Vom Zuschauer zum Gejagten

Charles Leclerc auf den Spuren von Michael Schumacher? Die Erwartungen der Tifosi könnten nicht höher sein.
Imola In den vergangenen beiden Saisonen hatte Ferrari mit dem Sieg im Autodrom von Imola, das den Namen des Firmengründers Enzo und seines früh verstorbenen Sohnes Dino trägt, nichts zu tun. Charles Leclerc wurde 2020 Fünfter und im Vorjahr Vierter, als Lewis Hamilton bzw. Max Verstappen die oberste Podeststufe betreten konnten. Genauso wie bei der WM, als Ferrari Zuschauer im Titelduell Red Bull gegen Mercedes war. Doch heuer ist alles anders.
Vor allem dank der Zulassung von Fans. Und der klaren WM-Führung des Monegassen nach drei Übersee-Rennen, denn Leclerc wird Imola in jedem Fall auch als WM-Spitzenreiter verlassen – obwohl es durch den heuer erstmals stattfindenden Sprint am Samstag mit mehr Zusatzpunkten insgesamt 34 Zähler zu gewinnen gibt. 34 Punkte ist genau der Vorsprung von Ferraris neuem Star auf den Überraschungszweiten George Russell, doch ein „Grand Slam“ des Mercedes-Fahrers ist kaum vorstellbar.
Mit 100.000 Tifosi wird am Sonntag (15 MESZ) ein volles Haus erwartet. Und alle hoffen auf neue „goldene Zeiten“ Ferraris wie mit Michael Schumacher, der den Grand Prix in Imola (damals von San Marino) nach einem Auftakterfolg im Unglücksrennen 1994 (mit Benetton) für die Scuderia noch sieben Mal gewinnen konnte. Das letzte Mal in seinem Abschiedsjahr von Ferrari 2006, als Imola letztmalig Schauplatz des GP von San Marino war und 14 Jahre Formel1-Pause folgten.
Leclercs Saisonstart ist so beeindruckend wie die Form von Ferrari: Er holte aus den drei Rennen 71 von 78 möglichen Zählern (inklusive jeweils des Bonuspunkts für die schnellste Runde). Das gute Omen für den 24-Jährigen heißt übrigens Nico Rosberg: Der startete ähnlich souverän in die Saison 2016, hatte nach drei Rennen sogar 36 Punkte Vorsprung und wurde am Ende Weltmeister – allerdings mit Herzschlagfinish in Abu Dhabi. Ähnlich dominant begannen auch Fernando Alonso im Jahr 2006, Michael Schumacher 2000 und Damon Hill 1996, die allesamt auch den Titel holten.
Sainz hat verlängert
Die gute Nachricht für die Fans hatte Ferrari am Donnerstag zum Einstand in Imola bereit: Carlos Sainz’s Vertrag wurde (wie früher der von Leclerc) bis 2024 verlängert, damit sind die beiden langfristig gebunden – das schafft Ruhe und Kontinuität im Team. „Ich sagte immer, dass wir die beste Fahrerpaarung der Formel 1 haben, somit ist die Verlängerung mit Carlos ein natürlicher Schritt“, erklärte Teamchef Matteo Binotto. Der wie alle hofft, dass sich sein Star Leclerc ganz aufs Fahren im Autodrom konzentrieren kann – und den Ärger dieser Woche verdaut, als ihm beim Schreiben von Autogrammen in einer dunklen Straße des toskanischen Badeortes Viareggio seine Armbanduhr geklaut wurde. Die Schätzungen des Werts der Rolex gehen weit auseinander: Von 300.000 Euro bis zu zwei Millionen . . .
Während Leclerc einiger materieller Wert unschön abhandenkam, könnte Ex-Champion Lewis Hamilton noch viel mehr, sagen wir, investieren: Er soll überlegen, Anteile am nun Abramowitsch-losen Londoner Fußballklub FC Chelsea zu erwerben.
FORMEL 1
Grand Prix von Emilia-Romagna in Imola
Heute
1. Freies Training 13.30 Uhr
Qualifikation 17.00 Uhr
Samstag
2. Freies Training 12.30 Uhr
Sprint-Qualifikation 16.30 Uhr
Sonntag
Grand-Prix Emilia-Romagna 15.00 Uhr
Fernsehen: Servus TV, Sky