Gratuliere der Austria

Sport / 21.08.2022 • 19:18 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Gratuliere der Austria

Beeindruckende Kulisse, großartiges Spiel und am Ende ein verdienter Sieger. Das Derby zwischen dem Cashpoint SCR Altach und der Lustenauer Austria wird in der Vorarlberger Fußballgeschichte seinen Eintrag finden. Vor allem deshalb, weil der Aufsteiger aus der Stickergemeinde mit dem 2:1-Erfolg nach fünf Runden mit zehn Punkten bester Liga-Neuling seit Einführung der Ligareform in der Saison 2018/19 ist. Der Austria ist es gelungen, mit ihrer flexiblen Spielweise zu überraschen. Zudem war für mich die individuelle Klasse einzelner Austria-Spieler für den Derbysieg verantwortlich.

Cheftrainer Miroslav Klose setzte wie zuletzt auf eine 4-2-3-1-Grundordnung. Doch die Gastgeber hatten von Beginn große Mühe im Spielaufbau. Grund dafür war das gute taktische Verhalten der Lustenauer, die mit drei Spielern den Gegner am Strafraum zustellten. Austria-Coach Markus Mader löste seine 4-2-3-1-Formation bei Ballbesitz auf und beorderte seinen „Sechser“ Cem Türkmen nach vorne. So agierte die Austria in einem 4-4-2 mit Raute. Ein Rezept, dass den Altacher Matchplan in der Startphase völlig auf den Kopf stellte. Der Aufsteiger bestimmte das Spiel, Altach fehlten die Ideen. Vor allem im Mittelfeld hatte die Austria klare Vorteile. Stefano Surdanovic wechselte oft die Position, Pius Grabher ordnete vor der Abwehr das Spielgeschehen. Altach dagegen wirkte zu statisch. Die Flügelspieler Csaba Bukta und Jan Jurcec standen meist sehr breit und waren kaum anspielbar. Alexis Tibidi ist für mich auf der Zehnerposition nicht der richtige Spielertyp. Altachs Solospitze Atdhe Nuhiu bekam kaum Unterstützung aus dem Mittelfeld und war dadurch völlig isoliert. Selbst die Altacher Führung brachte die Austria an diesem Tag nicht aus dem Konzept. Schlug man doch nur wenige Minuten später zurück. Ab diesem Zeitpunkt kam Altach zwar besser ins Spiel, dennoch hatte ich das Gefühl, dass die Gastgeber an diesem Tag von sich selbst nicht überzeugt waren. Die Körpersprache fehlte, es wurde oft nur reagiert, die Kompaktheit sowie das Umschaltspiel nach Ballgewinn waren vor der Pause kaum vorhanden. Anders die Austria, die mit ihrem flexiblen System einen erfrischenden Fußball spielte.

Austria-Trio machte Dampf

Klose reagierte nach der Halbzeit und brachte Amankwah Forson anstelle des unglücklichen Bukta. Somit wechselte Tibidi auf den Flügel, Forson nahm die Zehnerposition ein. Ein Schachzug, der dem Altacher Spiel etwas mehr Kreativität gab. Mit einem weiteren Doppeltausch wollte das Altacher Betreuerteam nochmals ein Zeichen setzen, doch das Offensivspiel blieb auch mit Noah Bischof an diesem Tag harmlos. Hier hätte vielleicht auch eine Umstellung im System eine Wirkung gezeigt. Mader reagierte ebenfalls und brachte frische Spieler auf den Platz. Für mich an diesem Tag der große Vorteil zugunsten der Austria. Denn die eingewechselten Lukas Fridrikas, Anthony Schmid und Torben Rhein machten nochmals richtig Dampf in der Schlussphase. Daher kam der späte Siegtreffer des überragenden Bryan Teixera für mich gar nicht überraschend.

Mein Fazit: Ein super Derby, mit großartigen Fans. Altachs Spieler konnten ihre Leistung nicht hundertprozentig abrufen, wirkten für mich im Kopf blockiert. Die Austria dagegen nutzte die Gunst der Stunde und lieferte ihr bislang bestes Saisonspiel ab. Gratulation an die Mannschaft und das Betreuerteam.

Dieter Alge (56) ist Fußballtrainer mit Erfahrung im Profi-, Amateur- und Nachwuchsbereich.