Marco, wird das der wichtigste
Sommer deiner Karriere?

Sport / 26.05.2022 • 15:30 Uhr / 8 Minuten Lesezeit
Marco, wird das der wichtigste<br>Sommer deiner Karriere?
Kai Fässler mit Annalena, Felix, Beck, Marco Rossi mit Stefanie, Estelle Rossi, Robin Peham. Rossi

Der Vorarlberger Eishockeyexport möchte in der kommenden Saison beim NHL-Klub in Minnesota Fuß fassen.

Dornbirn Erholung war bei Marco Rossi nach seiner Rückkehr aus den Vereinigten Staaten angesagt. Der 20-jährige Vorarlberger Eishockeyexport in Diensten des NHL-Klubs Minnesota Wild tankte in der Bergen des Montafons neue Kräfte. Bei einem Abstecher zum Bundesligaspiel des Tennisclubs Dornbirn, dort ist sein Freund Robin Peham im Einsatz, unterhielten sich die VN mit Rossi.

Wie waren die ersten Tage in Vorarlberg?
Wie immer gab es zuerst bei Mama ein Schnitzel. Diese Tage sind wirklich sehr erholend. Ich war im Golmerhaus, die Familie Tschohl hat mich sehr gut untergebracht. Da konnte ich komplett abschalten, war Wandern und Mountainbiken.

Eine Handverletzung hat dich am Ende der Saison gebremst hat. Wie geht es dir damit?
Ich spüre nichts mehr, es ist alles ausgeheilt.

Marco, beschreibe uns bitte deine erste volle Saison in der Organisation der Minnesota Wild.
Wichtig war für mich, dass ich viele Einsätze bekam. Bereits im Camp von Minnesota hatte ich eine sehr gute Zeit. In Iowa konnte ich viel Spielpraxis sammeln, war in jeder Partie zwischen 22 und 25 Minuten auf dem Eis. Das hätte ich in der NHL nie bekommen. Nachdem ich zuvor krankheitsbedingt ein Jahr verloren habe war enorm wichtig, viel Eiszeit zu bekommen. Ich habe Überzahl, Unterzahl, in der Overtime gespielt. Das ist für die Zukunft von Vorteil. Ich konnte ein Jahr lang das nordamerikanische Eishockey kennenlernen.

Was kann man aus zwei Spielen in der NHL mit Minnesota mitnehmen?
Enorm viel. Es ist alles noch ein Stück professioneller angerichtet als in der AHL. Es geht schneller zu, es ist härter und strukturierter. Ein Beispiel: In der AHL läufst du dich frei, bekommst aber den Pass nicht. In der NHL kommst das Zuspiel immer. Noch dazu ist der Klub in Minnesota eine richtige Familie. Ich war mitten in der Saison dort, habe mich gleich gefühlt, als ob ich schon lange da wäre. Man wird unglaublich gut aufgenommen, das ist eigentlich nicht selbstverständlich und hat mich sehr überrascht.

Mit den Iowa Wild war diese Saison nach dem Pre-Play-off früh zu Ende. Warum?
Wir wurden ursprünglich als einer der Favoriten gehandelt. Aber irgendwie waren wir keine kompakte Mannschaft. Wir haben in den Spielen oft geführt, dann ebensooft den Vorsprung hergegeben. Man kann diskutieren, woran es gelegen ist. Auf jeden Fall haben wir immer wieder dumme Fehler gemacht, waren zu unkonzentriert. Im Endeffekt hat uns aber nur ein Punkt auf das Play-Off gefehlt.

Was bedeutet es für dich, der punktebeste Rookie (53 Zähler in 63 Spielen) in der Wild-Geschichte zu sein?
In erster Linie ist für mich die Teamleistung wichtig. Aber wenn man so eine Marke erreicht, ist man schon sehr stolz darauf, steigt das Selbstbewusstsein.

