haben in den Clubs schon Entscheidungsspiele gehabt. Die wissen damit umzugehen.“ Ihm selbst bereite eine vor zwei Wochen durchgemachte Corona-Infektion keine Probleme mehr, auch wenn sich seine Stimme am Tag vor dem Abflug nach Cardiff belegt anhörte. „Alles gut, nur verkühlt“, versicherte der Routinier. „Ich fühle, dass ich jeder Mannschaft noch helfen kann, ob das jetzt Bologna ist oder das Nationalteam. Ich will nach Wales und ich will einfach dieses Spiel gewinnen.“

Arnautovic spielte sechs Jahre auf der Insel für Stoke City (2013-2017) und West Ham (2017-2019). Von den Walisern erwartet er viele lange Bälle. „Wir wissen, dass die ihre Qualitäten haben“, sagte der 32-Jährige. „Wir spielen auswärts, wissen, wie dort die Stadionlage ist.“ Die Heimfans werden ordentlich Stimmung machen. Das ÖFB-Team müsse dennoch versuchen, das eigene Spiel durchzuziehen. „Wir müssen unsere Stärken ausspielen, das Spielerische. Wir haben gerne den Ball zwischen unseren Füßen.“ Die beiden abschließenden WM-Quali-Spiele im November in Klagenfurt gegen Israel (4:2) und Moldau (4:1) würden ihn positiv stimmen. „Da haben wir gezeigt, dass wir wieder zusammen agieren, zusammen in die Defensive gehen, dass wir Freude am Fußball haben“

Fussball

Der Fahrplan des ÖFB-Nationalteams im Jahr 2022, soweit vor dem ersten Länderspiel des Jahres am Donnerstag (20.45 Uhr/live ORF 1) in Wales bekannt:

29. März in Wien: Testspiel gegen Schottland, Schweden oder Tschechien

1. April in Doha: Auslosung der WM in Katar (Österreich bei Aufstieg in Wales möglicher Teilnehmer)

Bei Aufstieg gegen Wales, im Juni in Wien (genauer Termin infolge des Ukraine-Krieges offen): WM-Play-off, Finale Österreich vs Schottland oder Ukraine

3. Juni in Osijek: Nations League (Kroatien vs Österreich)

6. Juni in Wien: Nations League (Österreich vs Dänemark)

10. Juni in Wien: Nations League (Österreich vs Frankreich)

13. Juni in Kopenhagen: Nations League (Dänemark vs Österreich)

22. September in Paris/St. Denis: Nations League (Frankreich vs Österreich)

25. September in Wien: Nations League (Österreich vs Kroatien)

14. November: Beginn der Abstellungspflicht aller Spieler für die WM in Katar (Testspiele möglich)

21. November bis 18. Dezember: WM in Katar