Ein Ex-Lustenauer neben Messi, Neymar und Co.

So lief das Debüt von Muhammed Cham und Brandon Baiye gegen den französischen Serienmeister Paris St. Germain.
Clermont Es sind die Geschichten, die wohl nur der Fußball schreibt. Am 13. Mai führte Muhammed Cham Austria Lustenau beim 2:1-Auswärtssieg gegen SV Horn zum viel umjubelten und lang ersehnten Meistertitel in der zweithöchsten Liga Österreichs. Gleichzeitig war es für den 22-jährigen Edeltechniker das letztes Match im grün-weißen Dress.
Knapp drei Monate später, am 6. August absolvierte der gebürtige Wiener wieder ein Pflichtspiel. Und nicht irgendeines: Denn beim Auftakt zur ersten französischen Liga mit seinem neuen Klub Clermont Foot traf Cham auf den amtierenden Meister Paris St. Germain – mit keinem Geringeren als Lionel Messi.
„Beim Aufwärmen musste ich öfters rüberschauen. Ja, Messi und Co. waren alle da.“
Muhammed Cham nach seinem Debüt in der Ligue 1
Muhammed Cham

Messi statt Macher
Mehr persönlicher Aufstieg geht wohl nicht. In Horn noch gegen einen gewissen Pascal Macher, in Clermont gegen Messi. Im Interview mit den VN am 19. Mai, angesprochen auf ein mögliches Duell mit dem Weltstar, war Cham noch etwas vor den Kopf gestoßen. „Allein der Gedanke daran – einfach irre“, sagte der Offensivspieler damals. Nun wurde der Gedanke zur Realität. „Beim Aufwärmen musste ich schon ein paar mal öfters als sonst rüber zu den Gegnern schauen. Und tatsächlich: Da waren sie alle. Messi, Sergio Ramos, Gianluigi Donnarumma, Marco Verratti und Neymar. Man kann schon von einem erfüllten Traum sprechen, wenn man Messi auf dem Spielfeld gegenübersteht. Auch wenn wir das Spiel leider mit 0:5 verloren haben“, erzählte Cham den VN nach Spielende in den Katakomben des Stade Gabriel Montpied.

Erfahren, dass er beim Ligaauftakt gegen den zehnfachen französichen Meister der Ligue 1 in der Startelf steht, hat er erst am Tag davor. „Aber es hat sich irgendwie unter der Woche abgezeichnet. Wobei ich es nicht so wirklich glauben konnte. Brandon (Baiye) hat schon am Dienstag zu mir gesagt, dass ich spielen werde – da habe ich nur gelacht.“ Seine Mutter musste es auch geahnt haben, hat sie den Sohnemann doch noch um 3 Uhr früh am Spieltag angerufen und nachgefragt, ob er den wirklich spiele. „Es war zwar etwas früh, aber Mama darf immer anrufen“, so „Mo“ schmunzelnd.

Am Spielfeld selbst traf Cham, der in der 72. Minute nach einer richtig starken Leistung bei seinem Debüt ausgewechselt wurde, nicht oft auf sein Idol Messi. Dafür kam sein Kumpel Baiye in den Genuss des siebenfachen Weltfußballers. Nachdem der Belgier, ebenfalls eine enorm wichtige Stütze im Aufstiegsjahr von Austria Lustenau, fünf Minuten vor Schluss eingewechselt wurde und auch in Ligue 1 debütierte, gab es als Willkommensgruß vom kleinen Argentinier gleich ein „Gurkerl“. Darauf von Austrias Sportkoordinator Alexander Schneider, der sich den fußballerischen Leckerbissen des Partnerklubs ebenfalls nicht entgehen ließ, angesprochen, musste Baiye nur lachen und den Kopf schütteln. „Was soll ich sagen? Messi halt. Die hohe Niederlage tut schon weh, aber nun habe ich am eigenen Leib verspürt, wie es sich anfühlt, gegen absolute Weltklassespieler zu spielen“, erzählte der Mittelfeldspieler.

Baiye, der Dolmetscher
Beide haben sich gut eingelebt in der Auvergne, die sprachliche Barriere für Cham, der des Französischen nicht mächtig ist, wird von seinem „Buddy“ überwunden. „Brandon hat mir vom ersten Tag an hier in Clermont extrem viel geholfen, war bzw. ist für mich Dolmetscher auf und neben dem Spielfeld. Das hat mir den Start unheimlich erleichtert“, erzählt Cham. Dadurch fand der Offensivspieler schnell in die Mannschaft, wobei Baiye attestiert, „dass die Truppe hier richtig cool ist und uns als Neuzugänge super aufgenommen haben.“

Großer Jubel im Hotel
Bis dato lebten beide im Hotel, verbrachten so gut wie jede Minute zusammen. Dabei war es auch Pflicht, sich die Matches von Austria Lustenau in der Bundesliga gemeinsam vor dem TV anzusehen. „Beim ersten Tor von Anthony Schmid gegen WSG Tirol ist Mo durchs ganze Hotel gelaufen und hat gejubelt. Wenn ein Gast geschlafen hat, war er spätestens dann wach“, erzählt Baiye, dem sein Hotelpartner aber nun abhanden kommt. Cham bezieht noch diese Woche eine Wohnung in der 150.000 Einwohner zählenden Hauptstadt des französischen Departements Puy-de-Dome gelegen im Zentralmassiv der „Grande Nation“.

Aufgrund der intensiven Vorbereitung auf die Saison konnten beide noch nicht viel in der Stadt, in der 1889 der Reifenhersteller Michelin gegründet wurde, erkunden, „aber das, was wir bisher gesehen haben, gefällt uns sehr. Unser beider Fokus liegt derzeit eher auf unseren sportlichen Leistungen, wir wollen uns in der Mannschaft festbeißen“, erklärte Cham. Um zumindest noch öfters gegen ihre Idole zu spielen.