Wie eine Fanfahrt zur Legende wurde

1997, Fanfahrt nach Steyr: Bengalo im Zug, Polizeieskorte und am Ende Meistertitel der Austria.
LUSTENAU Es hat einen Hauch von Woodstock an sich. Und viele Austrianer wissen bei der Frage „Warst du dabei?“ sofort, was damit gemeint ist: die Fanfahrt im Zug nach Steyr, wo damals 200 Anhänger in vier Waggons den Tripp zum bis dahin größten Tag in der Vereinsgeschichte mitmachten. Dass die Fahrt zu einem unvergesslichen Ereignis mit Einmaligkeitscharakter wurde, hatte vor allem mit einem Vorfall irgendwo in der Weite des Salzburger Landes zu tun. Dort zündete ein Jugendlicher in einem der Waggons ein Bengalo, das Abteil flackerte wie ein Christbaum voller Sternspritzer.
Überall nur Polizei
Gleich wurde die nächste Gendarmeriestation informiert, ein Kordon von Dutzenden Beamten begleitete die Fans bis zum Zielbahnhof in St. Valentin und danach mit einer stattlichen Eskorte ins Stadion nach Steyr.
„Ich war als 15-jähriger Bub dabei und vergesse nie, wie viel Polizei uns damals plötzlich umzingelte. Die Beamten waren im Umkreis von Linz in großer Zahl in Bereitschaft, weil zum selben Zeitpunkt das Linzer Derby in der Bundesliga stattfand“, erinnert sich Vincent Baur, heute Geschäftsführer der Austria.
Für ihn waren es damals, am 31. Mai 1997, immer noch die schönsten Stunden als Austrianer. „Ich vergesse nie, wie positiv die Stimmung bei allen war. Das haben dann auch die Polizisten bald einmal gemerkt.“
Polonaise im Bahnhof
Tatsächlich befanden sich ganze Familien vom Opa bis zum Enkel als Fangefolgschaft im Zug. 200 weitere Lustenauer waren mit Pkw an den Ort des größten sportlichen Triumphs gekommen und feierten ihre Mannschaft im Gästeblock nach dem 1:1 Remis und dem damit verbundenen Meistertitel überschwänglich. Zu berührenden Szenen kam es bei der Rückfahrt auch im Bahnhof Linz. Austrias Fan-Legende Rudolf König spielte mit seiner Trompete die zur Fankultmelodie aufgestiegene Aida-Arie, während Dutzende Austria-Fans in Polonaise-Formation durch den Bahnhof zogen. Da konnten auch die meisten der zahlreichen Polizisten nur noch lächeln. VN-HK

