Sekundenduell wurde zur Solofahrt

Als sich Leclerc von der Piste drehte, war Verstappen ungefährdet. 27. Sieg in der Formel 1.
Le Castellet Nach 18 Runden oder einem Drittel der Distanz war der Grand Prix von Frankreich entschieden. Aus dem Duell zwischen Charles Leclerc und Max Verstappen, die mit deutlichem Vorsprung an der Spitze fuhren, wurde eine abgeklärte Solofahrt des niederländischen Weltmeisters, der mit seinem 27. Sieg die WM-Führung weiter ausbaute.
Rauchende Köpfe
Bei Ferrari rauchten nach dem Rennen wieder einmal die Köpfe. Denn WM-Kandidat Charles Leclerc war als Führender nach einem Dreher in den Reifenstapeln gelandet, wobei er unmittelbar danach über Funk über ein neuerliches Problem mit dem Gaspedal (wie zuletzt in Spielberg) schimpfte. Da er später im Interview mit ServusTV von seinem eigenen Fehler sprach, ist anzunehmen: Ferraris Teamführung hat ihn „gebrieft“, keinerlei Schuld dem Team und der Technik zuzuweisen. Das nächste Nachspiel in Maranello ist garantiert, zumal auch Teamkollege Carlos Sainz „heiß“ war. Der Spanier, nach Wechsel von Motoreneinheiten auf Startplatz 19 zurückversetzt, kämpfte nach Aufholjagd gegen Sergio Pérez (Red Bull) um Platz drei, als er zu einem zweiten Boxenstopp gerufen wurde. „Nein, nicht jetzt“, brüllte er in den Funk, um dennoch eine Runde später Reifen zu wechseln. Mehr als Platz fünf war danach nicht mehr möglich.
Erstmals in dieser Saison gelang es Mercedes, beide Fahrer aufs Podium zu bringen. Lewis Hamilton wurde vor George Russell Dritter, der beim Re-Start nach einem virtuellen Safety Car Pérez düpieren konnte.
Für Red Bull war es der 85. Formel-1-Sieg (83 Red Bull Racing, je einer Toro Rosso/AlphaTauri) und eine besondere Genugtuung für den Motorsportboss Helmut Marko: Sieg seines Lieblings Verstappen im Frankreich-GP, 50 Jahre nachdem in diesem Rennen 1972 seine eigene Fahrerkarriere schmerzvoll endete. Doch daran wollte der Grazer nicht denken: „Mit unserem früheren Boxenstopp hätten wir Leclerc überholt. Schade, dass das Duell so zu Ende ging, aber wir hatten die bessere Geschwindigkeit und hätten wohl auch ohne den Unfall von Charles gewonnen. Der Wermutstropfen war das entgangene Podium von Checo (Pérez), der den Re-Start verschlafen hat.“ Verstappen gab sich abgeklärt wie immer: „Die Reifen überhitzten ständig. Unser Auto war sehr schnell, nach Charles‘ Pech konnte ich kontrollieren. Ein zweiter Stopp zur Sicherheit war wegen der langen Boxengasse und dem Zeitverlust dabei unmöglich.“
„Noch weit weg“
Lewis Hamilton war nach seinem 187. Podestplatz weit euphorischer als Verstappen: „Ein ganz hartes Rennen, ohne die Arbeit des Teams hier und in England wäre das Doppelpodium nicht möglich gewesen. Aber von den Jungs vorn waren wir noch immer weit weg.“ Das sah auch sein Chef Toto Wolff so: „Eine gute Gesamtleistung heute, aber es fehlen uns sieben Zehntel auf Max. Das heißt, wir müssen in Summe noch besser werden.“ Und bemerkenswerter Nachsatz: „Unser Auto ist nicht gut genug, um um den WM-Titel zu fahren.“Doch nicht wenige tippen für nächsten Sonntag auf dem langsamen „Überholverbotskurs“ Hungaroring auf den ersten Saisonsieg der Silbernen.
„Das Auto war schnell und es ist unglücklich für Charles. Von da an fuhr ich mein Rennen.“

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