Iowas Trainer Tim Army lobte dich in einer Saisonbilanz über den grünen Klee. Um ihn kurz zu zitieren: Du bist seiner Meinung nach ein perfekter Mittelstürmer, offensiv und defensiv gleich stark, machst die Mitspieler besser. Und du bist von deinem Spielstil Paul Stastny (Anm.: 36 Jahre alt, 16 NHL-Saisonen) sehr ähnlich.
Mit Coach Army rede ich oft, sein Rat bedeutet mir schon sehr viel. Während der Spiele nehme alle drei Zonen sehr ernst, steckte überall gleich viel Energie hinein. Ich schaue mir gerne Videos von Spielern an, mit denen ich verglichen werde.

Army hat auch gesagt, dass wir noch nicht den besten Marco Rossi gesehen haben, weil die fast einjährige krankheitsbedingte Pause Spuren hinterlassen hat.
Bis nach Weihnachten war ich topfit. Aber das Vorjahr war nicht leicht für mich, das habe ich gemerkt. Ich hatte nur sechs Wochen Vorbereitung, bin fünf Wochen fast nur im Bett gelegen, dann war schon die Saison da. Aber im Endeffekt war ich positiv überrascht von mir, weiß aber, dass ich noch mehr geben kann.

Kann es sein, das dieser Sommer, die Vorbereitung auf die neue Saison, der wichtigste deiner Karriere wird?
Dieser Sommer wird enorm wichtig, ja. In den vergangenen beiden Jahren hatte ich nichr so viel Zeit. Heuer sind es vier Monate. Da kann ich noch mehr an meinen Schwächen arbeiten, nochmals stärker werden und schneller. Ich kann den Fokus noch mehr auf jene Sachen legen, in denen ich mich verbessern will. Der Sommer kommt mir entgegen.

Wie sieht die Planung aus, woran wird speziell gearbeitet?
Wir haben jetzt mit den Trainern, dem Agenten und dem Personal Coach über die Ziele diskutiert und wo man besser werden will. Die Punkte sind Kraft und Schnerlligkeit, darauf wird viel Wert gelegt.Und dann kommt die Arbeit auf dem Eis mit VEU-Trainer Dylan Stanley in Romanshorn.

Wie stehen die Chancen, dass du in der Mannschaft von Minnesota Fuß fassen kannst?
Ich bin selbstbewusst, weiß aber auch, dass man sich einen Platz erarbeiten und verdienen muss. Ich bin darauf fokussiert, das Beste zu geben.

Minnesota spielte einen starken Grunddurchgang, schied dann aber gleich in der ersten Play-off-Runde gegen St. Louis aus. Wie hast du das miterlebt?
Die reguläre Saison war stark. Die Wild haben viele Rekorde gebrochen, individuell und die Mannschaft. Die Fans hatten dann fürs Play-off große Erwartungen. Aber St. Louis hat es geschickt gemacht, abgeklärt gespielt, man hat gemerkt, dass Minnesota noch nicht so viel Play-off-Erfahrung hat.

Bekommst du die Diskussionen um Änderungen in Minnesota mit? Mit Kevin Fiala oder Matt Dumba könnten zwei Stars transferiert werden.
Ich war zuletzt kaum am Handy. Aber ich weiß, dass es aufgrund des Budgetlimits nicht allzuleicht wird für den Klub, teure Spieler zu halten. Was sie machen, weiß ich aber nicht.

Vinzenz Rohrer wird ebenfalls als NHL-Draft-Kandidat gehandelt?
Ich habe seine Saison verfolgt, war überrascht, wie gut er sich geschlagen hat. Es hat mich sehr gefreut, dass wieder ein Rankweiler, der ein paar Straßen weiter wohnt, in den Draft kommt. Er hat fast den gleichen Weg gemacht wie ich. Das freut mich enorm. Marco Kasper ist auch im Draft, das ist super für Österreich und wertet unser Eishockey auf.

Hast du die A-Weltmeisterschaft in Finnland verfolgt?
Ich habe fast alle Spiele gesehen. Das Team hat sehr gut gespielt, sich sensationell geschlagen.

Dein Stammklub Feldkirch ist wieder in der obersten österreichischen Spielklasse. Was sagst du dazu?
Die VEU ist in Österreich ein Traditionsverein, gehört auf jeden Fall in die erste Liga. Ich freue mich für den Klub.