Wimbledon-Siegerin und die Russland-Frage

London Beim Gedanken an ihre Eltern hat Jelena Rybakina doch noch große Emotionen gezeigt. Nach gebremster Freude über den überraschenden Wimbledon-Triumph über die Tunesierin Obs Jabeur (3:6, 6:2, 6:2) auf dem Platz flossen bei der gebürtigen Russin in der Pressekonferenz plötzlich die Tränen – die Fragen nach Russland und Wladimir Putin beantwortete die 23-Jährige dagegen stoisch. „Von meiner Seite aus kann ich nur sagen, dass ich Kasachstan repräsentiere. Ich habe mir nicht ausgesucht, wo ich geboren wurde.“
Politische Note
Dass eine aus Moskau stammende Spielerin die Frauen-Konkurrenz gewann, versah das Turnier auch zum Abschluss mit einer politischen Note. Rybakina tritt seit 2018 für Kasachstan an. „Wimbledon ging mit genau dem Bild zu Ende, das es so verzweifelt zu verhindern versucht hatte“, schrieb der britische „Telegraph“ und skizzierte den Moment, als Herzogin Kate die Venus-Rosewater-Dish als Trophäe an Rybakina übergab. „Dieses Damen-Finale brachte eine Foto-Gelegenheit, die jeden in der russischen Botschaft in London brüllend über seine Wodka-Gläser lachen ließ.“
Rybakina war nach ihrem Drei-Satz-Finalsieg gegen die Tunesierin Ons Jabeur zum wiederholten Male gefragt worden, ob sie den Angriffskrieg Russlands und die Taten Putins verurteile. „Menschen haben an mich geglaubt. Kasachstan hat mich so sehr unterstützt. Auch heute gab es so viel Unterstützung, ich habe die Flaggen gesehen“, antwortete sie ausweichend. „Ich weiß nicht, wie ich diese Fragen beantworten soll.“ Angesprochen auf den Krieg hatte sie zuvor im Turnier gesagt, dass sie wolle, dass dieser so schnell wie möglich zu Ende sei.
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