Geburtstage ohne Feiern, aber mit Druck

Sport / 29.06.2022 • 21:18 Uhr / 4 Minuten Lesezeit

Ricciardo und Vettel hätten Wünsche.

Silverstone Ein Podium oder gar einen Sieg, das wollen alle Piloten vor jedem Renneinsatz. Und wenn man Geburtstag hat, wäre ein Topergebnis noch schöner. Doch das werden Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel am Wochenende im Großen Preis von Großbritannien (Start Sonntag 16) wohl kaum erreichen (können). Der Australier wird Freitag 33 Jahre alt und würde Sonntag gern den „Schuey“ wiederholen, das Champagner-Schlürfen aus seinem Rennschuh wie zuletzt in Monza 2021, doch… Weder der Sonnyboy der Formel 1 noch der McLaren-Mercedes scheinen derzeit für eine neue Überraschung gut zu sein.

Letzter Sieg ist drei Jahre her

Noch weniger ist dies wohl bei Aston Martin und Vettel, der Sonntag 35 wird und Ricciardos Teamkollege bei Red Bull Racing 2014 war, der Fall. Sein letzter Sieg in Singapur 2019 (mit Ferrari) ist fast drei Jahre her, seither ging es bei der Scuderia und ab 2021 bei den Briten fast nur bergab. In Baku 2021 stand Vettel zuletzt als Zweiter auf dem Podest, heuer punktete er in drei der sieben Rennen, nachdem er die ersten beiden Läufe wegen einer Covid-Infektion verpasst hatte. Ricciardo kam gar erst in zwei der neun Rennen dieser Saison zu Zählern, in der WM ist er 13. vor Vettel.

Womit in der Formel 1, die auch bei Gerüchten die schnellste Serie ist, die Spekulationen freien Lauf bekommen. Im Fall des achtfachen GP-Siegers Ricciardo zerstreute nicht einmal sein Chef Zak Brown die Gerüchte einer vorzeitigen Vertragsauflösung (vor Ende 2023), als er am Monaco-Wochenende meinte, der Australier habe die Erwartungen bisher nicht erfüllt und es gäbe „Mechanismen“ für eine Beendigung der Zusammenarbeit . . .

Ricciardo selbst sagt: „Wir haben uns ausgesprochen, ich nehme diese Bemerkungen nicht so wörtlich. Ich bin voll motiviert, unser gemeinsames Ziel ist, weiter voranzukommen.“ Und meint sogar: „Ich liebe Druck, bin gewohnt, damit zu fahren. Erfolg nach einer Durststrecke ist immer schöner.“ Spekulationen über einen Ausstieg Ricciardos sind meist mit einem Debüt des Alpine-Reservefahrers Oscar Piastri verbunden, der an McLaren verliehen werden könnte. Der F2-Meister von 2021 und F3-Champion 2020 ist erst 21 und – ebenfalls Australier.

Wenn Vettel zuletzt Schlagzeilen machte, dann fast ausschließlich durch Interviews zu Umwelt und Klima und nicht durch Leistungen in Rennen, in denen er an der mangelnden Konkurrenzfähigkeit des Aston Martin leidet. Während des GP-Wochenendes in Montréal löste seine Helm-Botschaft „Canada‘s Climate Crime“, ein Protest gegen Schieferölförderung in Alberta, Verwunderung aus. Albertas Premierminister Jason Kenney bezeichnete Vettels Statement als „übertriebene Heuchelei“. Die meisten Fans sehen dies wohl ähnlich und verstehen nicht, warum Vettel, der immer noch 13 Mill. Euro als F1-Fahrer verdient, seinen Job nicht seiner Einstellung anpasst.

Spekulationen blühen

Wie lang sich der vierfache Champion unabhängig von seinen anderen Engagements die Formel 1 noch antut, wenn sich bei Aston Martin kein Aufschwung abzeichnet, darüber gibt es auch Spekulationen. Dass Vettel bald aussteigt und Bienenzüchter wird, ist . . . immer noch ein Gerücht.